Sturmwarnung
Überall
drängten sich die Menschen um Kofferradios. Bald fielen die Rundfunkstationen
aus, weil ein Sendeturm nach dem
anderen aus seiner Verankerung gerissen wurde und einstürzte. Auch das
Fernsehen konnte nicht mehr empfangen werden, egal ob über Antenne oder Kabel.
Sämtliche Satellitenschüsseln wurden landesweit von den Böen zerstört.
Am ersten
Tag des Sturms brach kurz nach Mitternacht das Stromnetz zusammen.
Und erst
danach erreichte der eigentliche Taifun das Festland. Aller bisheriger
Schrecken war nur ein Vorspiel gewesen, der Sturm hatte sich sozusagen aufgewärmt.
Wasser schoss in die Bucht von Tokio, und die Bewohner mussten entsetzt
zusehen, wie ihre Straßen unter den Fluten verschwanden.
Das Tosen
des Wassers, das Donnern der einstürzenden Häuser und das wütende Heulen des
Windes übertönten jeden anderen Laut – eine Verständigung war nicht mehr
möglich.
Tausende
mussten sich vor dem steigenden Wasser in die Straßen retten, nur um von den
Fluten ins Meer gerissen oder vom Wind davongeweht zu werden.
Und so
ging es weiter, tagelang und ohne jede Gnade, bis der Taifun – so wie alle
Stürme – sich von selbst beruhigte.
Supertaifun Max: höchste
Windgeschwindigkeit: 348,8 Stundenkilometer; Todesopfer: 1288704. Der
tödlichste Sturm der Geschichte – bisher.
Doch das
war nur der Anfang, ein Vorgeschmack, wie Wetterleuchten. Paris, London,
Berlin, Stockholm und Brüssel – alle schauten nach Tokio und stießen ein
lautloses Stoßgebet aus. New York ebenso. Den Big Apple konnte etwas derart
Schreckliches doch bestimmt nicht heimsuchen.
So dachte
man wenigstens. Doch der Supersturm sollte erst noch kommen.
7
Die letzte Katastrophe
Superstürme treten selten auf.
Unter welchen Bedingungen sie entstehen können, werden wir später im Detail
erörtern. Vorläufig soll es genügen festzustellen, dass in Versteinerungen
möglicherweise das Echo einer solchen Wetterkatastrophe erhalten geblieben ist,
die sich vor 7000 bis 10000 Jahren ereignet hat.
Die letzte
Eiszeit erreichte vor ungefähr 18000 Jahren ihren Höhepunkt. Riesige Gletscher
dehnten sich nach Süden bis über die Mitte der Vereinigten Staaten aus; in
Texas herrschten im Winter Temperaturen wie heute in Kanada. Das Meer war
damals ungleich flacher, und viele heutige Küstenregionen lagen weit im
Landesinneren.
Die Welt wurde damals von
großen Tierarten bevölkert: Mastodon, Mammut, Höhlenbär sowie den Vorläufern
von Wolf und Skunk.
In den
folgenden 8000 Jahren war das Eis in einem stetigen Rückzug begriffen, aus dem
schließlich eine wilde Flucht wurde. Ursache der Erwärmung war offenbar ein
Anstieg von Methan in der Atmosphäre. Obwohl dieses Gas sich bei Erhitzung
schnell auflöst, verwandelt es sich in ein hochpotentes Treibhausgas, wenn es
nicht angereichert wird. Als es sich damals in der Atmosphäre aufbaute, muss
eine Entwicklung eingesetzt haben, die ähnlich verlief wie die globale
Erwärmung unserer Tage. Vor etwa 8200 Jahren folgte dann ein jäher
Temperatursturz, der ungefähr 200 Jahre anhielt. Ausgelöst wurde er vermutlich
durch eine massive Flut von Schmelzwasser, die sich ins Arktische Meer ergoss.
Das
Süßwasser, das ins Meer strömte, sorgte dafür, dass der Salzgehalt im Ozean
radikal absank. War das der Grund, warum die Strömung des Nordatlantiks sich
nach Süden wandte und die Bedingungen entstanden, von denen wir annehmen, dass
sie Superstürme verursachen? Um darüber Klarheit zu gewinnen, wird eine
sorgfältige Überprüfung der Auswertungen aller Fossilienfunde nötig sein. Und
wir betonen, dass man sich dieser Aufgabe unbedingt stellen sollte, denn die
Warnzeichen sind beunruhigend.
Ganze
Tierpopulationen verschwanden damals, fast ausnahmslos große Lebewesen. In
Nordamerika waren das acht verschiedene Gattungen, im Rest der Welt 27, die
restlos ausstarben. Dieser Prozess setzte vor der Klimaabkühlung ein, und die
letzten Gattungen verschwanden, als er bereits abgeschlossen war.
Es ist
behauptet worden, das Aussterben großer Tiere auf dem amerikanischen Kontinent
falle in die Zeit, in der sich dort der Mensch ausbreitete. Eine bequeme
Theorie, die vielleicht in erster Linie dazu dient, ein äußerst heikles Problem
zu verschleiern, nämlich dass Nordamerika nicht das einzige Gebiet ist, wo
große Tiere verschwanden. Parallel dazu starben auf der ganzen Welt Gattungen
aus – in Australien, in Europa, in Südamerika. Wie hätte eine menschliche
Bevölkerung, die
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