Sturmwarnung
Transports von Steinen gehört die
Festung Sacsayhuaman. Diese nördlich der alten Inka-Hauptstadt Cuzco gelegene
Ruine kann mit Fug und Recht als das weltweit vollkommenste Werk der
Steinbaukunst betrachtet werden. Ihre Größe ist dabei nicht ausschlaggebend.
Die bei der Errichtung verwendeten Steine wiegen mit jeweils 300 Tonnen nur
halb so viel wie die von Baalbek. Doch sie sind derart exakt aneinander gefügt,
dass nicht einmal ein Haar zwischen die Fugen passt. Mehr noch, diese Steine
mussten über enge Gebirgspässe befördert werden. Dass und wie so etwas
bewerkstelligt wurde, grenzt in der Tat an ein Wunder.
Garcilaso de
La Vega, dessen Mutter angeblich der Herrscherdynastie der Inka angehörte,
schrieb im sechzehnten Jahrhundert in seiner Chronik Die Könige der Inka, ein
Inkakönig der Vorzeit hätte einmal versucht, einen gigantischen Felsblock
mehrere Kilometer weit zur Festung zu transportieren und in die Anlage
einzufügen. Über 20000 Männer hätten den Block mit bloßen Händen durch das
Gebirge geschleift, sein Gewicht aber irgendwann nicht mehr halten können,
sodass 3000 darunter zermalmt wurden.
Mit anderen
Worten: Die Inka aus der Zeit der spanischen Eroberung hatten die Fähigkeit
verloren, solche Bauwerke zu errichten, die sie als Teil ihrer Kultur ansahen.
Aber weil sie sie benutzten, nahmen die Archäologen an, sie wären ihre Erbauer
gewesen. Gleichwohl war von den Inka nie zu erfahren, wie sie sie errichtet
haben könnten.
All diese Beispiele zeigen:
Die Welt kann durchaus mit den Trümmern einer Zivilisation übersät sein, die
viel älter ist, als wir bisher annahmen. Wie viel älter, das lässt sich nicht
sagen.
Was hätte
geschehen können, um solche Menschen auszulöschen, die fähig waren, in einem
Ausmaß zu bauen, das sogar die Ingenieure von heute beschämt, und deren so
ungemein präzise Werkzeuge bei jedem modernen Maschinenbauer ehrfürchtiges
Staunen auslösen.
Was immer
diese Zivilisation vernichtet hat, es ist rasend schnell und mit
zerstörerischer Wut über die ganze Erde hinweggefegt. Doch die Welt, die
verwüstet wurde, war offenbar weder völlig stumm, noch verkannte sie die Natur
dieser Katastrophe. Die Menschen der vorgeschichtlichen Zeit haben uns eine
Botschaft darüber hinterlassen – oder genauer gesagt: viele Botschaften. Wenn
wir nur unsere bisherigen bequemen Folgerungen überprüfen – dass all diese
Botschaften nichts als bedeutungslose Mythen oder Legenden seien, die wirren
Spekulationen irgendwelcher Vorfahren, die von den Naturgesetzen nun mal keine
Ahnung hatten –, dann stoßen wir auf eine verblüffend kohärente Struktur. Und
dabei handelt es sich um ein ganzes System, das sich jeder, der nur ein
bisschen Ahnung von den Naturgesetzen hat, erschließen kann.
Wenn wir
diese Zeichen entschlüsseln, werden wir erfahren, was in dieser alten Welt
geschehen ist – und warum sie vor so langer Zeit bereits auf unsere Ära
deutete, auf das, was sich bei uns abspielen wird, auf uns selbst.
6
Der Tokio-Express
Im Japanischen Institut für
Meteorologie ging es drunter und drüber. Der Supertaifun Max raste auf das
Landesinnere zu, und das Institut konnte seine Geschwindigkeit nicht mehr
messen, weil er alle Messinstrumente zerstört hatte.
Die Daten,
die der Überwachungssatellit aus dem All meldete, waren schier unglaublich.
Doch man hatte keine Wahl. Das Land musste sich irgendwie auf einen Supertaifun
jenseits der Kategorie 5 einstellen, einen mit einer Dauergeschwindigkeit von
weit über den 250 Stundenkilometern am oberen Ende der Skala. Hier hatte man es
mit durchschnittlich 340 Stundenkilometern zu tun.
Dieser
Sturm besaß die gleiche dichte, symmetrische Struktur wie alle mächtigen
Taifune. Nur war diesmal alles anders als bei den sonstigen Zyklonen, die auf
dem Weg nach Japan zuerst Taiwan oder die Philippinen heimsuchten und dabei
deutlich an Fahrt verloren, sodass Japan normalerweise höchstens eine Flutwelle
drohte. Dieser Sturm dagegen hatte sich lange im Mittleren Pazifik
zusammengebraut und war nirgendwo auf größere Hindernisse gestoßen.
Japans
schlimmster Albtraum sollte sich bewahrheiten. Das Land begann mit den
Vorbereitungen. Aber was konnte man schon tun? In wenigen Tagen würde diese
entfesselte Urgewalt über das Land hereinbrechen, und man konnte unmöglich
sämtliche Küstenorte mit ihren fünfzig Millionen Einwohnern evakuieren. Kurz,
Japan musste sich Max an seinen Stränden und Häfen
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