Sturmwarnung
darüber zu erfahren, wie und warum das
geschah. Zweitens besteht die Möglichkeit, in den Mythen, die diese
Zivilisation hinterlassen hat, eine Zusammenfassung ihres Wissens und ihrer
Erfahrungen zu finden und daraus Erkenntnisse zu gewinnen, die uns helfen
könnten, einem möglicherweise drohenden Verhängnis zu entrinnen.
Wir haben
gesehen, dass Beweise für die Existenz einer solchen Zivilisation fehlen. Vielleicht
liegt das daran, dass es nie eine gegeben hat, womit die konventionellen
Modelle zur Erklärung der Ruinen, die wir bereits behandelt haben,
rehabilitiert wären. Trotzdem besteht die Möglichkeit, durch eine etwas tiefer
gehende Erforschung der anderen These nützliche Einsichten zu gewinnen.
Wenn diese
Zivilisation eben doch existierte, welche Kunstwerke schuf sie dann? War die
Naturkatastrophe, die sie heimsuchte, so extrem, dass alle zerstört wurden?
Nun, das steht in einem gewissen Widerspruch zu der Tatsache, dass auf der
ganzen Welt unerklärliche Ruinen gefunden worden sind. Diese Zivilisation
könnte ihren kulturellen Mittelpunkt in einer bestimmten Region gehabt haben,
die völlig vernichtet wurde, aber das schließt nicht aus, dass ihre Bauten über
die ganze Welt verteilt waren. Und wenn dem so war, was wurde dann aus dem
Bauschutt? Irgendwo müssten sich doch sicher verloren gegangene Werkzeuge, die
eine oder andere Skulptur oder Schmuckstücke finden lassen.
Wäre das
wirklich so? Was, wenn es im Zusammenhang mit dramatischen klimatischen
Veränderungen einen fürchterlichen Krieg gab, sodass der größte Teil der
Bevölkerung vom Sturm vernichtet und der Rest niedergemetzelt wurde?
Käme es heute zu einem
Atomkrieg, würden drei Fünftel unserer wirtschaftlichen Infrastruktur zerstört.
Und von der Menschheit wäre nur noch ein Zehntel übrig. Verschont blieben nur
die Randgebiete, rückständige Länder ohne jede Relevanz für die Kriegsparteien,
und die wenigen Gegenden, die die natürlichen Katastrophen nicht erreichen
würden. Was aber bliebe von unserer Zivilisation, wenn nur weit verstreute
Reste der Menschheit überlebten? Wie lange würde sich die Erinnerung an sie
halten?
Nicht lange, lehrt uns die
geschichtliche Erfahrung.
Was
überdauern würde, wären Erinnerungen einfacher Leute an die Furcht erregende
Gewalt der Katastrophe. Wir würden danach lechzen, die verschwundene Macht
dieser Zivilisation für uns zu nutzen, eine Macht, die im Nachhinein noch
größer erscheinen würde, als sie tatsächlich war. Aus Flugzeugen könnten
Raumschiffe werden, aus dem Internet eine magische Quelle allen Wissens, aus
den Taten von Wissenschaftlern die Riten von Priestern. Unverständlich
gewordene technische Werkzeuge würden zu religiösen Symbolen zweckentfremdet.
Einen ganz
ähnlichen Vorgang haben Anthropologen vor nicht allzu langer Zeit beobachtet.
Als im Zweiten Weltkrieg die technologische Gesellschaft des Westens auch die
abgelegenen Regionen von Neuguinea erreichte, flößten die Flugzeuge den
Einheimischen Ehrfurcht ein. Die Gebilde, die sie auf den von der US Air Force
im Dschungel geschaffenen Landebahnen niedergehen sahen, mussten etwas
Göttliches sein.
Ihre Reaktion
bestand in dem Versuch, die Flugzeuge zu beeinflussen. Da sie keine Ahnung
hatten, was ein Flugzeug war oder welche Funktion eine Tragfläche hatte, nahmen
sie ganz natürlich an, die Flugzeuge selbst wären Lebewesen und würden
diejenigen belohnen, die sich um sie bemühten.
Diese
Menschen hielten die Maschinen aus dem Westen tatsächlich für Götter und die
banalen Verrichtungen der Piloten für die Kulthandlungen von Priestern. So
versuchten sie, die fliegenden Götter anzulocken, indem sie eigene
»Landebahnen« schufen, auf denen sie »Flugzeuge« und »Kühlschränke« aus Bambus
aufstellten und dann selbst den Bewegungen der Piloten nachempfundene rituelle
Tänze aufführten. Einige »Cargo-Kult-Anhänger«, wie sie genannt wurden,
verehrten sogar den Deckel eines abgegriffenen Agatha-Christie-Buchs, das sie
auf dem Boden gefunden hatten.
Auch heute
noch, da Flugzeuge dort längst zum Alltag gehören, sind Cargo-Kult und
Fluggottlegenden mancherorts immer noch in die religiöse Praxis eingebettet.
Wir haben
nach der physischen Hinterlassenschaft einer technologisch fortgeschrittenen
alten Zivilisation geforscht und eigenartige Ruinen entdeckt, die Rückschlüsse
auf seitdem verloren gegangene besondere Fähigkeiten in der Baukunst erlauben.
Andererseits ist es uns nicht gelungen, Spuren
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