Sturmwelten 01
gehen.«
Sanft führte sie ihn am Arm zu einer der Hütten. Als Bara zu ihnen treten wollte, blickte sie ihn finster an: »Lass uns allein!«
Als wäre sie die Cacique des Lagers, gehorchten ihr alle anderen. Langsam löste sich die Versammlung auf, doch niemand kam zu ihnen in die Hütte, wo Majagua sich auf die Fersen hockte und behutsam seine Finger bewegte. Die Haut an seinen Handgelenken war rot und aufgescheuert, und er spürte noch die harten Griffe der Soldaten an seinen Oberarmen.
»Schmerzt es sehr?«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. Dann schaute er zu ihr auf.
Sie kniete sich neben ihn und nahm seine Hand: »Zeig.«
Ihre Finger fuhren sanft über seine geschundene Haut, als wolle sie seine Wunde durch ihre bloße Berührung heilen. Gegen ihre Gewohnheit hatte sie ihr dunkles Haar nicht zu einem Knoten gebunden, es fiel ihr in Locken ins Gesicht und beschattete ihre Augen.
Unvermittelt nahm Majagua ihre Hand und zog sie zu sich hin. Ihre weiche Haut schmiegte sich an seine. Tränen stiegen ihm in die Augen. »Ich sollte tot sein.«
»Du bist es aber nicht«, erwiderte sie leise. »Du bist am Leben, Krieger. Und deshalb bin auch ich noch am Leben.« Ihre Arme legten sich um ihn, umschlossen ihn in einer Umarmung, die seine Daemonen vertrieb.
Hier im Halbdämmer der Hütte sah niemand seine Schwäche, und er konnte sich in ihre Arme fallen lassen. Ihre Finger glitten durch sein Haar, kämmten die wilden, schwarzen Strähnen. Sie strich über seinen Nacken, seinen Rücken, verharrte kurz an jedem einzelnen Wirbel. Majagua stieß ein Keuchen aus, vor Überraschung, vor Lust, vor Freude. Ihr Duft, schwer und erdig, betäubte ihn. Vorsichtig legte er seine Hände um ihre Taille, streichelte über den groben Stoff ihres Kleides, suchte nach einer Möglichkeit für seine Finger, unter den Stoff zu schlüpfen. Als er endlich ihre Haut fand, gluckste sie, ein Laut, der halb Lachen und halb Stöhnen war, und Majaguas Gedanken waren erfüllt von ihrer Gegenwart. Ihr Ahnen! Wie wunderschön dieses Mädchen ist!
Er ließ seine Hände wandern, hielt sie fest, erreichte schließlich ihre Brust. Sie hatte die Augen geschlossen und barg den Kopf an seinem Hals. Ihr Atem lag schnell und heiß auf seiner Haut. Majagua suchte ihre Lippen und fand einen Kuss, zögerlich zunächst, doch dann öffnete sie ihre Lippen und drängte sich an ihn.
Ungeduldig zerrten sie an der Kleidung des anderen, schoben und zogen, bis der störende Stoff am Boden lag, achtlos fortgeworfen. Er bettete sie auf den Lehmboden und küsste die Wellen ihres Haares und die sanfte Wölbung ihrer Scham. Im Halbdunkel erforschte Majagua Sinaos Leib und sie den seinen, bis er endlich auf ihr lag und vorsichtig in sie eindrang. Als er sich in ihr bewegte, flüsterte sie seinen Namen und Koseworte, die so alt waren wie die Welt selbst.
In diesem Moment vermeinte er, eins zu sein mit ihr, eins mit der Erde, den Wellen und dem Himmel, und er ließ sich von Sinaos Hitze forttreiben. Weg von Hequia, von dem Lager, weg von allem. Sie lagen in der Hütte, und es gab nur ihre Körper, ihre Berührungen, ihre Liebe, und sie waren frei.
ROXANE
Das Donnern der Geschütze übertönte jedes andere Geräusch, und die volle Wucht der Breitseite ließ das Schiff erzittern. Ein Blick auf die Taschenuhr in ihrer Hand bestätigte Roxane, was sie bereits vermutet hatte – über zwei Minuten waren vergangen, seit die Kanonen zuletzt geschossen hatten. Unzufrieden schüttelte sie den Kopf, als sie Cearls Blick sah.
»Zwei-zehn.«
»Inakzeptabel«, antwortete der Erste Offizier. Für einen Moment hatte Roxane das unwirkliche Gefühl, dass er ihr Verhalten kommentiere, doch er wandte sich bereits wieder ab und brüllte Befehle. Seit sie aus Lessan ausgelaufen waren, hielt Kapitän Harfell die Besatzung mit Übungen auf Trab und scheute sich nicht einmal, Pulver und Munition dafür verwenden zu lassen. Dennoch war die Leistung der Mannschaft nicht zufriedenstellend, wie Roxane erneut feststellte. In einem Gefecht würde diese Nachlässigkeit Menschenleben und vielleicht den Sieg kosten.
Vorsichtig wanderte Roxanes Blick zu Cearl. Seit sie Lessan verlassen hatten, fürchtete sie sich davor, dass Leutnant Hugham den anderen Offizieren von ihrem Verhalten berichten könnte. Frewelling würde mich hoffentlich nur auslachen, dachte sie. Aber Harfell würde mich vermutlich vor das Kriegsgericht zerren. Welcher Artikel wäre das? Fraternisierung mit einer verfeindeten
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