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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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weiß nicht, was das bedeutet«, gestand der Admiral. »Aber du bist anders, weil du eine Maestra bist oder eine sein
wirst. Auf dem Schiff können wir dir unmöglich die Ausbildung zukommen lassen, die dafür nötig wäre. Andererseits wäre es sicherlich ein Fehler, dich gehen zu lassen. Und ich weiß nicht, ob er der Richtige für dich ist.« Thyrane nickte in Manoels Richtung, der offensichtlich eingeschlafen war, vollkommen ungeachtet des Betriebs um ihn herum.
    »Manoel hat mich beschützt. Dein Stamm hat uns gejagt. Sie haben mir alles genommen. Nur Manoel ist bei mir geblieben«, erklärte sie zornig.
    Der Admiral antwortete nicht, sondern blickte nach vorn, dorthin, wo der Himmel das Wasser berührte und ihr unbekanntes Ziel lag.
    »Ich weiß«, bekannte er schließlich. »Und ich kann es nicht ungeschehen machen. Niemand kann das. Aber wir sind nicht alle so wie die Leute, die für die Compagnie arbeiten. Unsere Nation ist nicht so. Wir haben Gesetze und Regeln, und die hätten dich beschützen sollen.«
    Er kam ihrem Protest zuvor: »Haben sie nicht, ich weiß. Aber es ist meine Aufgabe, dafür die Verantwortlichen zu finden. Die ersten Schritte sind getan. Und ich werde den Weg weitergehen.«
    »Aber du suchst doch den Ursprung des schwarzen Schiffs? Was hat das mit uns Sklaven zu tun?«
    Er kratzte sich an der Wange und sah sie aus seinen durchdringenden Augen an. Sie konnte nichts Falsches darin entdecken. Sie wusste, dass er die Wahrheit sagte.
    »Manchmal muss man einen Umweg gehen, wenn man sein Ziel erreichen will. Es ist schwer, die Compagnie für das zu bestrafen, was auf der Sklaveninsel geschehen ist. Aber wenn die Leute der Compagnie versucht haben, der Krone – unserer Königin – etwas vorzuenthalten, könnte das benutzt werden, um doch noch Gerechtigkeit für euch zu erlangen. Es ist keine wirkliche Gerechtigkeit, aber wir sind alle nur
fehlbare Menschen im Antlitz der Einheit. Es ist das Beste, worauf wir hoffen können.«
    Er sah Sinao an, als erwarte er ihre Erlaubnis, um genau das zu tun, was er eben vorgeschlagen hatte. Sie erwiderte seinen Blick.
    »Gut.«
    Das einzelne Wort reichte, denn sie verstanden einander, obwohl ein ganzes Leben und eine große See sie trennte. Sie wollte keine Gerechtigkeit – sie wollte Rache. Sie vertraute den Thayns nicht, aber sie vertraute ihm. Die Unterschiede waren gering, aber ihre Wirkung war groß.
    »Und gnade die Einheit den Bastarden von der Compagnie, wenn sie der Krone Schaden zugefügt haben«, knurrte Thyrane, als er sich wieder abwandte und den Horizont betrachtete. »In ihrem Reichtum und ihrer Macht wähnen sie sich über dem Gesetz stehend. Es wird ein harter Fall werden, wenn wir sie von dort herunterziehen.«
    Sinao nickte grimmig. Sie würde alles tun, damit dieser alte Mann mit dem feurigen Herzen sein Ziel erreichen konnte. Die Compagnie hatte ihr alles genommen. Die Verluste hatten sie fast getötet. Aber jetzt gab es auch nichts mehr, was sie aufhalten konnte.
    Ihr Blick fiel auf Manoel, der sie auch bald verlassen würde. Dann war sie wahrhaft allein.

ROXANE

    Die Sonne färbte den Himmel langsam rot und nahm dem Anblick der brennenden Stadt so den Schrecken des Unbekannten. In der Nacht war das Ausmaß der Brände kaum zu erkennen gewesen, da jeder Bezugspunkt fehlte. Jetzt, im Zwielicht des anbrechenden Tages, zeugten die zahlreichen Rauchsäulen, die sich über Balcera zu einer dicken Wolke vermengten, die nur langsam vom Wind aufgelöst wurde, von der Zerstörung, die in der Stadt angerichtet worden sein musste.
    Noch immer wusste die kleine Gruppe nicht, was dort geschah, aber in der Dunkelheit waren immer wieder Schüsse zu hören gewesen und zweimal sogar das dumpfe Donnern von Kanonen.
    Roxane fröstelte. Der harte Erdboden war eine unbequeme Schlafstatt gewesen, und sie hatte kaum ein Auge zugetan. Groferton, der neben ihr lag, hatte sich ganz in seinen Mantel gewickelt, so dass nur noch seine Nase und ein verwuschelter Haarschopf herausschauten, und er schniefte und hustete ununterbrochen. Dagegen schien Bihrâd in der Lage zu sein, sich auch unter diesen Bedingungen auszuruhen, denn sein Atem ging langsam und regelmäßig, und seine Augen waren geschlossen. Die junge Offizierin beneidete den Mauresken um diese Fähigkeit, die ihr selbst nicht gegeben war.

    Auch Jaquento schlief nicht, wie sie durch einen Seitenblick feststellte, sondern beobachtete die Stadt, als wolle er durch schiere Willenskraft trotz der

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