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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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wütend mit dem Finger auf sie wies. »Ihre Handlungen sind unverzeihlich. Sie und Ihre Mitoffiziere haben große Schuld auf sich geladen. Wie groß diese Schuld genau ist, wird noch
festzustellen sein. Und für Ihre Verfehlungen werden Sie zweifellos zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Unvermittelt spürte Jaquento, wie Sinosh von seiner Schulter sprang. Überrascht wandte er sich um und sah die Echse nur noch wie einen goldenen Blitz unter einem der Sessel verschwinden. Auch Roxane drehte den Kopf ein wenig und folgte ihr mit dem Blick, aber der Admiral war so in seinem Zorn gefangen, dass er Sinoshs seltsames Verhalten nicht einmal bemerkte.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und der Adjutant kehrte in Begleitung zweier Marinesoldaten zurück. Ich habe Roxane gesagt, dass die Marine nicht gut für sie ist , dachte der junge Hiscadi, als er die Bewaffneten ansah. Verdammtes Militär. Dementsprechend verwirrt war er, als Holt auf ihn zeigte und brüllte: »Festsetzen!«
    Jaquentos Rechte flog zum Degen, doch schon sah er zwei Musketen auf sich gerichtet. Betont langsam öffnete er die Finger und hob die Hand von seiner Waffe.
    »Was soll das, Mesér?«, fragte er scheinbar ruhig. »Ich und mein Schiff sind nur durch unglückliche Umstände in diese Misere verwickelt worden.«
    »Kapitän Jaquento trifft keine Schuld«, pflichtete ihm Roxane augenblicklich bei. »Er hat versucht, uns zu helfen und …«
    »Ich sagte, Sie sollen schweigen, Leutnant. Dieser Mann ist unzweifelhaft ein Pirat, vermutlich ein Freibeuter im Dienst ausländischer Mächte, und damit ebenso unzweifelhaft ein Feind Thanyrics.«
    Angesichts der zumindest in Teilen recht akkuraten Beschreibung verzog Jaquento das Gesicht. Bevor er sich verteidigen konnte, fuhr Holt jedoch fort: »Er fuhr im Verbund mit der Todsünde , einem in diesen Gewässern weithin bekannten Piratenschiff. Er hat Eigentum der Handelscompagnie
zerstört und ein Schiff der Königlichen Marine zum Angriff auf das eigene Land verleitet. Schande über Ihr Haupt, Leutnant, dass Sie mit solchem Abschaum im Bunde standen. Aber das ist jetzt vorbei. Er und seine Besatzung werden den gerechten Lohn für ihre Verbrechen erhalten.«
    »Ich versichere Euch, Mesér …«
    »Festsetzen!«
    Die beiden Soldaten kamen näher, und Jaquento nutzte diesen Augenblick. Er sprang nach rechts und duckte sich. Ein Schuss löste sich, und der junge Hiscadi spürte die heiße Luft über seinen Nacken streichen. Doch die Kugel war zu spät abgefeuert worden und schlug mit einem dumpfen Knall in die Wand hinter ihm ein. Bevor jemand sonst reagierte, war er bei dem Schützen angelangt, packte die Muskete am heißen Lauf und rammte sie dem Soldaten gegen das Kinn. Der zweite Soldat schwang seine Waffe herum, doch sie war zu lang, um in dem Raum noch nützlich zu sein. Mehr von seinem Gefühl als von irgendeinem Wissen geleitet, warf Jaquento sich herum. Die Faust des Soldaten, der für einen Mann seines Alters erstaunlich behände auf die Füße gekommen war, traf ihn an der Schulter, doch er packte den Arm des Mannes und riss ihn mit sich zu Boden. Noch bevor sie zusammen aufschlugen, hämmerte Jaquento ihm die Rechte auf die Nase.
    Geschickt rollte er sich unter dem Leib seines Widersachers weg und rappelte sich auf. Gerade rechtzeitig, um den Kolben der Muskete zu sehen, der auf sein Kinn zuraste. Der Schlag sandte ihn wieder zu Boden, und die Welt trat einen Schritt von ihm zurück, begann zu schwanken und sich zu drehen, als habe sie ihre Gesetze nur für ihn geändert. Er wollte aufstehen, aber seine Beine rutschen über den Boden und fanden keinen Halt. Verwirrt blickte er sich um und entdeckte Roxane über sich, ihr Gesicht eine Maske des Schreckens. Er
hörte Holt wütend brüllen, doch die Worte blieben ohne Sinn. Unter einem Sessel sah er Sinosh, mehr ein goldener Fleck als eine kleine Echse, aber er bildete sich ein, die unergründlichen Augen seien auf ihn gerichtet.
    Bevor er jedoch sicher sein konnte, traf ihn der nächste Schlag an der Schläfe, und er versank in einem dunklen Meer.

FRANIGO

    In dieser stillsten Zeit des Tages trieb Franigo auf der Dunkelheit wie ein Schiff auf hoher See. Wie so oft in letzter Zeit war er vor Sonnenaufgang aufgewacht, und nun mangelte es ihm an Müdigkeit. Stattdessen waren sein Geist hellwach und seine Gedanken von einer Schärfe, die ihn immer wieder überraschte. Der Schleier, der sich im Laufe des Tages über ihn senken würde, war noch fern;

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