Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Inseln und bedrohten Menschen und Häuser, Wind und Regen nagten zielstrebig an allem, was hier künstlich errichtet worden war.
Der Admiral spürte, wie ihn das Klima der Sturmwelt ärgerlich machte. Obwohl er einen guten Teil seines Lebens in warmen Breitengraden verbracht hatte, war ihm dies oft nicht leicht gefallen. Und gewöhnt hatte er sich daran nie. Während im südlichen Corbane meist eher eine trockene Hitze herrschte, ging sie in der Sturmwelt stets mit viel Feuchtigkeit einher; eine Kombination, die ihm ganz und gar nicht zusagte.
So war seine Laune bereits auf einem Tiefpunkt angelangt, noch bevor er den Sitz des Admirals der Sturmweltflotte betrat. Dennoch nickte er dem Adjutanten höflich zu, der ihn an der Tür empfing und durch spärlich beleuchtete Gänge führte. Es war offensichtlich, dass niemand mit Besuch zu so später Stunde gerechnet hatte, und es waren nur wenige Lampen entzündet worden. Auch wenn er selten seinem Stand gemäß handelte, spürte Thyrane dennoch, wie seine Verärgerung zunahm. In diesen Momenten war er nicht allein er selbst, sondern der Repräsentant der Krone und des Parlamentes
von Thaynric, und die Boten, die er vorausgesandt hatte, waren ausführlich instruiert worden, diesen Umstand genau so zu übermitteln.
Endlich wurde er in das Büro Admiral Holts geführt, der ihn freundlich begrüßte. Ihre Wege hatten sich bislang nur auf sozialen Veranstaltungen gekreuzt, und Thyrane wusste nur wenig über den Admiral und seine Fähigkeiten, erinnerte sich aber an die Tatsache, dass Holt ihm schon beim ersten Anblick unsympathisch gewesen war und sich dies bei den Worten, die sie gewechselt hatten, nicht geändert hatte. Aber Thyrane war gewillt, trotz seiner schlechten Stimmung über diesen Umstand hinwegzusehen und Holt im Moment nur nach seiner Hilfsbereitschaft zu beurteilen.
»Es ist mir eine Ehre, Thay«, erklärte dieser. »Allerdings hoffe ich doch, dass Sie nicht als meine Ablösung hier sind?«
Thyrane lächelte über den schwachen Scherz und schüttelte den Kopf. In seinen Schläfen machte sich Spannung breit, Herold kommender Kopfschmerzen.
»Nein, keine Sorge, Thay. Ich bin lediglich mit einem sehr spezifischen Auftrag angereist, der Ihre Einflusssphäre nur wenig berühren dürfte.«
»Wie erfreulich. Und spannend. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Port? Oder einen Branntwein? Wir haben hier auch exzellenten Rum, nicht den billigen Fusel, der in die Provianthäuser in der Heimat geschickt wird«, verkündete er mit einem gewissen Stolz.
»Ich wäre Ihnen für ein Glas Wasser und etwas Tee dankbar«, erwiderte der Admiral eingedenk seiner drohenden Kopfschmerzen, die er nicht durch Alkohol anzufachen gedachte. Holt klingelte einen Bediensteten herbei, gab Thyranes Wünsche in Auftrag und ließ sich selbst ein gutes Glas Portwein einschenken. Dann nahm er in einem breiten Ohrensessel Platz und bat Thyrane, es ihm gleichzutun. Obwohl
seine Gelenke von dem langen Tag schmerzten, ließ der Admiral es sich nicht anmerken, als er sich setzte.
»Also, können Sie mir mehr über den Grund Ihres Hierseins verraten? Kann ich Ihnen bei diesem ominösen Auftrag zu Diensten sein?«
Während ihm sein Tee auf einem kleinen Beistelltischchen serviert wurde, fasste Thyrane knapp zusammen, was ihn in die Sturmwelt geführt hatte. Nur die nötigsten Details kamen über seine Lippen; er sah keinen Nutzen darin, Holt allzu tief in die Angelegenheit einzuweihen. Sein Gegenüber stellte keine Fragen, sondern nippte nur nachdenklich an seinem Glas.
»Ihre Vollmacht ist ungewöhnlich«, stellte Holt schließlich fest, als Thyranes Bericht geendet hatte. »Und diese ganze Angelegenheit mit den Schiffen der Compagnie und der Mantikor … sehr unglücklich. Aber wie kann ich Ihnen helfen, Thay?«
»Erzählen Sie mir, was vorgefallen ist. Was ist auf dieser Insel geschehen? Die Mantikor , das ist eine der alten 32er, nicht wahr?«
Holt nickte bestätigend, dann war es an ihm, zu berichten. Seine Geschichte klang nicht weniger abenteuerlich als die des Admirals, und spätestens, als er von dem Gefecht zwischen der Fregatte und den Schiffen der Compagnie erzählte, hoben sich Thyranes Augenbrauen. Offensichtlich missfiel seinem Gegenüber, was sich dort abgespielt hatte, denn sein Tonfall war schneidend, und seine Beschreibung der Offiziere der Mantikor , mit Ausnahme des Kapitäns, war getränkt von Spott und Hohn.
»Verstehe ich Sie richtig, die Fregatte hat diese
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