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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Sie uns zwischen ihnen und dem Wind«, befahl Thyrane, und Bercons nickte. »Das Spiel können auch zwei spielen.«
    Anstatt sich direkt anzunähern, fuhren die beiden Geschwader nun kurze Zeit fast parallel, bevor Bercons wieder in Richtung des anderen Geschwaders einschwenken ließ. Sie selbst hatten den Wind im Rücken, während die Compagnieschiffe kreuzen mussten. So konnten sie wieder auf Verfolgungskurs gehen, ohne ihre Position allzu sehr zu schwächen.
    Inzwischen waren die Segel gut mit bloßem Auge zu erkennen, und Thyrane konnte selbst auf die Distanz die unterschiedlichen Schiffstypen unterscheiden.
    »Ein Dreidecker und ein Zweidecker. Vermutlich die 80er und die 64er«, stellte er fest. »Zwei Fregatten. Der Rest sind Korvetten.«
    »Sind das große Schiffe?«, fragte Sinao, die eine Weile lang schweigend an der Reling gelehnt hatte.
    »Wir sind vom Gewicht der Breitseiten klar unterlegen. Mit den beiden großen Schiffen können wir uns nicht lange anlegen. Die schießen uns zusammen.«
    »Ist das nicht sehr schlecht, wenn wir kämpfen müssen?«
    Thyrane lächelte Sinao an.
    »Keine Sorge, ich habe noch den einen oder anderen Trick auf Lager, mit dem die Süßwasser-Offiziere der Compagnie sicher nicht rechnen. Es ist eine Sache, ein großes Schiff zu befehligen, und eine ganz andere, es in einer Schlacht zu kommandieren.«

    Er sah wieder durch sein Fernrohr. Die Compagnieschiffe waren neuerlich auf einen Ostkurs eingeschwenkt. Ihr Manöver war langsam, und es brachte ihre Formation durcheinander. Wäre so etwas in seinem Geschwader passiert, Thyrane hätte dem Verantwortlichen eine gewaltige Standpauke gehalten. Wollen wir hoffen, dass sie im Ernstfall ebenso ungeschickt manövrieren.
    Ein dunkler Fleck am Himmel beanspruchte seine Aufmerksamkeit. Zuerst glaubte er, einen Schwarm Vögel zu sehen, dann aber erkannte er eine einzelne riesige Gestalt.
    »Drache!«, brüllte der Ausguck in diesem Moment. »Da … da, bei den Segeln!«
    »Was?« Bercons stürmte an Thyranes Seite und zückte sein eigenes Fernrohr. »Wo?«
    Sinao beschattete die Augen mit den Händen und starrte ebenfalls suchend in den Himmel.
    »Ich fürchte, er hat Recht«, befand Thyrane, der das Wesen beobachtete, dessen Konturen sich nun deutlich vor dem Himmel abzeichneten. Es kreiste über dem Geschwader der Compagnie.
    »Was sollen wir tun, Thay?«, fragte der Kapitän mit erzwungener Ruhe.
    »Wenn es sie angreift, werden wir ihnen helfen müssen«, erklärte Thyrane.
    »Wir sind noch zu weit entfernt. Wenn ich an die Berichte über Boroges denke … Das wird kein langes Gefecht.«
    »Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen, Thay. Entweder sie erwehren sich der Bestie, oder es ist vorbei, bis wir auch nur in die Nähe kommen. So oder so, lassen Sie das Schiff zum Gefecht klarmachen.«
    »Aye, aye!«
    Bercons eilte davon, und schon Sekunden später ertönten die Pfeife des Bootsmanns und das Trommeln der
Marinesoldaten. Thyrane ließ den Drachen nicht aus den Augen.
    Nach einer weiteren großen Runde senkte die Kreatur sich langsam zu den Schiffen der Compagnie hinab. Feuert , befahl der Admiral im Geiste. Feuert, verdammt nochmal!
    Doch es war nichts dergleichen zu sehen, keine Mündungsblitze, kein Pulverdampf, nichts. Und dann tauchte der Drache zwischen den Segeln einfach unter, und so sehr Thyrane auch nach ihm suchte, er konnte ihn nicht mehr entdecken.
    Eine ungute Ahnung beschlich ihn.

FRANIGO

    Das Schiff fuhr in ein Wellental, und die Zinnbecher machten einen kleinen Sprung und vergossen Rotwein auf dem schmalen Holztisch, dessen Oberfläche durch viele Jahre der Benutzung dunkel und uneben geworden war. Franigo griff nach Becher und Kanne und hielt beides fest.
    »Nicht, dass mir der Wein zu kostbar wäre«, sagte er zu Jaquento, der ihm in der Kapitänskajüte der Todsünde gegenübersaß. »Aber ich möchte natürlich verhindern, dass dieses süße Zeug den Boden deines Quartiers verklebt.«
    Jaquento griff ebenfalls nach seinem Becher und grinste.
    »Vielleicht ist es nicht gerade der beste Wein, aber das ist leider alles, was die Vorräte der Todsünde noch hergegeben haben«, stimmte er zu. »Anscheinend hatten die Diener des Kaisers – oder vielmehr der Kaiserin – kein besonderes Verlangen nach Alkohol. Sonst wäre gar nichts mehr vorhanden.«
    Die kleine Echse, die Jaquento schon in Hiscadi begleitet hatte, war auch jetzt wieder bei ihm und schlummerte auf seiner Schulter. Es schien Franigo, als sei sie ein wenig

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