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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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handelte sich um einen schwarzhaarigen Mann in abgerissener Kleidung, hochgewachsen und so mit Staub und Ruß bedeckt, dass seine Züge kaum zu erkennen waren. In den Armen trug er eine leblos wirkende Frauengestalt.
    Der Mann ging einige schwankende Schritte nach vorn, dann fiel er unter dem Gewicht, das er trug, auf die Knie.
    Jaquento trat auf den Überlebenden zu, der ihm plötzlich seltsam vertraut erschien. Die Haltung, der Haarschopf …
    Es dauerte einen Augenblick, bis Jaquento klar wurde, dass er kein Trugbild vor sich hatte, sondern dass er den Mann wirklich kannte.
    »Franigo? Franigo!«
    Der Dichter hob den Kopf und sah ihn erschöpft an, dann erhellte ein Lächeln seine schmutzigen Züge. »Natürlich, Maurez! Bei der Einheit! Mitten in den Ländern des Drachenkaisers treffe ich auf … dich! Wo auch sonst?«
    »Es ist eine Kaiserin«, berichtigte Jaquento vorsichtig, ging neben seinem Freund in die Knie und nahm ihm die regungslose Frau ab. »Bist du verletzt? Ist das Tareisa? Lebt sie?«
    »Ich weiß nicht …«, hub Franigo an, begann dann aber sofort wieder zu husten.

    Sanft ließ Jaquento Tareisa zu Boden gleiten, und sofort trat Bihrâd neben sie, ließ sich auf ein Knie nieder und untersuchte sie.
    Nach wenigen Augenblicken nickte er. »Sie lebt, mein Freund. Aber ich muss mich um ihre Verletzungen kümmern.« Falls auch der Maureske sich fragte, was der hiscadische Dichter in Danam tat, stellte er die Frage zunächst hintenan.
    Franigo rieb sich den Kopf. »Maurez … jetzt Jaquento, nicht wahr? Meine Güte, hier geht es wirklich zu wie in einem Roman!«
    Jaquento grinste. »Was ist dir geschehen?«
    »Mir ist ein Dach auf das Haupt gefallen, ich wurde fast von einem Drachen geröstet, und ich habe versucht, einen uralten Magier zu erstechen. Dafür geht es mir eigentlich erstaunlich gut.«
    »Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«
    »Das kann ich dir berichten.« Der Poet rieb sich über die Stirn und vermengte dabei den schwarzen Ruß und den weißen Mörtelstaub zu einer bizarren Bemalung. »Aber nein, das dauert zu lang. Ich fasse es dir zusammen.«
    Und das tat er. Selbstverständlich war eine Zusammenfassung aus Franigos Mund in etwa so knapp wie die ausführliche Geschichte eines anderen. Aber Jaquento dachte nicht daran, den Dichter zu unterbrechen, denn dessen Bericht gab ihm auch die Zeit, sich die ganze unwirkliche Situation, in der sie sich befanden, noch einmal begreiflich zu machen.
    Franigo ist hier. Und Tareisa. Und wir handeln jetzt im Auftrag des Drachenkaisers. Der Drachenkaiserin.
    »Ich will ja nicht drängen«, mischte sich Sean ein, als die letzten Goldgerüsteten aus Trümmern und Rauch zurückkehrten. »Aber ich sollte wohl mal. Wir sollten uns beeilen, auch wenn euer Wiedersehen natürlich sehr rührend ist.«

    »Du hast Recht.« Jaquento erhob sich. »Du kommst doch mit uns, alter Freund, nicht wahr?« Er streckte dem Dichter die Rechte hin.
    Franigo sah sich suchend um, und zuckte schließlich mit den Schultern. »In Ermangelung anderer Alternativen nehme ich dein Angebot gern an, auch wenn mir das Wohin noch schleierhaft ist.« Er ergriff Jaquentos Hand und ließ sich von diesem auf die Füße helfen.
    »Bring zusammen mit Bihrâd und Franigo Tareisa an Bord der Todsünde . Und vorher lass uns den Goldkriegern hier erklären, dass einer von ihnen mich zu der Besatzung des Schiffs bringen soll«, forderte Jaquento Sean auf.
    Der ehemalige Matrose sprach mit den Wachen, und dann nahm Bihrâd die immer noch bewusstlose Maestra auf die Arme, während Sean Franigo auf dem Weg stützte.
    Jaquento indes ließ sich von dem verbliebenen Soldaten zu einem niedrigen Haus mit dicken Mauern führen, das von einer Handvoll weitaus weniger imposanter Soldaten bewacht wurde. Nach einem kurzen Wortwechsel in ihrer Sprache ließen sie Jaquento hinein.
    Im Inneren war es düster, da die Fenster weit oben in den Wänden und sehr klein waren. Mehrere Dutzend Gestalten saßen, standen und lagen in dem Raum verteilt. Jaquento kannte sie alle, denn er war mit ihnen auf der Todsünde gesegelt, in einem anderen Leben, wie es ihm jetzt scheinen wollte.
    Er lief in die Mitte des Raumes und erhob die Stimme: »Ich hoffe, ihr erinnert euch noch ebenso deutlich an mich wie ich mich an euch. Falls man euch erzählt hat, ich sei tot – nun, die Berichte von meinem Ableben waren stark übertrieben, wie ihr sehen könnt. Jetzt ist keine Zeit für lange Erklärungen, aber ich verspreche euch,

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