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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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packte sie am Knöchel, doch Tareisa trat so fest mit dem anderen Bein zu, wie sie konnte, und wurde dafür mit einem Schmerzensschrei belohnt.
    Schließlich gab der Riegel nach, und die Holzluke öffnete sich. Ein Teil ihres Verstandes registrierte, dass die Seemänner nun einen engen Ring um sie bildeten.
    Kopfüber sprang Tareisa durch die Geschützluke. Ihr Rock wurde festgehalten, ob von einem Matrosen oder einem Nagel, wusste sie nicht, und sie kippte vornüber und schlug gegen die Bordwand der Todsünde . Dann endlich riss der Stoff, und sie stürzte ins Wasser.
    Die Wellen des Meeres schlugen über ihrem Kopf zusammen, ihre Kleidung sog sich voll Wasser, und die See selbst schien sie nach unten zu ziehen, weg von Licht und Luft und hinein in die ewige Dunkelheit.

FRANIGO

    »Wie ist das Befinden der werten Frau Gemahlin?«, erkundigte sich Franigo und hoffte, dass er seine Rolle als ergebener Bewunderer des Ratsvorsitzenden gut spielte. »Ebenfalls sehr gut«, erwiderte der Angesprochene und strich sich sichtlich zufrieden über den Bauch, der sich merklich unter dem Wams wölbte.
    Der Poet lächelte und nickte. »Ihr seid ein beneidenswerter Mann, Mesér Almarza. Ihr habt eine wundervolle Familie, eine schöne Frau und ein hohes Amt durch das Vertrauen der Bürger dieser großartigen Stadt.«
    Und an diesem heißen Tag eine wunderbar kühle Amtsstube und mehr als genug diensteifrige Untergebene, die Euch nur zu gern geeistes Wasser reichen, dachte Franigo bei sich.
    »Ach, genug davon. Ich kann Schmeicheleien nicht vertragen«, wehrte der Ratsvorsitzende wenig glaubhaft ab. »Ich sehe mich als vom Glück begünstigt an. Und ich versuche, mein Bestes zu geben, um …«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment klopfte es energisch an die Tür seines Büros. Er gab einem seiner Beamten, die an zahlreichen Tischen um ihn herum saßen, ein Zeichen, der daraufhin zur Tür eilte und sie öffnete.
    »Grüße«, rief der Neuankömmling. »Was kann ich für Euch tun, dass Ihr mich so eilig habt rufen lassen?«

    Einen Moment lang blieb Franigo still sitzen und genoss den Augenblick, dann stand er kurz auf und nickte Magistrat Gárrer grüßend zu. Noch immer spielte ein höfliches, serviles Lächeln um seine Mundwinkel, doch er wusste, dass in seinen Augen die Genugtuung zu sehen war.
    Der Ratsvorsitzende Almarza erhob seinen massigen Leib nur andeutungswiese aus dem schweren, geschnitzten Sessel und grüßte den Neuankömmling knapp. »Magistrat, ich freue mich, dass Ihr Euch so schnell hierherbemühen konntet. Es gibt eine eilige Angelegenheit zu besprechen. Ich wünsche, dass der Student Alserras aus der Haft entlassen wird. Und ebenso dieser unglückliche Betreiber einer Druckerei – wie, sagtet Ihr noch gleich, war sein Name?«, erkundigte er sich, an Franigo gewandt.
    Noch bevor der Poet antworten konnte, fiel ihm Gárrer kühl ins Wort. Ohne den Dichter zu beachten, wandte er sich direkt an den Vorsitzenden: »Mesér, verzeiht, wenn ich es wage, Euch in dieser Angelegenheit zu widersprechen, aber diese Lumpen sind aus gutem Grund in Haft.«
    »Mir wurde glaubhaft versichert, dass es sich bei diesen Verhaftungen lediglich um Missverständnisse handelt – Verwechslungen, Irrtümer, nennt es, wie Ihr wollt-, jedoch nicht um ernsthafte Belange.« Der Ratsvorsitzende wies auf Franigo, der bestätigend nickte. »Könnt Ihr bitte schleunigst veranlassen, dass die beiden Genannten wieder auf freien Fuß gesetzt werden?«
    »Wenn dies der Wille des Rates ist …«
    »Der Rat wird mir in dieser Angelegenheit zustimmen, Mesér.« Die sonst so leutselige Stimme des dicken Mannes hatte nun einen überraschend scharfen Unterton angenommen, was Franigo nicht entging.
    Und Magistrat Gárrer offenkundig auch nicht, seinem versteinerten Gesichtsausdruck nach zu urteilen.

    »Natürlich, Mesér. Ganz wie es Eurem Wunsch entspricht. Ich werde mich persönlich darum kümmern.« Gárrer machte eine höfliche Verbeugung, aber Franigo spürte den hasserfüllten Blick des Mannes auf sich ruhen. »Noch etwas?«
    »Nein, das ist alles.«
    Mit einer weiteren Verbeugung zog sich der Magistrat zurück und ließ die beiden Männer wieder im Kreis der Beamten zurück, die höflich die Blicke gesenkt hielten, um so zu tun, als würden sie der Unterhaltung nicht lauschen. Ach, die anheimelnde Nähe zur Macht, dachte Franigo leicht belustigt.
    Er spürte eine tiefe Befriedigung, als er sich vorstellte, wie sehr es Gárrer beschämt haben

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