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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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hielten sich von ihnen fern, und es waren so wenige, dass jeder Einzelne aus der Menge herausstach. Jaquentos Worte schienen sich nun zu bewahrheiten: Géronaee und Thayns mochten derzeit nicht im Krieg liegen, Freunde waren sie aber noch lange nicht.
    Als die beiden Männer durch das Tor schritten und den Kai ein Stück hinter sich ließen, gab es zwar kaum noch Corbaner auf den Straßen, und doch wurden ihnen in der
dichten Menschenmenge deutlich weniger neugierige oder misstrauische Blicke zugeworfen. Vielleicht werden die Leute gesprächiger, wenn keine Géronaee in der Nähe sind, hoffte der junge Hiscadi.
    Und tatsächlich trat kurze Zeit später ein Mann aus einer Seitengasse, der Jaquento gerade einmal bis zur Schulter reichte und eine schlichte, weite blaue Hose und darüber eine ebensolche Tunika trug. Sein glänzend schwarzes Haar war zu einem schulterlangen Zopf geflochten, und er lächelte freundlich.
    Er trat Jaquento und Bihrâd in den Weg, nicht aggressiv, aber doch so auffällig, dass sie anhielten.
    »Sie suchen etwas?«, fragte er mit einem leichten Lächeln. Sein Géronaisch war exzellent. Jaquento hörte lediglich den Hauch eines Akzents.
    »Ja«, bestätigte Jaquento und erwiderte das Lächeln. »Wir suchen nach einem Schiff.«
    »Sie kommen vom Hafen? Dann haben Sie dort gewiss schon nachgesehen, ja? Dort ist es nicht?«
    »Nein. Wir denken aber, dass es hier in den letzten Tagen vorbeigekommen sein muss. Es handelt sich um ein Schiff aus Corbane, einen Dreimaster. Wisst Ihr vielleicht etwas darüber, Mesér?«
    »Ich fürchte, dass ich ein solches Schiff nicht gesehen habe. Aber ich habe Freunde, die arbeiten oft im Hafen. Jetzt sind sie dort.« Er deutete tiefer in die Stadt hinein. Jaquento warf Bihrâd einen verschwörerischen Blick zu. Siehst du? Viel besser als der Gouverneur.
    »Wir würden gern mit ihnen sprechen, wenn das möglich ist.«
    »Ja, ja. Folgen Sie mir, bitte.«
    Der Mann lief vor, drängte sich behände durch die Menge, und die beiden Männer mussten sich bemühen, um mit ihm
Schritt zu halten. Bihrâd lehnte sich zu Jaquento: »Er hat nicht nach einer Bezahlung gefragt?«
    »Vermutlich versucht er nachher, uns irgendwas zu verkaufen. Traumstaub oder seine Schwester vermutlich«, zischte der junge Hiscadi zurück. »Aber das ist egal. Hauptsache, wir erfahren etwas über die Todsünde .«
    Sie liefen sicherlich eine halbe Meile schweigend weiter. Inzwischen waren die großen Gebäude kleineren gewichen, die deutlich fremdländischer aussahen als die Kontore und Häuser am Hafen. Die niedrigen, quadratischen Häuser waren aus Lehmziegeln und einem dunklen Holz gebaut, das Jaquento nicht kannte, und trugen meist flache Schindeldächer, die teilweise über -und ineinander gebaut waren, so dass zwischen ihnen kaum Platz blieb. Hier und da gab es Gassen, die so eng waren, dass Jaquento sich seitlich hätte hindurchquetschen müssen. Bei vielen Häusern standen die Türen und Fenster weit offen und boten Einblicke in die Welt ihrer Bewohner. Der Hiscadi war neugierig genug, dass er gern einen Blick hinein gewagt hätte, aber ihr Führer eilte so schnell voran, dass dafür keine Zeit blieb.
    Sie folgten dem Verlauf des Flusses, dessen braune Fluten immer wieder zwischen den Gebäuden zu erkennen waren. Erst als sie das géronaische Viertel schon längst hinter sich gelassen hatten, blieb ihr Führer stehen und nickte mehrmals.
    »Hier ist es. Kommen Sie.«
    Er führte sie über die Straße zum Eingang eines kleinen umzäunten Hofes. Die Pforte aus grün lackiertem Holz war so niedrig, dass Jaquento sich bücken musste. Der Hof war leer, die Tür zum Haus dahinter geschlossen. Von den Wänden begann die Farbe abzublättern, und das Ganze machte einen leicht schäbigen Eindruck.
    »Hier?«

    »Ja, warten Sie, bitte, ich hole meine Freunde.«
    Der Führer ging zu der Tür und klopfte an. Eine Stimme ertönte dahinter, und der Mann antwortete in einer Sprache, die Jaquento verwirrend schnell erschien.
    »Das gefällt mir nicht«, brummte Bihrâd, und auch der Hiscadi hatte mittlerweile ein flaues Gefühl im Magen.
    Vorsicht!
    Die Stimme dröhnte in seinem Kopf wie ein lauter Schrei, und er zuckte zusammen. Bihrâd sah ihn verwundert an. Bevor der Maureske jedoch etwas sagen konnte, strömten Männer aus der Tür. Ein halbes Dutzend, bewaffnet mit kurzen, breiten Klingen, die an Entermesser erinnerten. Sie schwärmten aus und umringten die beiden. An ihren Absichten gab es keinen

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