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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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tatsächlich hatte, konnte Jaquento nicht einschätzen. Die Thayns selbst hatten bereits zu viele Seewege zu schützen, zu viele Kolonien, zu viele Häfen zu blockieren, als dass sie eine Flotte an diesen strategisch unbedeutenden Ort hätten entsenden können.
    Man sah den Gebäuden am Hafen im corbanischen Stil an, dass sie schon bessere Tage gesehen hatten. Der kriegsbedingte Einbruch des Seehandels musste den Géronaee in der Stadt zugesetzt haben. An den Kontoren direkt am Kai blätterte die Farbe ab, und das Holz war rissig. Einige standen offensichtlich leer, und bei vielen konnte man kaum noch die ausgeblichenen Namen auf den Schildern lesen. Jaquento verspürte wenig Mitleid mit den Géronaee, aber seine Neugier auf diese fremde Küste wuchs von Minute zu Minute.
    »Lass uns an Land gehen«, schlug der junge Hiscadi, einer Eingebung folgend, vor. Bihrâd zog eine Augenbraue in die Höhe, sagte aber nichts.
    »Vielleicht finden wir Hinweise auf den Verbleib der Todsünde . Wir können ein wenig herumschnüffeln. Ich kann Géronaisch, also werde ich schon mit irgendwem reden können. Und du kannst sehen, ob du die Ladung spürst.«
    »Hältst du das für eine gute Idee?«
    »Ja«, erklärte Jaquento im Brustton der Überzeugung, obwohl einem Teil von ihm durchaus klar war, dass die Idee hauptsächlich seinem Wunsch entsprang, nicht länger untätig an Bord der Siorys herumzustehen. Denn schließlich gewannen sie durch Warten tatsächlich nichts, außer mehr Abstand zwischen sich und der Todsünde .

    »Dieser Gouverneur der Géronaee wird Roxane doch ohnehin nichts sagen. Gerade befanden sich die beiden Länder noch im Krieg, und jetzt reicht man sich die Hand und hilft sich, wo man kann, bloß weil man sich zufällig am Ende der Welt trifft?«
    »Das Ende der Welt ist hier bloß für euch arrogante Corbaner. Ich bin mir sicher, dass die Leute, die hier leben, nicht glauben, dass sie am Ende der Welt wohnen.«
    »Danke für die Erklärung«, Jaquento grinste und schüttelte ungeduldig den Kopf. »Wie auch immer. Wir verbessern unsere Chancen, wenn wir mehr als nur einen Weg ausprobieren, um die Informationen zu bekommen, die wir suchen. Kommst du nun mit oder nicht?«
    Bihrâd nickte schicksalsergeben.
    »Großartig. Ich lasse mir nur noch rasch einen Degen geben, damit wir nicht so völlig nackt da unten ankommen.«
    »Du meinst, sie geben dir einfach so eine Waffe?«, fragte der Maureske skeptisch.
    »Lass das nur meine Sorge sein.«
    Nachdem Jaquento den Degen erhalten hatte, schritten die beiden Männer zu der Laufplanke, wo zwei Marinesoldaten Wache standen. Die beiden blickten sich erst um, als Jaquento und Bihrâd schon dicht hinter ihnen waren.
    »Sagt der Käpitänin, sobald sie wieder an Bord ist, dass wir bald wieder zurückkommen. Wir ziehen rasch einige Erkundigungen ein«, erklärte der Hiscadi ausgesucht freundlich im Vorbeigehen.
    »He!«, rief einer der Soldaten, aber Jaquento lief bereits an Land. Bihrâd folgte ihm auf dem Fuße. Nun half ihnen der Umstand, dass sie keine offizielle Stellung in der Rangordnung an Bord hatten und die Soldaten deshalb nicht wussten, was sie tun sollten.
    »Was macht man in der Marine wohl mit Deserteuren?«,
fragte Bihrâd, als sie sich ein Dutzend Schritte von der Anlegestelle entfernt hatten, aber Jaquento tat so, als habe er den Kommentar nicht gehört.
    Nach Wochen auf See war fester Boden unter den Füßen ein seltsames Gefühl. Die Macht des Meeres wogte noch durch seinen Körper, und seine Beine erwarteten, noch die Wellen zu spüren. Es dauerte einige Schritte, bis er sich daran gewöhnt hatte, dass nun der Boden unter seinen Füßen ständig zu schwanken schien.
    »Was ist dein Plan?«
    Jaquento zuckte mit den Schultern.
    »Wir sehen uns um. Schauen, ob wir mit jemandem ins Gespräch kommen.«
    Doch als er mit einem möglichst freundlichen Lächeln auf dem Gesicht auf die nächstbesten Umstehenden zuging, wichen diese seinem Blick aus, sahen zu Boden und liefen davon. Nach drei Versuchen gab er frustriert auf. Er wusste noch nicht einmal, ob sie sein Géronaisch nicht verstanden oder ob ihnen einfach sein Auftreten missfiel.
    »Lass uns weitergehen. Vielleicht finden wir eine Taverne oder ein Gasthaus. Da ist man womöglich freundlicher.«
    Sie folgten dem Kai, spähten in die Gassen zwischen den Kontoren und versuchten dabei, so wenig wie möglich aufzufallen, was ihnen gänzlich misslang. Es gab zwar einige Fremde wie sie am Hafen, aber auch diese

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