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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sie dich nicht sehen will und deshalb schlechte Laune bekommt, lasse ich meinen Ärger auf der Stelle an euch aus.«
    Thyrane brauchte weitere sieben Herzschläge, bevor er sagte: »Schon gut, Mann. Sag einfach Oxarre, dass sie Besuch hat, ja?«

    Mürrisch wandte sich der vierschrötige Mann ab und warf die Haustür hinter sich zu.
    »Glaubst du, dass er nochmal wiederkommt?«, flüsterte Sinao dem Admiral zu.
    Thyrane lächelte grimmig. »Da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Wenn Oxarre zu Hause ist, wird sie sich diese Gelegenheit kaum entgehen lassen.«
    »Die Gelegenheit wozu?«, fragte Manoel misstrauisch, doch bevor Thyrane etwas dazu sagen konnte, wurde die Tür wieder geöffnet. »Sie erwartet euch, Aomas.«
    Sie folgten dem Mann in das Zwielicht eines Korridors. Nach wenigen Schritten blieb er stehen und deutete mit ausgestrecktem Arm auf eine angelehnte Tür. »Bitte einzutreten«, sagte er mit einem spöttischen Kratzfuß.
    Ohne ein weiteres Wort schritt Thyrane in das Zimmer, und Sinao und Manoel folgten ihm. Der Raum war groß und lag vollständig in einem dämmrigen Licht, das durch geschlossene Fensterläden drang. In einem schäbigen Ledersessel saß eine Frau von schwer bestimmbarem Alter. Sie trug eine lederne Hose und ein Hemd ohne Ärmel. In ihrem dunklen Haar fanden sich zahlreiche silberne Strähnen, aber ihr Gesicht wies noch wenige Spuren der Zeit auf. Ihre dunklen Augen fixierten den Admiral mit einem lauernden Blick.
    »Aomas«, sagte sie mit einer dunklen, rauchigen Stimme. »Wie schön, dass du dir die Zeit nimmst, vorbeizuschauen – und wen hast du mir da mitgebracht? Zwei deiner Bankerte, die du auf den Inseln gezeugt hast?«
    Sinao wollte bereits auffahren, doch Manoel legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Nicht«, flüsterte er. »Sie hat mächtiges Mojo.«
    Sinao atmete hastig ein und langsam wieder aus. Vierunddreißig Linien aus Licht drangen durch die Fenster. Jetzt spürte sie es auch. In der Tat, die Frau vor ihnen besaß Mojo.
Und sie hatte nie geglaubt, dass Manoel und Sinao die Kinder des Admirals waren; sie hatte den alten Mann nur wütend machen wollen.
    Warum sind wir wohl hier, wenn sie sich überhaupt nicht mögen?
    »Ich brauche deine Hilfe, Oxarre«, sagte Thyrane, ohne auf ihre Begrüßung einzugehen. »Und ich brauche sie verdammt dringend.«
    »Komm morgen wieder«, erwiderte die Frau ungerührt und wandte ihre Aufmerksamkeit einer kleinen Eidechse zu, die mit flinken Bewegungen neben ihr die Wand emporlief. Mit einer einzigen fließenden Bewegung ergriff sie das kleine Tier und barg es in ihrer linken Hand.
    Der Admiral machte einen Schritt auf die Frau zu. Einen Moment lang sah er sie bloß an, dann sagte er: »Bitte, Oxarre, keine Spielchen. Ich brauche wirklich deine Hilfe. Um der alten Zeiten willen.«
    Thyrane räusperte sich, und Sinao bemerkte, dass sie den alten Mann noch nie so gesehen hatte. Er wirkt auf eine Art verlegen, wie Männer sie nur gegenüber Frauen an den Tag legen, die sie begehren. Vielleicht mögen sie sich ja doch?
    Oxarre blickte zu ihm empor.
    »Was ist es denn, was ich so dringend für dich tun sollte?«
    »Wir müssen auf ein Schiff im Hafen. Wir brauchen ein Boot und Ruderer. Einen Mantel für mich. Und zwar bald. Denn es wird nicht lange dauern, und man wird in ganz Lessan nach uns suchen. Und da ist noch etwas: Du musst Kanzler Walsley über deine Kontakte wissen lassen, dass er die Compagnie im Auge behalten muss. Sag ihm, dass sie etwas von der Insel Rosarias fortgeschafft haben, was von äußerster Wichtigkeit gewesen sein muss.«
    Die Frau musterte Thyrane mit einem schwer deutbaren Ausdruck auf dem Gesicht.

    »Das sind aber ganz schön viele Gefälligkeiten. Hast du denn Geld?«, fragte sie schließlich.
    Thyrane schüttelte den Kopf. »Nicht bei mir. Aber auf dem Schiff.« Als er Oxarres Zweifel sah, fuhr er rasch fort: »Ich würde mich sehr erkenntlich zeigen.«
    Unvermittelt erhob sich Oxarre und trat auf Sinao zu. Sie zwinkerte der Paranao verschwörerisch zu, öffnete die Hand und ließ die kleine Eidechse auf die Schulter des Mädchens laufen. Dann wandte sie sich wieder dem Admiral zu.
    »Nun gut, Aomas, um der alten Zeiten willen. Ich besorge alles. Aber das wird nicht billig.«
     
    Als das kleine Dingi, das zwei von Oxarres Männern ruderten, während seine drei Passagiere unter einer schweren Segeltuchplane verborgen waren, an der Längsseite der Imperial anlegte, stieß Sinao einen Seufzer der Erleichterung

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