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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Kräften umgehen.
    Mit diesem Gedanken sank sie im Schatten einer Düne zu Boden. Bislang war sie am Strand entlanggelaufen, in der Annahme, dass sie dort am ehesten Wasser und Nahrung finden und mit etwas Glück vielleicht sogar ein vorbeifahrendes Schiff entdecken konnte. Das Landesinnere war ohnehin nicht verlockender; eine karge Ebene, die wenig Pflanzen und noch weniger Tieren Heimstatt war und die seit Jahrtausenden von Menschen gemieden wurde. Wie weit sie sich erstreckte, war Tareisa nicht bekannt. Auf den Karten, die sie gesehen hatte, war es wenig mehr als ein großer, weißer Fleck
gewesen, den die Kartographen für die Darstellung seltsamer Wesen und merkwürdiger Warnungen genutzt hatten.
    Ein Schatten fiel auf sie. Sie sah nicht auf, da sie glaubte, eine Wolke habe sich vor die Sonne geschoben, und der Schatten verschwand so schnell, wie er gekommen war. Dann jedoch wehte eine Böe durch ihr Haar und wirbelte um sie herum Sand auf. Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich ihrer, und ein Geräusch ließ ihren Kopf herumfahren. Aufregung schoss durch ihren Körper, und sie sprang auf, als sie das Wesen sah, das über sie hinweggeflogen war.
    Es war unzweifelhaft ein Drache, der sich elegant zur Seite legte und seinen lang gestreckten, blaugrünen Leib präsentierte. Hörner zierten seinen Kopf, und zwei obsidianschwarze Klauen blitzten in der Sonne.
    Beinahe ohne es zu wollen, öffnete sich die Maestra, und Vigoris pulsierte durch ihren Leib. Der Drache flog gut fünfzig Meter entfernt eine weite Kurve um sie herum. Sein funkelnder Körper schien mit dem Himmel zu verschmelzen.
    Hektisch versuchte sich Tareisa in Erinnerung zu rufen, was sie über diese Wesen wusste, doch es war nicht viel, was ihr Meister sie gelehrt hatte. Nur wenige Menschen in Corbane waren in den letzten Jahrhunderten mit ihnen in Berührung gekommen, denn die Drachen hielten sich fern von ihnen. Ihre Magie war stark und funktionierte ganz anders als die der Maestre. Mit einem grimmigen Lächeln erinnerte sich Tareisa, was der Rat des alten Mannes gewesen war: Wenn du auf einen von ihnen triffst, dann lauf.
    Doch wegzulaufen wäre in ihrer jetzigen Situation völlig sinnlos gewesen, der Drache hätte sie in der weiten Ebene immer wiedergefunden. Noch immer flog er eine lange Kurve und kam nicht näher. Tareisa ließ ihn nicht aus den Augen, während sie sich langsam um die eigene Achse drehte. Der Blick der Kreatur war auf sie gerichtet, und selbst auf diese
Entfernung spürte sie die gesamte Aufmerksamkeit des Drachen auf sich ruhen.
    Intelligent. Fremdartig. Tückisch. Das waren die Attribute, die ihr Meister den gewaltigen Kreaturen zugeordnet hatte.
    Mit einem Mal schwenkte der Drache zur Seite und raste auf Tareisa zu, die Flügel angelegt, den Hals lang gestreckt, das Maul aufgerissen. Noch bevor sie es sah, wusste die Maestra, was geschehen würde. Instinktiv webte sie ein dichtes Netz aus Vigoris um sich. Keine Sekunde zu früh, denn schon verschwand der Drache hinter einer Flammenwand, die glühend heiß auf Tareisa zuschoss und ihr die Sicht nahm. Das Feuer traf ihren hastig errichteten Schild und zerstob knatternd zu Funken, als es von der Vigoris aufgehalten wurde. Das Brüllen des Drachen dröhnte in Tareisas Ohren, seine massige Gestalt war ein Schatten in den hellen Flammen.
    Dann war er vorbei, das Feuer verschwunden, und sie atmete tief durch. Als die Magie verebbte, spürte sie den heißen Hauch des Flammenatems auf ihrer Haut. Sie blickte sich um und entdeckte den Drachen einige Dutzend Schritt entfernt auf dem Strand. Das gewaltige Wesen war gelandet und betrachtete sie nun – neugierig, wie es Tareisa schien.
    »Ist das alles?«, rief sie ihm zu, wohl wissend, dass sie größte Schwierigkeiten haben würde, mehrere dieser Angriffe abzuwehren. Sie konnte nur hoffen, dass die Flammen ihren Speier ebenso erschöpften wie sie die Anwendung von Magie, um das Feuer abzuwehren.
    Der Drache tat einige Schritte auf der Stelle. Wieder fiel der Maestra auf, wie leicht und mühelos er sich auch auf der Erde bewegte. Eine solch massige Kreatur sollte langsam sein, sich schwerfällig bewegen. Doch die schlanke Gestalt des Drachen drückte Stolz und Anmut aus. Seine ganze Erscheinung verkörperte Macht, und Tareisa konnte beinahe
spüren, dass sich der Drache dieser Macht vollends bewusst war.
    Als er einen Schritt nach vorn machte, konzentrierte sich Tareisa auf den nächsten Zauber. Diesmal würde sie vorbereitet sein. Sie

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