Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

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Autoren: Christoph Hardebusch

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betrachtete den Stein ebenfalls. Sie hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gesogen und sah aus, als ob sie angestrengt nachdenken würde.
    »Es erschien mir zunächst auch wenig plausibel, Kapitän, aber ich habe mittlerweile noch einmal genauer über die Dinge nachgedacht, die wir auf Rosarias erlebt haben. Ich bin mir sicher, Sie wissen noch, wie die Toten der Compagnie aussahen? Als seien sie von gewaltigen Klauen und Zähnen so zugerichtet worden. Und dieses Brüllen! Die Soldaten der Compagnie haben unzweideutig gegen etwas gekämpft, was ihnen bei weitem überlegen war. Und schließlich haben sie sogar die Sprengung zu früh durchgeführt. Ich will nicht sagen, dass es sich um Drachen gehandelt hat, aber es muss einen Ursprung der Ladung geben. Und das Vorhandensein von Drachen in der Sturmwelt würde eine Erklärung für all die Vorkommnisse bieten, egal wie unwahrscheinlich einem diese Erklärung auch vorkommen mag.«
    Bercons sah den Admiral mit zur Seite geneigtem Kopf
und zusammengekniffenen Augen an. Der Kapitän der Imperial wirkte nach wie vor nicht überzeugt.
    Jetzt beugte sich Sinao vor, die bislang geschwiegen hatte, und nahm den Stein in die Hand. Sie bewegte die Finger langsam und vorsichtig, als habe sie Angst, ihn mit einer falschen Bewegung zu zerstören, obwohl er so massiv wirkte wie ein großer Flusskiesel. »Ich habe noch niemals einen Drachen gesehen. Aber Rayo glaubt daran, dass sie hier waren, und ich vertraue ihr. Wieso sollte sie sonst so etwas erzählen? Es wäre doch viel leichter für sie gewesen, uns einfach wieder wegzuschicken, ohne uns etwas zu sagen.«
    Bercons seufzte.
    »Nun gut, nehmen wir an, dass es tatsächlich nicht nur Drachen gibt, sondern dass sie auch auf Rosarias waren«, sagte der Kapitän dann. »Aber was bedeutet das für uns? Wie gehen wir vor?«
    »Rayo sagte, sie kamen aus dem Westen«, meinte Manoel. »Sie müssen von weither gekommen sein, denn das Gedächtnis der Paranao ist ziemlich lang. Sie schreiben zwar nichts auf, aber ihre Geschichten werden immer weitergegeben. Wenn die Drachen schon vorher auch nur irgendwo hier in der Gegend gelebt hätten, dann gäbe es mehr Paranao-Geschichten von ihnen.«
    »Du meinst, sie kamen von jenseits der Sturmwelt?«, warf der Kapitän ein. »Da gibt es nichts. Nur endloses Wasser. Niemand, der eine Weltumsegelung versucht hat, ist je wiedergekehrt. Auf einen so vagen Hinweis hin können wir schlecht Segel setzen.«
    Thyrane nickte. Die Gewässer westlich der Sturmwelt waren unerforscht und hatten sich bislang jedem Versuch der thaynrischen Flotte, sie zu erkunden, widersetzt. Bercons hatte Recht: Es wäre sinnlos, in dieser Richtung zu forschen. In der Sturmwelt zu bleiben, war jedoch auch keine Option;
früher oder später würden sie auf Schiffe von Holts Flotte treffen, und der Admiral wollte gar nicht erst sehen, was dann geschah. Es war schade, dass der Besuch bei den Paranao nicht mehr greifbare Ergebnisse gebracht hatte, aber schließlich war ihm von vornherein klar gewesen, dass er nach einem Strohhalm griff, als er auf Manoels Vorschlag eingegangen war. Bleibt nur eines.
    Er erhob sich mit einem Seufzen und stellte sich vor den Tisch. Der Reihe nach musterte er die junge Paranao, den Maestre und Bercons.
    »Kapitän, sorgen Sie dafür, dass wir morgen mit dem ersten Licht des Tages Anker lichten können.«
    Bercons nickte.
    »Welcher Kurs, Thay?«
    »Heimat, Kapitän.«
    Es dauerte einige Momente, bis Bercons bestätigte, und auch Manoel und Sinao schwiegen verblüfft.
    »Schicken Sie mir bitte Lamworth, wenn es möglich ist«, befahl Thyrane und nickte dem Kapitän zu, der salutierte und die Kajüte verließ, obwohl ihm anzusehen war, dass er nur allzu gern eine Frage nach dem Sinneswandel des Admirals gestellt hätte. Dann atmete Thyrane durch und wandte sich an die beiden Verbliebenen.
    Bevor er etwas sagen konnte, legte Sinao den Stein mit einem lauten Schlag auf den Tisch zurück und sah Thyrane vorwurfsvoll an. »Du gibst auf!«
    »Keineswegs«, erklärte der Admiral. »Aber uns bleiben nicht viele Möglichkeiten. Die Imperial ist ein ziemlich auffälliges Schiff in diesen Gewässern. Wir können uns nicht lange vor Holt verbergen. Das heißt, wir könnten uns natürlich einen Schlupfwinkel in irgendeiner von der Einheit verlassenen Bucht suchen, immerhin ist die Sturmwelt dafür berüchtigt, Flüchtigen Unterschlupf zu bieten. Aber das bringt uns
nichts. Wir sind weder Verbrecher noch Piraten, und