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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Verschönerungen, das frisch gescheuerte Deck und das gewienerte Messing konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in einem fremden Hafen lagen und sich Roxane nicht sicher war, ob sie ihrem Ziel damit auch nur einen Deut näher gekommen waren. Und dass Jaquento immer noch ohne Erlaubnis verschwunden ist. Vermutlich fand er es amüsant, sich über die Regeln und Anordnungen hinwegzusetzen. Und mir bleibt nichts übrig, als auf ihn zu warten. Als sei er der verdammte Admiral, der irgendwann geruht, an Bord zu kommen.
    Obwohl ihr der Zorn nicht weiterhalf, konnte Roxane ihn kaum unterdrücken. Schlimmer jedoch war die Sorge, die hinter der Wut stand und die immer wieder ihr Haupt erhob,
um der jungen Kapitänin die schrecklichsten Szenarien vor Augen zu führen.
    So sehr sie auch versuchte, sich zu konzentrieren, ihre Gedanken kehrten ständig zu Jaquento zurück. Sie war sich zwar sicher, dass er auf sich selbst aufpassen konnte, aber die Ereignisse der letzten Monate hatten gezeigt, dass sie in eine Angelegenheit verwickelt waren, die oft genug zu groß für sie beide zu sein schien und die einem Einzelnen schnell über den Kopf wachsen konnte.
    Groferton hingegen stand still an die Reling gelehnt da. Er betrachtete vom Achterdeck aus die Stadt mit gerunzelter Stirn, als könne er in ihr Dinge erkennen, die Roxane verborgen blieben. Sie selbst sah nur fremdartige Gebäude, viele Menschen und ein Labyrinth von Straßen, über das sich allmählich die Nacht senkte. Wie in jedem anderen Hafen wurden auch in Rachine bei Einbruch der Dunkelheit Laternen angezündet, um die Kais zu markieren, und schon bald war das Ufer mit kleinen Lichtpunkten übersät.
    Er ist zwar ein Heißsporn und lässt sich nur ungern Befehle erteilen, aber er würde den Bogen um meinetwillen nicht überspannen, redete sich Roxane selbst gut zu. Jaquento würde nicht über Nacht in Rachine bleiben, ohne mir Bescheid zu geben. Er weiß, dass wir mit dem Auslaufen warten werden, bis er und Bihrâd wieder an Bord sind, und er weiß auch, dass wir Ärger haben könnten. Wenn er jetzt noch nicht zurück ist, steckt er vermutlich in Schwierigkeiten.
    Oder er hat dein Vertrauen doch missbraucht, meldete sich eine hässliche kleine Stimme in ihrem Kopf, und ist hier von Bord gegangen, ohne dass er plant, jemals wiederzukommen.
    Der Hiscadi hatte keine Wahl gehabt, als Roxane ihn an Bord der Siorys geholt hatte. Vielleicht hatte er nun, da er Herr seiner Entscheidungen war, anders entschieden? Aber tief in ihrem Herzen konnte sie das nicht glauben.

    Roxane trat auf den Maestre zu und stellte sich neben ihn an die Reling. »Gibt es etwas zu melden, Coenrad?«, fragte sie, mehr um sich abzulenken.
    »Nicht wirklich, Thay. Ich habe nur gerade Vigoris in der Stadt gespürt, eine kleine Ansammlung davon. Aber sie hat sich aufgelöst, bevor ich mich darauf konzentrieren konnte, und das Vorhandensein von Magie ist in einer so großen Stadt ja nicht wirklich überraschend.«
    »Vermutlich nicht«, stimmte Roxane ihm zu.
    »Thay, wenn ich das sagen darf: Ich glaube, dass Mister Jaquento und Bihrâd bald wieder zurückkommen werden. Zwar sind sie die Gepflogenheiten der Marine nicht gewohnt, aber ich denke, alles in allem genommen sind sie loyal.«
    Roxane schenkte dem Maestre ein knappes Lächeln.
    »Danke, Coenrad«, sagte sie.
    »Gern gesche…«, hob Groferton an, musste sich jedoch wegen eines mächtigen Niesens unterbrechen.
    »Oh, gütige Einheit, ich habe es befürchtet«, murmelte er dann mit leidender Stimme. »In dem Mittagsmahl des Gouverneurs waren bestimmt allerlei fremdländische Zutaten, die ich nicht vertrage. Bis morgen werde ich vermutlich kaum noch Luft bekommen.«
    Die Kapitänin nickte ihm gespielt mitfühlend zu, dann verstummte ihr kurzes Gespräch wieder, als jeder von ihnen den eigenen Gedanken nachhing. Es war nicht die Untätigkeit, die Roxane belastete – in der Marine lernte man schnell, dass Langeweile eine der verbreiteten Plagen war. Dafür hatten die Götter der Admiralität ja den Schrubber und viele andere Arbeitsgeräte erfunden, mit denen man mehrere Hundert Menschen auf engstem Raum beschäftigt halten konnte. Schlimmer war die Unfähigkeit, selbst etwas zu unternehmen. Da hat man schon sein eigenes Kommando – das erste richtige!
-, und dann liegt man im Hafen fest und lauscht, wie das Schiff um einen herum altert. Verdammt!
    Eine Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit. Am Ufer gab es einen kleinen Aufruhr. Menschen

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