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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Zeuge und Chronist und tragt einen Namen, an den die Menschen dieses gebeutelten Kontinents sich noch in tausend Jahren erinnern werden.«
    Obwohl Franigo sicher war, mit einem Wahnsinnigen in der Kutsche zu sitzen, konnte er den Blick nicht von dem alten Mann abwenden.
    »Ja«, erklärte er, noch bevor er so recht begriff, was er da tat. »Ich sage zu.«

ROXANE

    Nachdenklich strich sich Roxane die blonden Strähnen aus dem Gesicht. Der Wind hatte merklich aufgefrischt, und am Horizont ballten sich Wolken zusammen.
    Schlechtes Wetter hätte uns gerade noch gefehlt, dachte sie grimmig. Mit kritischer Miene beäugte die Kapitänin das Ablegemanöver. Zum einen waren ihre Untergebenen es nicht gewohnt, direkt von der Mole aus abzulegen. Zum anderen befand sich eine große Menge Zuschauer am Kai, die jede Bewegung auf der Siorys zu verfolgen schien.
    Als die Kapitänin dennoch mit den Vorbereitungen zufrieden war, befahl sie: »Leinen los!«
    Zwischen der Korvette und der Mauer entstand erst eine sich langsam vergrößernde Lücke, dann korrigierte Roxane die Besegelung, und der Bug des Schiffs drehte sich würdevoll nach Steuerbord und in Richtung offene See. Sie hatte nur wenige Segel setzen lassen, und es dauerte, bis die Korvette gemächlich in Fahrt kam. Als der Bug auf die Hafenausfahrt gerichtet war, gab die Kapitänin eine Reihe von Befehlen, die von der Kette ihrer Untergebenen weitergegeben wurden. Nun entfalteten sich mehr Segel, und Rahen bewegten sich. Die Siorys drehte sich weiter und nahm Kurs auf die Mündung des Flusses, gerade als die ersten Regentropfen zu fallen begannen.

    »Dann wollen wir mal sehen, was wir als Flussschiffer taugen«, sagte Roxane, halb zu sich selbst und halb zu der kleinen Echse, die auf ihrer Schulter Platz genommen hatte, genauso, wie sie es früher bei Jaquento getan hatte. Sinosh hielt die Augen geschlossen und gab nicht zu erkennen, ob er die Kapitänin gehört hatte. Die Matrosen der Siorys warfen Roxanes Begleiter noch immer misstrauische Blicke zu, wenn sie sich unbemerkt fühlten, aber bislang hatte sich noch niemand öffentlich über die Anwesenheit des kleinen Drachen an Bord beschwert.
    »Ich will rund um die Uhr Lotgasten«, befahl Roxane, und Leutnant Huwert, der gemeinsam mit Bordmaestre Groferton neben ihr stand, bestätigte den Befehl. Doch sie konnte den Zweifel in seinen Augen sehen. Die Siorys war kein großes Vollschiff, aber sie war auch kein Flusskahn. Die Entscheidung, den Versuch zu wagen und stromaufwärts zu fahren, war riskant. Sie kannten den Fluss nicht und hatten keine Ahnung, ab wann er für ein Gefährt mit ihrem Tiefgang nicht mehr schiffbar sein würde. Auch wenn er an seiner Mündung ein breiter Strom war, würden sie früher oder später nicht mehr weiterkommen. Hoffen wir, dass wir Jaquento und Bihrâd finden, bevor wir festsitzen.
    »Ein Lotse wäre sicherlich praktisch, um uns den Roten Fluss hinaufzubringen«, merkte Groferton an.
    »Leider haben wir keinen zur Hand, Coenrad. Und selbst wenn, hätten wir niemanden, der seine Sprache spricht.«
    Der Bordmaestre trat an sie heran. Als er weitersprach, war seine Stimme so leise, dass nur sie und der Leutnant ihn verstehen konnten. »Thay, ich will wirklich nicht respektlos sein, aber was tun wir eigentlich, wenn wir auf Grund laufen?«
    Roxane antwortete ihm ebenso leise: »Wir werden nicht auf Grund laufen, Coenrad, weil wir vorsichtig sind. Wenn wir merken, dass wir nicht weiterfahren können, machen wir
ein Beiboot klar, und Leutnant Huwert wird mit der Siorys an einem sicheren Ort auf uns warten.«
    »Aye, aye Thay. Ich hoffe, Sie und dieses kleine Biest auf Ihrer Schulter wissen, was Sie tun.«
    Als habe Sinosh ihn gehört, öffnete und schloss die Echse einmal kurz die bernsteinfarbenen Augen und gähnte dann herzhaft.
    Inzwischen bewegte sich die Korvette langsam, aber doch merklich gegen die Strömung des Flusses. Zu ihrem Glück stand der Wind günstig genug, um gegen den Strom segeln zu können, und die Wetterfront sorgte dafür, dass sich die Segel blähten.
    Nun wurde auch den Zuschauern am Ufer klar, dass sie nicht vorhatten, die See anzusteuern, sondern stattdessen den Fluss hinauffahren wollten. Die Menschen steckten die Köpfe zusammen, hier und da sah Roxane verwirrte und auch aufgeregte Mienen. Sie kümmerte sich nicht darum, sondern verschränkte die Arme hinter dem Rücken, drückte ihr Kreuz durch und versuchte, die Königliche Marine von Thaynric mit aller gebotenen

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