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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Erst jetzt fiel ihm auf, wie schnell sie fuhren. Ein nicht unbeträchtliches Risiko angesichts des schwachen Lichts, das die Lampe auf dem Kutschbock warf. Franigo konnte nur hoffen, dass ihnen auf offener Straße nicht allzu viele Hindernisse begegnen würden, da sie die Stadt längst hinter sich gelassen hatten.
    »Ihr haltet mich für einen alten Schwätzer«, vermutete sein Gegenüber plötzlich, und die hellen Augen blitzten erneut spöttisch.
    »Keineswegs«, protestierte Franigo rasch und deutete zum Fenster. »Vielleicht solltet Ihr dem Kutscher Bescheid geben, dass er die Geschwindigkeit drosseln kann?«
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte der Alte mit Bestimmtheit. »Unsere Fahrt ist vollkommen sicher.«
    »Bitte?«, fragte Franigo überrascht.
    Doch der Alte beachtete seinen Einwurf gar nicht. »Ich verstehe Eure Verunsicherung. Ihr musstet aus Eurer eigenen
Heimat fliehen, seid aber auch sonst nirgends willkommen. Man verhöhnt Eure Arbeit und verbrennt Eure Stücke.«
    »Ich weiß. Vielen Dank, dass Ihr mich daran erinnert«, knurrte Franigo, nur um dann mit der Schulter zu zucken. »Aber als mein Retter habt Ihr selbstverständlich das Recht, mir diesen Spiegel vorzuhalten.«
    Der Alte verzog seine schmalen Lippen zu einem dünnen Lächeln. »Ich habe Euch nicht vollkommen selbstlos gewarnt und mitgenommen«, gestand er. Jetzt war Franigos Neugier geweckt. Sein Instinkt hatte ihm gesagt, dass er seine Rettung sicher keinem Akt der Nächstenliebe verdankte, und sein Gegenüber schien nun endlich gewillt, zum Kern der Sache vorzudringen.
    »Ach nein? Und ich hatte gehofft, dass Ihr einfach nur ein Freund meiner Worte seid und sie der Welt erhalten wolltet, so wenig diese sie auch zu schätzen weiß.«
    Das Lächeln des Alten wurde breiter, und er legte den Kopf leicht schräg, als überlege er.
    »In gewisser Weise ist das tatsächlich die Wahrheit – und ich gedenke, mir Euer spezielles Talent zunutze zu machen. Ich habe Euch ein Angebot zu unterbreiten. Eine neue Aufgabe, wenn Ihr so wollt, und eine neue, fantastische Zukunft, die sich Euch eröffnen wird.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Werdet mein Chronist.«
    »Euer Chronist? Eine Art Hofschreiber?«, hakte Franigo verdutzt nach, und der Alte nickte.
    »In der Tat, eine Art Hofschreiber. Es werden schon bald wichtige Dinge geschehen, von einem Ausmaß, das Ihr Euch noch nicht vorzustellen vermögt, und sie müssen für die Nachwelt festgehalten werden. Im eigenen Land mögt Ihr gerade nichts gelten, aber wenn Ihr Euch mir anschließt, wird Euer Name in Marmor geschlagen werden, für die Ewigkeit.«
    »Und was für Ereignisse sollen das sein, die so wichtig sind, dass sogar ihr Chronist unsterblich wird?«, meinte Franigo misstrauisch. Entweder der Kerl ist verrückt, oder ich habe die Lage völlig falsch eingeschätzt. Vielleicht verbirgt sich unter diesem merkwürdigen Äußeren ja der Gesandte eines weit entfernten Potentaten?
    »Das ist die Frage, nicht wahr?« Der Alte legte eine kleine Pause ein. »Die Rebellionen und Revolutionen und Aufstände und Morde bringen Corbane aus dem Gleichgewicht. Die Ordnungen der Staaten werden zerstört von schmutzigen Massen. Chaos regiert, Anarchie. Es ist an der Zeit, dass die Ordnung wiederkehrt. Dass die Menschen zu ihrem Glück und Wohl geführt werden, heraus aus dieser Finsternis.«
    Der Alte sah Franigo erwartungsvoll an.
    »Und das wollt Ihr tun?«, fragte Franigo ungläubig. Die Stimme des Alten hatte eine seltsam hypnotische Wirkung auf ihn, und die hellen Augen, die er trotz der Dunkelheit in der Kutsche erkennen konnte, schlugen ihn nun in ihren Bann. Obwohl eine Stimme in seinem Kopf ihn warnte und die Worte seines Gegenübers ins Lächerliche zog, stellte der Dichter fest, dass etwas in ihm unbedingt an das glauben wollte, was der Alte sagte.
    »Einer wird es tun müssen, und ich bin besser geeignet als sonst jemand, mein Freund. Also, was sagt Ihr? Wenn Ihr das Angebot ausschlagen wollt, setze ich Euch auf meinem Weg in Boroges ab, und Ihr könnt friedlich Eurer Wege gehen, wohin diese Euch auch führen mögen.«
    Die Kutsche rumpelte durch die Nacht, und die Landschaft draußen flog nur so vorbei, Schatten in der Dunkelheit.
    Der Alte senkte den Kopf, und seine Stimme wurde zu einem bloßen Flüstern. »Allerdings bleibt Ihr dann auch gejagt und verfemt, Eures Namens beraubt, mit verdorbener Vergangenheit und verlorener Zukunft. – Oder Ihr nehmt an,
folgt mir und werdet Zeuge der Erneuerung.

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