Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
an. Mit diesem Angebot schenkte er ihr völlige Unabhängigkeit. Sie würde sich nie mehr Sorgen machen müssen. Sie würde nie mehr einem Mann Einblick in die Kontobücher geben und erwarten müssen, daß er sie kritisierte. Sie würde sich nie mehr gegen das Vorurteil wehren müssen, daß sie nur eine Frau war.
    Aber was bedeutete ihr das jetzt alles? Sonderbar, daß Dinge, die ihr so lebenswichtig wie das Atmen erschienen waren, auf einmal ihre Bedeutung verloren und lächerlich wurden. Sie war Amerikanerin, das traf zu. Und die Werft war ihr so lieb gewesen …
    Genny räusperte sich und sprach dann ihre Gedanken laut aus. »Alec, du bist mein Mann. Du bist mir wichtiger als mein Heimatland, als die Werft, als die
Pegasus.
Ich werde jemand finden, der die Leitung der Werft übernehmen kann. Und jemand, der in diesem Haus lebt. Wenn Moses es wünscht, nehmen wir ihn mit. Für das Wohlergehen meiner übrigen Angestellten und Arbeiter werde ich sorgen. Aber mein Platz ist bei dir, bei meinem Mann. Wann segeln wir nach London ab?«
    Er zog die Brauen zusammen. »Ich verstehe das nicht. Ich war der Meinung, diese Dinge wären für dich von höchster Bedeutung. Ich wollte dich wirklich nicht bitten, mit mir zu kommen, Genny. Ich kann mit allem allein fertig werden.«
    »Das weiß ich, aber du brauchst es nicht, weil du ja mich hast.« Sie lächelte ihn verzagt an. »Hast du das alles wirklich ernst gemeint. Daß du mir die Werft überschreiben willst?«
    »Selbstverständlich. Warum denn nicht? Ich verstehe nichts davon. Ich kann mich nicht mehr erinnern, warum dein Vater dir dieses Unrecht angetan hat. Ich begreife es auch nicht. Wenn die Werft deine Mitgift sein sollte, dann laß dir sagen, daß ich kein Geld nötig habe …« Er brach ab und starrte düster auf sein Kalbskotelett. »Ich brauche doch kein Geld, oder?«
    »Nein. Falls nicht jemand mit deinem Kapital durchgebrannt ist, bist du finanziell gesund.«
    »Ich wußte, daß ich reich bin«, sagte er nachdenklich. »Ich frage mich nur, wie ich dazu gekommen bin.«
    Sie lächelte ihn an. Jetzt hatte sie den Wunsch, ihn zu beschützen, ihn aufzumuntern … ach, es war so lächerlich. Wäre er der Mann, der er einmal gewesen war, wäre dies das letzte, was er sich gewünscht hätte. Dann hätte er sie jetzt angesehen, als ob sie den Verstand verloren hätte. Er würde sie erbarmungslos verspotten, ihr die Röcke über den Kopf ziehen und sie nach Herzenslust lieben.
    »Es ist sicherlich nur noch eine Sache von einigen Tagen, Alec.«
    »Seltsam diese Amnesie. Ich weiß zum Beispiel, welche Gabel ich zu benutzen habe, aber der Name meines Anwalts ruft keine Erinnerung in mir wach. Ich weiß, wie es ist, mit einer Frau zu schlafen, aber ich kann mich nicht entsinnen, je mit einer anderen Frau als dir geschlafen zu haben. Du bist jetzt die einzige Frau, die es für mich gibt.«
    Jetzt! Und wenn sich die Erinnerung wieder einstellte? Dann würde er Enttäuschung und Bedauern empfinden. Nein, nein, Alec war treu. Er war ein Ehrenmann.
    »Gibt es irgend etwas Dringendes, das unsere Anwesenheit in Baltimore erforderlich macht?« erkundigte er sich.
    »Nur die Werft. Wir brauchen einen Geschäftsführer. Es muß nicht unbedingt jemand sein, der Schiffe konstruieren kann. Mein Vater hat drei, vier Konstruktionspläne hinterlassen, darunter den der
Pegasus.
Weißt du, Alec, ich habe es mir überlegt. Wegen der Werft – du brauchst sie mir gar nicht zu überschreiben. Wir sind miteinander verheiratet. Sie gehört uns beiden. Ich finde es unnötig, daß mein Name allein als der des Besitzers erscheinen muß.«
    Hatte sie das wirklich eben gesagt? Hatte sie sich in so kurzer Zeit so völlig verwandelt? Was würde sein, wenn sein Gedächtnis wieder einsetzte? Aber warum darüber nachdenken? Jetzt brauchte er sie. Er brauchte ihr Vertrauen und ihre Treue. Es war das wenigste, was sie ihm schuldete, dieses Zeichen ihres Vertrauens.
    »Mir kommt gerade der Gedanke, daß es sogar zu deinem Vorteil ausschlagen könnte, wenn die Werft weiter unter meinem Namen läuft«, sagte Alec. »In Baltimore will doch kein Mann mit dir Geschäfte treiben, weil du eine Frau bist. Nun, so können wir sie in dem Glauben lassen, daß sie es mit einem Mann zu tun haben. Ein männlicher Geschäftsführer und ich. Was hältst du davon?«
    Er sagte ihr nicht, was zu tun sei, sondern bat sie um ihre Meinung! Nach kurzem Zögern antwortete sie: »Das halte ich für sehr klug von Ihnen, Sir.« Sonderbar,

Weitere Kostenlose Bücher