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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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tun. Sie war zwar seine Frau, aber das gab ihr nicht das Recht, seine persönlichen Briefe zu lesen. Also entschuldigte sie sich und ging in Alecs Schlafzimmer. Er war schon aufgestanden, saß auf einem Stuhl und hatte Hallie auf dem Schoß. Er saß zurückgelehnt mit geschlossenen Augen da, und seine kleine Tochter las ihm mit dramatischer Stimme vor.
    Dann sollt ihr finden, daß auch bei uns, dort innen
    Vier Kompanien streitbare Frauen sind!
    Hallo, ihr Waffenschwestern, kommt heraus!
    Genny lachte. »Was ist das, Hallie?«
    »Es ist Lystrea … Lostra …«
    »Lysistrate«,
sagte Alec mit geschlossenen Augen.
    »Du liest wirklich sehr gut, Hallie. Aber habe ich recht gehört? Waffenschwestern? Wer wählt denn deine Lektüre aus?«
    »Ich selber«, sagte Hallie. »Papa sagt, er kümmere sich nicht darum.«
    »Jetzt schon«, sagte Alec mit einigem Nachdruck.
    »Hör weiter zu, Genny! ›Der Männer müssen wir uns alle streng enthalten. Was …‹«
    »Halt, Hallie, ich kann nicht mehr!« Genny hielt sich den Bauch vor Lachen.
    Alec dagegen war äußerst entsetzt. »Ich soll dir das Stück zum Lesen gegeben haben?«
    »Ja, Papa, aber es steht in einem Buch mit vielen anderen Geschichten. Da hast du es wohl gar nicht bemerkt.«
    »Tut mir leid«, sagte Genny, immer noch kichernd, »aber ich muß den dramatischen Vortrag deiner Tochter unterbrechen. Alec, Mr. Raymond ist hier. Das ist dein Rechtsanwalt in Baltimore. Er hat einen Brief deines Anwalts in London mitgebracht.«
    Genny reichte ihm den Brief. Gleich darauf wandte sie sich an Hallie und nahm sie an die Hand. »Hättest du gern ein Zuckerbrötchen mit Stachelbeermarmelade?«
    Das fand Hallies Zustimmung, und gleich darauf gingen die beiden nach unten.
    Alec las den Brief, der etwas über zwei Monate alt war. Dann las er ihn noch einmal, faltete ihn zusammen und steckte ihn wieder in den Umschlag. Er schloß die Augen und lehnte sich zurück.
    Die Kopfschmerzen waren wieder da. Doch diesmal kamen sie wohl nicht von seinem Unfall. Leise fluchte er vor sich hin.
    Beim Abendessen kündigte Alec an: »Es sieht so aus, als ob ich dich für eine Weile verlassen muß.«
    Vorsichtig legte Genny die Gabel hin. »Hängt es mit dem Brief zusammen?«
    Er nickte, ohne sich jedoch weiter dazu zu äußern. Er schien bekümmert und mit den Gedanken woanders zu sein. Sie wollte ihn anschreien, er solle ihr alles anvertrauen, er könne sich auf sie verlassen, und sie sei schließlich seine Frau. Nein, damit war bei Alec nichts zu erreichen. Er wollte sie immer vor allem Unangenehmen schützen und bewahren und sie verwöhnen. Wie sehr wünschte sie, daß er sie als seinen besten Freund ansähe, als einen Menschen, dem er alles ohne Einschränkung anvertrauen konnte! Doch in dieser Hinsicht hatte er sich nach dem Verlust seines Gedächtnisses nicht geändert.
    Dabei hatte er extra dafür gesorgt, daß sie allein waren und Hallie mit Mrs. Swindel aß. Er wollte sogar mit ihr über den Brief sprechen, aber nun schwieg er doch.
    Sie spielte mit einem Stück des warmen Brots und warf es dann auf ihren noch fast vollen Teller. »Bitte, Alec, sag mir, was geschehen ist!«
    »Ich muß nach England zurückreisen. Dieser Brief ist von meinem Geschäftsbevollmächtigten in London, einem Mr. Jonathan Rafer. Er schreibt, daß der Landsitz Carrick niedergebrannt ist – offenbar Brandstiftung. Mein Verwalter, ein Mann namens Arnold Cruisk, wurde ermordet. Ich muß ohne Verzug zurück.«
    Genny sah ihn nur an und wartete.
    »Weißt du, es ist merkwürdig. Als ich den Brief gelesen hatte, sah ich plötzlich dieses schöne alte Schloß vor mir. Es war sehr alt, Genny. Wenn es wirklich der Landsitz Carrick war, der da vor mir auftauchte, dann müssen wenigstens die Grundmauern noch stehen. Sie stehen schon seit einer Ewigkeit. Ein kleiner Brand könnte sie nicht zerstören.«
    Noch immer schwieg Genny.
    »Du bist Amerikanerin, Genny. Ich weiß, du würdest nie aus deiner Heimat wegziehen wollen. Ja, nicht einmal aus Baltimore. Aber was schwerer wiegt: Ich weiß, wie dein Herz an der Werft hängt. Sie gehört dir. Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich werde sie dir morgen überschreiben. Dann kannst du mit ihr machen, was du willst. Nur noch eins. Wenn das Geschäft schlecht läuft, sollst du dir keine finanziellen Sorgen machen. Ich hinterlasse entsprechende Anweisungen bei Mr. Tomlinson von der Bank. Danach wirst du im Notfall jederzeit Zugang zu nötigem Kapital haben.«
    Sie schaute ihn

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