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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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werde ich in zwei Tagen hinfahren. Leider war Mr. Rafer selbst noch nicht da. Daher konnte er mir nur sagen, was er von Sir Edward gehört hat. Ich weiß nicht, wie lange ich fort sein werde, aber …«
    »Hallie und ich werden natürlich mitkommen.«
    »Ich bin doch kein Invalide, Eugenia!«
    »Nein, das bist du nicht. Aber darum geht es ja auch nicht. Wer soll für deine Mahlzeiten sorgen? Wer soll deine Leute beaufsichtigen? Wer soll den Wiederaufbau des Landsitzes in Gang bringen? Wer die neuen Möbel bestellen?« Plötzlich merkte sie, daß sie zu weit gegangen war. Sie war sich nicht sicher, wie Alec reagieren würde. Aber sie konnte es einfach nicht ertragen, sich von ihm zu trennen.
    »Das meiste, was du anführst, kann ebenso gut das Personal erledigen.«
    »Und wer wird nachts mit dir schlafen? Auch jemand vom Personal?«
    »Wer weiß? Auf dem Land wird es doch noch bereitwillige Frauen geben.«
    Als sie betroffen den Atem anhielt, sagte er rasch: »Reg dich nicht auf, Genny! Die Sache kann gefährlich werden. Ich kann mich zwar an keine Pächter erinnern, die so etwas tun würden, aber wer weiß? Du bleibst hier in London, wo du sicher bist. Du und meine Tochter.«
    »Alec, bei dem Hurrikan haben wir beide viel gefährlichere Dinge überlebt. Ich weiß gar nicht, warum du dich über eine kleine Spritztour aufs Land gleich so erregst.«
    »Der ›alte‹ Alec sagte in einem Ton, der jahrhundertelangen Hochmut und Herrschaftsanspruch verriet: »Genny, mein Entschluß ist gefaßt. Du bist meine Frau und hast mir zu gehorchen. Du bleibst hier! Ich gehe kein Risiko für deine Gesundheit und für mein ungeborenes Kind ein.«
    Da sah sie rot. »Du wirst mich nicht hier allein in einem fremden Haus, in einer fremden Stadt unter lauter Fremden lassen! Das wäre grausam. Das kannst du nicht machen.«
    Was sie da sagte, klang nicht unlogisch. Aber auch das würde er schaffen – dank Eileens, der Frau mit den leidenschaftlichen Augen. »Wir besuchen heute abend ein paar Freunde. Es sind meine Freunde, aber wir tun es für dich. Die Frau, die die Soiree gibt, heißt Eileen, und ihr Begleiter heißt Cocky. Ich weiß nicht, wer sie sind, nur, wo die Dame wohnt. Und wenn wir da sind, wird vielleicht das eine oder andere Gesicht mein Gedächtnis auffrischen. Auf jeden Fall lernst du einige Leute kennen und wirst hoffentlich mit ihnen Freundschaft schließen.«
    »Ich will aber nicht hingehen!«
    Alec warf die Serviette auf den Tisch. »Es ist mir gleich, ob du willst oder nicht. Du wirst mich heute abend begleiten. Das ist mein letztes Wort. Halte dich um acht Uhr bereit, Eugenia!«
    Und damit ging er aus dem kleinen Frühstückszimmer. Genny blieb allein zurück.
    Sie wollte nicht ausgehen. Sie hatte keine Lust, fremde Menschen kennenzulernen, die außerdem für sie Ausländer waren. Sie wollte keine Frau namens Eileen besuchen, die wahrscheinlich in Alec verliebt war. Gennys Laune war so schlecht wie das Londoner Wetter: kalt, Nieselregen, Nebel. Wütend ging sie in ihrem Schlafzimmer auf dem blaßblauen Aubusson-Teppich auf und ab.
    Zudem kam sie sich dick vor. Alec machte sich keine Gedanken darüber, daß seine Frau wahrscheinlich kein geeignetes Kleid für einen Abend in der Londoner Gesellschaft besaß. Sie hatte nur noch ein Abendkleid, das ihr einigermaßen paßte. Ein altes Kleid aus den Tagen vor ihrer Bekanntschaft mit Alec und ihren gemeinsamen Einkäufen. Sie hatte es immer sehr nett gefunden. Doch wenn sie jetzt in den Spiegel sah, war sie nicht mehr so sicher. Und ihr voller gewordener Busen quoll oben heraus.
    Es wäre äußerst unanständig, sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Da mußte etwas getan werden. Plötzlich fiel ihr ein Abend vor langer Zeit ein, als sie, um sich für Alec hübsch zu machen, Spitze an ihr Kleid genäht hatte. Sie war zwar keine große Näherin, aber vielleicht würde es ihr diesmal besser gelingen. Kurz entschlossen riß sie die Spitze von einem Kleid ab, das ihr zu eng geworden war, und nähte sie an den Ausschnitt des Abendkleids. Das sieht gar nicht so übel aus, dachte sie, obwohl ihr die Näherei nicht gerade vollendet geglückt war. Sie seufzte. Wenigstens würde sie darin nicht mehr unanständig aussehen.
    Dann erinnerte sie sich an die weißen Samtschleifen an dem Kleid, das sie beim Ball in der Assembly Hall getragen hatte. Später hatten sie und Alec zu Hause die verdammten Schleifen abgerupft, bis ein ganzer Haufen zwischen ihnen auf dem Fußboden gelegen

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