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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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tun.«
    Genny hatte viele Geschäftsbücher der Firma in die Kapitänskabine der
Pegasus
bringen lassen. So konnte sie die Arbeit am Schiff besichtigen und ihre Buchhaltung erledigen, ohne hin und her pendeln zu müssen.
    Sie war gerade im Begriff, durch die offene Luke zu treten, als jemand hinter ihr sagte: »Guten Morgen, Eugene.«
    Beim Klang der tiefen, angenehmen Stimme gab es ihr einen Ruck, und sie blieb mit einem Fuß am Unterteil der Luke hängen.
    »Vorsicht!«
    Jemand packte sie am Arm und hob sie hoch. Ihr Fuß kam frei. Sie hatte sich nicht weh getan, fühlte sich aber unsterblich blamiert. »Danke«, sagte sie, ohne aufzusehen. Sie wollte den vermutlich spöttischen Blick des schönen Männergesichts vermeiden.
    »Keine Ursache.« Er ließ sie los.
    »Guten Morgen, Alec. Tut mir leid, daß ich gestern abend nicht dabei sein konnte.«
    »Ihre Schwester war eine gute Vertreterin. Sie müssen der Wahrheit ins Auge sehen, Eugene. Ich habe Sie eigentlich gar nicht vermißt.«
    »Ach, Virginia. Ja, sie ist nett.«
    »Nun ja, sie ist ganz in Ordnung. Aber kommen wir jetzt zu wichtigeren Dingen! Ich würde gern einige Hauptbücher der Werft einsehen.«
    Genny stieg durch die Luke und stampfte den Niedergang hinunter. »Hat Ihnen meine Schwester nicht gefallen? Sie können es mir ehrlich sagen. Genny kann sich manchmal ziemlich blöd anstellen.«
    »Ja, seien wir ehrlich! Sie ist ganz amüsant. Besonders ihre Nähkunst.«
    »Ihre was?«
    »Ihre Nähkunst. Wissen Sie, daß sie die Spitze am Mieder ihres Kleides abgetrennt und darunter aufgenäht hat? Übrigens nicht sehr geschickt. Man sollte doch annehmen, daß eine Frau mit der Nadel umzugehen wüßte. Aber Ihre Schwester? Nein, die offenbar nicht. Ich wollte ihr eigentlich sagen, daß es angebracht wäre, sich lieber ein Kleid nach neuester Mode anzuschaffen. Aber wissen Sie, ich habe kein Wort darüber verlauten lassen. Bin eben ein höflicher Mensch.«
    »Ja, langsam lerne ich Sie kennen.«
    Sie ging in die Kapitänskabine. Er hatte gesehen, daß sie die Spitze aufgenäht hatte! Nun, sie hatte ihn ja selber gebeten, sich ehrlich zu äußern – dieser verdammte Kerl!
    Alec folgte ihr auf den Fersen. Ohne sich nach ihm umzusehen, fuhr Genny fort: »Eigentlich ist sie, äh, für ihren Charme bekannt. Fanden Sie sie auch charmant?«
    »Charmant? Nun, Eugene, sie ist ein ziemlich vorlautes Wesen. Wahrscheinlich weil sie unverheiratet ist und keinen Ehemann hat, der sie im Zaum hält. Sie braucht unbedingt einen Mann – einen starken Mann –, der sie anleitet und ihr neue Kleider kauft. Gibt es keine Amerikaner, die sich für sie interessieren?«
    »Aber gewiß. Seit Jahren sind Dutzende von Männern hinter ihr her!«
    »Seit Jahren … Ja, das müssen ja schon viele, viele Jahre gewesen sein, nicht wahr?«
    »Nun ja. Auf jeden Fall ist sie sehr wählerisch. Bisher hat keiner vor ihren Augen Gnade gefunden.«
    »Aber bestimmt haben die Herren auch einen begehrlichen Blick auf die Werft geworfen.«
    Genny hätte ihm gern einen Fußtritt zwischen die Beine versetzt. Jedenfalls hatte ihr Vater das vor fünf Jahren gesagt, als er ihr beigebracht hatte, wie sie sich vor Aufdringlichkeiten schützen könne.
    »Wollen Sie sich nicht an den Schreibtisch setzen? Ja, gut so. Hier sind die wichtigsten Hauptbücher. Genny gehört nicht zu den frivolen Frauen, die nichts als Flirts, neue Kleider und solche Dinge im Kopf haben. Nein, sie ist sehr ernsthaft veranlagt.«
    Alec hatte Platz genommen. »Ernsthaft? Ihre Schwester? Mein lieber Junge, da erlaube ich mir, anderer Ansicht zu sein. Sie hat mir versichert, daß sie ein törichtes Frauenzimmer ist, und ich muß sagen, daß ich ihr recht gebe. Ernsthaft!«
    »Da hat sie sich nur einen Scherz mit Ihnen erlaubt, Alec. Weiter nichts.«
    »So. Hmm, na gut. Aber sie hat wunderschöne Haare. Haben Sie die gleiche Haarfarbe, Eugene?«
    Bei diesem Kompliment durchlief es sie heiß. Das war wirklich albern von ihr, nach all den anderen Sachen, die er über sie gesagt hatte. Rasch erwiderte sie: »O nein, meine Haare sind nicht annähernd so schwarz und glänzend wie ihre. So, Alec, hier sind die Bücher. In diesem Buch« – sie schlug es auf und glättete die Seiten – »führe ich die Beträge auf, die ich für das Baumaterial zahle und an wen sowie die Zahlungsbedingungen, wenn ich die Rechnung nicht innerhalb der 30-Tage-Frist begleichen will. Halten Sie sie wirklich für ein törichtes Mädchen?«
    »Nicht gerade für ein

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