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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihrer schwarz glänzenden Frisur. Sie hatten beide blaue Augen. Aber ihre waren dunkel wie die Mitternacht, die des Barons dagegen hell, lebhaft und munter wie ein Sommerhimmel. Er schien sich übrigens nichts auf sein fabelhaftes Aussehen einzubilden. Hoffentlich wirklich nicht. Denn erfahrungsgemäß erwarteten schöne Männer von den Frauen, daß sie alles für sie tun, nur weil sie sich gnädig zu ihnen herabließen.
    Sie waren selbstsüchtige Liebhaber. Ob Alec Carrick auch ein selbstsüchtiger Liebhaber war? Laura konnte es kaum abwarten, sich darüber Gewißheit zu verschaffen. Dank dem lieben Himmel war im vergangenen Frühjahr ihr sehr alter, sehr elender Mann in ein besseres Leben eingegangen und hatte ihr alle seine irdischen Güter hinterlassen!
    Das Orchester spielte den nächsten Walzer. Sie sah, wie die Herren auseinandergingen, um eine Partnerin für den Tanz zu finden. Eine Welle der Enttäuschung überkam sie, als sie Alec zu James Paxton gehen sah, um sich mit ihm zu unterhalten.
    Laura blickte auf die ziemlich kleine Tanzfläche und schlug mit dem Fuß den Walzerrhythmus. O je, da war diese fürchterliche Genny Paxton, und Oliver Gwenn – ausgerechnet! – forderte sie gerade auf.
    Laura schauderte es, wenn sie das Mädchen nur sah. Sie sah wirklich schrecklich aus. Wer hatte das Kleid für sie angefertigt? Und warum hatte Oliver sie zum Tanz aufgefordert? Oliver Gwenn war gegenwärtig Lauras Liebhaber, und sie würde es nicht zulassen, daß jemand in ihren Revieren wilderte, auch wenn Oliver darin noch ein recht unreifes Exemplar darstellte.
    Schließlich war die Musik beendet. Die Paare, darunter auch Oliver Gwenn und Genny Paxton, verließen die Tanzfläche. Laura wartete darauf, daß Oliver sich höflich, aber energisch von seiner scheußlich aussehenden Partnerin verabschiedete. Doch er tat es nicht. Er blieb noch bei ihr.
    Die Assembly Hall in Baltimore erinnerte Alec an Almack in London. Es war ein ähnlich großer, viereckiger Saal mit hoher Decke und, da kein Fenster geöffnet war, ohne Luftzufuhr. Daran schloß sich ein weiterer Saal mit einem langen Büffet, auf dem eine Punschbowle und Schüsseln mit Kuchen und Süßigkeiten standen. Der Punsch erinnerte ihn fatal an die schwache Mandelmilch im Almack.
    Er konnte den Blick nicht von Genny wenden. Sie bot einen so erschreckenden Anblick, daß er sie wie hypnotisiert anstarrte. Als er zum erstenmal das Kleid sah, das sie anhatte, hätte er sich beinahe am Punsch verschluckt. Sie schien es aber gar nicht zu merken, wie entsetzlich sie aussah. Sie hatte eben keinen Geschmack. Aber alle Damen merkten es und auch viele Herren. Für die Damen – ob jung oder alt – war Genny zum Abschuß freigegeben.
    Die Herren hatten sie kurz beäugt und die Achseln gezuckt, als wollten sie sagen: Was kann man von der anderes erwarten? Sie ist einfach keine Dame. Jetzt sah er sie im Gespräch mit einem jungen Mann, der sich Oliver Gwenn nannte. Er hatte auch den letzten Walzer mit ihr getanzt. Er sah sehr jung aus. Vielleicht waren er und Genny Jugendfreunde. Er ging zu den beiden hinüber.
    »Guten Abend, Genny.«
    »Oh, Alec! Hallo, das ist ja eine Überraschung.«
    »Sicher«, sagte er voll Ironie.
    Sie trat zurück, so daß er ein paar Worte mit Oliver wechseln konnte.
    »Genny hat mir erzählt«, sagte Oliver, »daß Sie erwägen, in Baltimore zu bleiben und mit ihr und ihrem Vater in Geschäftsverbindung zu treten.«
    »Die Möglichkeit zeichnet sich durchaus ab. Kennen Sie Genny schon lange?«
    »Seit wir laufen gelernt haben.«
    Genny fingerte an einer ihrer weißen Samtschleifen herum. Ihr war heiß in dem geschlossenen Saal. Und ihr war beklommen zumute. Sie konnte nicht verstehen, warum die Damen sie wie eine Paria behandelten. Und nun war auch Alec hier, sah aus wie ein junger Gott, und allen Damen lief vor Begier das Wasser im Mund zusammen. Als er sich endlich ihr zuwandte und sie zum Tanz aufforderte, achtete sie gar nicht darauf. Ihre Aufmerksamkeit wurde von Laura Salmon gefesselt, die Oliver befehlshaberisch zu sich winkte.
    »Oliver«, sagte sie. »Es sieht so aus, als ob Laura dich zu sprechen wünscht.«
    Um ihre Verwirrung zu steigern, wurde Oliver blutrot, was ihn ausgesprochen unattraktiv machte. Er murmelte etwas und steuerte auf Laura zu.
    »Was ist nur los mit ihm?«
    Alec lachte. »Meine Güte, Sie sind aber naiv. Kommen Sie, Genny, wir wollen eine breite Schneise auf der Tanzfläche schlagen!«
    »Ja, gut, Alec, aber ich habe

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