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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ließ er zu diesem Zweck drei Fregatten umbauen. Aber Klipper sind viel schneller – und Schnelligkeit ist entscheidend, wenn ein vollbeladenes Sklavenschiff sich durch Flucht der Kaperung entziehen muß. Wie gesagt, es ist ein sehr einträgliches Gewerbe. Aber ich kann ihn nicht ausstehen. Und selbst wenn, dann würde doch Genny nichts mit ihm zu tun haben wollen.«
    »Sie will aber auch nichts mit mir zu tun haben, Sir.«
    Langsam wandte James den Kopf und sah den Baron lange an. »Das würde sich ändern, wenn Sie es nur wollten.«
    »Ich will es aber nicht!« rief Alec. »Ich sagte Ihnen ja schon, daß ich vorläufig nicht wieder heiraten möchte. Und das ist ernstgemeint. Ich bin kein häuslicher Mensch. Ich bin kein romantischer Schwärmer, für Heim und Herd habe ich nichts übrig und …« Plötzlich sah er Hallies lächelndes Gesicht beim heutigen Guten-Morgen-Kuß vor sich und brach ab.
    Immer wenn er seine Tochter sah, ging ihm das Herz auf, auch wenn sie müde oder mißgestimmt war, wenn sie weinte und jammerte oder sich sonstwie unartig benahm. Sie gehörte zu ihm und zu Nesta. Er hätte nichts dagegen gehabt, ein Dutzend Hallies zu besitzen. »Verdammt«, sagte er, ging zu einem der breiten Erkerfenster und schaute auf einen Garten mit Apfel- und Birnbäumen hinaus.
    »Am Freitagabend findet in der Assembly Hall ein Ball statt. Das ist das große rote Ziegelsteingebäude an der Ecke der Fayette und der Holliday Street. Ich habe Genny dazu gebracht, daß sie hingeht, und ich begleite sie.«
    »Sie kann aber nicht in dem Aufzug hingehen, in dem sie gestern war!«
    »Nein, allerdings nicht. Sie hat mir gesagt, sie sei bei einer Damenschneiderin gewesen, einer der besten in Baltimore. Ich kann Ihnen also garantieren, daß sie ordentlich gekleidet sein wird. Ich bitte Sie nun, ebenfalls am Ball teilzunehmen. Schließlich müssen Sie die Stützen unserer Gesellschaft kennenlernen. Alec, und dies wäre eine geeignete Gelegenheit. Vielleicht sehen Sie dann auch Genny sozusagen in einem anderen Licht und umgekehrt Genny Sie. Was meinen Sie dazu?«
    Am Ende sagte Alec ja. Aber auf dem ganzen Rückweg zur Fountain Inn fluchte er leise vor sich hin.
    Am Freitagabend war es schneidend kalt. Am dunklen Himmel türmten sich Regenwolken, und es herrschte völlige Windstille, die auf kommenden heftigen Sturm hindeutete. In einer geschlossenen Droschke fuhren die Paxtons zur Assembly Hall. Genny hatte ihrem Vater das neue Kleid von Miß Mary Abercrombie nicht vorgeführt. Sie wußte selber nicht, ob es ihr gefiel. Aber Miß Mary hatte ihr versichert, es sei der letzte Schrei, alle Damen würden sie bewundern.
    Na schön, dachte Genny, und zupfte ein wenig an dem außerordentlich tiefsitzenden Miederausschnitt des Kleids aus königsblauem Satin. Die Farbe sagte ihr nicht sonderlich zu. Im Spiegel hatte sie gemerkt, daß sie sie blaß erscheinen ließ, auch wenn Miß Mary ihr versichert hatte, sie sähe wie ein leibhaftiger Engel aus. Die vielen Rüschen, Volants und zahllosen, in Reihen angeordneten Schleifen stießen sie ab. Doch Miß Mary hatte ihr versichert, daß einfache Kleider einen grundschlechten Geschmack verrieten. Es ist jedenfalls die neueste Mode, redete sich Genny unterwegs immer wieder ein. Außerdem war es das einzige Kleid, daß Miß Mary fertig hatte, so daß ihr gar keine andere Wahl blieb.
    Über das Kleid hatte sie einen alten Samtmantel angezogen, der vom zu vielen Tragen in zu vielen Jahren schon sehr abgewetzt war. Aber es war ja dunkel, und wer sollte daran Anstoß nehmen?
    Genny war schon drei Jahre lang nicht mehr in der Assembly Hall gewesen. Einladungen anderer Familien hatte sie nicht beachtet. Schließlich waren dann keine mehr gekommen. Doch nun war die Assembly Hall der einzige Ort, an dem sie flügge werden und sich der Gesellschaft von Baltimore neu vorstellen konnte. Alle diese Geschäftsleute sollten sehen, daß sie eine tüchtige Frau und keine törichte Göre war!
    Deshalb hatte sie sich auch nicht gegen den Vorschlag ihres Vaters gewehrt, den Ball zu besuchen. Sie wußte ja, daß sie und ihr Vater mit den reichen Kaufleuten der Stadt Verkehr pflegen mußten, wenn sie zu Erfolg kommen wollten. Sie mußten alle davon überzeugen, daß ein Klipper der Paxton-Werft nach wie vor etwas Besonderes war. Im vergangenen Jahr hatten sie und ihr Vater keinen gesellschaftlichen Verkehr gepflegt. Jetzt war es an der Zeit, sich wieder zu zeigen und der Welt zu beweisen, daß sie noch am Leben

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