Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
seit drei Jahren nicht mehr getanzt. Ich fürchte, ich habe schon Oliver auf die Zehen getreten, und das wird mir bei Ihnen auch passieren.«
    »Ich werde es mit stoischer Ruhe ertragen oder höchstens leise wimmern.«
    Er legte den Arm um sie. Ein Glücksgefühl erfaßte Genny und verbreitete sich in ihrem Körper. Sie sah ihm in das unglaublich schöne Gesicht und runzelte die Stirn.
    »Was ist denn?«
    »Nichts. Oh, entschuldigen Sie.«
    »Ich hoffe, Sie haben es nicht absichtlich getan.«
    Sie zeigte ihm ihr Koboldgrinsen. »Bestimmt nicht, lieber Sir. Nun, was halten Sie von dem Ball? Haben Sie schon die meisten unserer führenden Bürger kennengelernt? Haben Sie schon ein Dutzend Einladungen entgegengenommen?«
    »Sie sind hemmungslos unverschämt, Genny. Ja, ich habe so viele Menschen kennengelernt, daß sich mir schon alles im Kopf dreht.« Mit diesen Worten wirbelte er sie im weiten Kreis herum.
    Es war aufregend, und sie sagte lachend: »Oh, Sie tanzen ja fabelhaft!«
    »Vielen Dank. Nun, ich möchte Ihre Gefühle nicht verletzen …«
    »Ich bin immer mißtrauisch, wenn jemand einen Satz so anfängt, denn es folgt bestimmt ein aber.«
    »Genny …« Er holte tief Luft. »Wo haben Sie dieses Kleid her?«
    »Von einer der besten Damenschneiderinnen in ganz Baltimore.«
    »Das kann nicht wahr sein. Schauen Sie sich doch mal um! Sehen Sie, daß auch nur eine andere Dame ein so schreiendes Blau trägt? Sehen Sie eine andere Dame mit so vielen weißen Samtschleifchen und meterweise Volants?«
    Genny fühlte sich verletzt, und danach kam eine große Unsicherheit über sie. »Zugegeben, an dem Kleid sind recht viele Schleifen. Das ist mir auch aufgefallen. Aber Miß Mary Abercrombie versicherte mir, genau das sei jetzt Mode.«
    »Mary Abercrombie?«
    »Ja. Es gibt zwei Miß Abercrombies. Das Kleid – sieht es denn wirklich nicht gut aus?«
    Er sah ihr in die Augen, und ihr Blick verschlug ihm fast die Sprache. Noch nie hatte sie so verletzlich ausgesehen. Aber so konnte es nicht weitergehen. »Bedauere, Genny, aber es ist scheußlich. Fertigt sie Ihnen noch weitere Kleider an?«
    Nun sah sie nicht mehr verletzlich aus. Statt dessen wurde ihr Blick leer und verständnislos. »Ja, noch mehrere Kleider. Wissen Sie, ich hatte ja nicht viele, und die sind alle alt und unmodern.«
    Wie sollte er fortfahren? Er wollte sie nicht verletzen, und er wollte auch nicht, daß sie zornig auf ihn wurde. Er wirbelte sie wieder herum und war froh, als er sie vergnügt lachen hörte.
    »Sind die Leute hier freundlich zu Ihnen gewesen?«
    »Na, sagen wir, höflich. Die meisten sind Bekannte und Freunde meines Vaters.«
    »Und wie gehen die Damen mit Ihnen um?«
    Sie senkte den Kopf. »Mit kalter Höflichkeit. Ich begreife überhaupt nicht, warum sie so sind. Es stimmt, daß mein Vater und ich uns seit über einem Jahr nicht in der Gesellschaft blicken ließen. Aber sie scheinen doch erfreut zu sein, ihn wiederzusehen.«
    »Soll ich Ihnen sagen, warum?«
    Sie musterte ihn abweisend. »Sie, ein Ausländer? Ein Engländer? Sie wollen mir sagen …«
    »Ja. Hören Sie, Genny, ich will Sie nicht anlügen. In der Werft erledigen Sie ein Männergeschäft. Sie haben alle Frauen dadurch beleidigt, daß Sie sich außerhalb Ihrer vorgezeichneten Sphäre bewegen. Auch die Männer fühlen sich von Ihnen beleidigt und bedroht, weil Sie sich wie ein Mann anziehen und den Finger in ihre angestammten Schüsseln tauchen. Und jetzt tragen Sie ein Kleid, in dem Sie wie eine – wie eine geschmacklose Schlampe aussehen. Diese Leute wollten sich an Ihren rächen, und Sie haben ihnen das ausgesprochen leicht gemacht.«
    Mit großer Ruhe sagte Genny: »Sind Sie mit Ihren Wahrheiten fertig, Baron?«
    »Ja. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen weh getan habe, aber, Genny … Autsch! Das haben Sie mit Absicht getan!«
    Noch einmal trat sie ihm auf den Fuß. Dann stapfte sie von der Tanzfläche und ließ Baron Sherard allein zurück. Er sah ihr nach und kam sich wie ein Tölpel vor. Wenn ich mit ihr allein wäre, dachte Alec, und bekäme sie in die Finger, dann würde ich ihr dieses scheußliche Kleid hinten hochheben und ihr mit der flachen Hand den Hintern versohlen. Sie hatte sicherlich einen sehr weißen, schlanken, glatten und runden Hintern. Alec tat, als wäre alles in schönster Ordnung, als wäre es völlig normal, von seiner Partnerin auf der Tanzfläche verlassen zu werden, schlenderte gelassen davon und fand sich bald wieder in Laura Salmons

Weitere Kostenlose Bücher