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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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vorgesehen?«
    Alec grinste.
    Später fiel ihm auf, daß sich James Paxton an diesem Vormittag nur sehr langsam bewegen konnte. Das gefiel ihm gar nicht. Der Gesundheitszustand des Mannes war wirklich bedenklich. Er folgte ihm in den Salon, zeigte Hallie den vergoldeten Vogelkäfig und nahm dann neben James Platz.
    »Wie geht es Ihnen, Sir?«
    »Das Alter, mein Junge«, sagte James lächelnd. »Es ist ein Elend. Nur der Tod kann noch schlimmer sein. Ich lebe wenigstens noch.«
    »Ist Genny hier?«
    »Merkwürdigerweise ja«, sagte James. »Sonst geht sie schon immer früh aus dem Haus. Aber Moses sprach von einem verstauchten Fußknöchel. Kann ich mir gar nicht vorstellen, aber wir werden es ja sehen. Ihre hübsche Tochter ist Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten. Hat sie gar nichts von ihrer Mutter?«
    »Sehen Sie, wie versunken sie ist? Alles, was sie tut, tut sie mit voller Hingabe. Ihre Mutter war gelegentlich ebenso. Hallie ist für mich das Wichtigste im Leben.«
    »Ist ihre Mutter bei der Geburt gestorben?«
    »Ja.«
    »Meine Frau auch. Diese elenden Ärzte! Wenn ich nur daran denke! Arme Mary! Sie hätte noch viele Jahre leben können. Wir hätten noch so viel gemeinsam erleben …« James verfiel in Schweigen, und Alec fühlte, daß er nie über diesen Kummer hinweggekommen war. Sein Blick fiel auf Hallie. Ein Glück, daß er sie noch hatte!
    »Entschuldigen Sie, daß ich mich wie ein rührseliger alter Narr benehme. Sind Sie schon zu einem Entschluß gekommen, Alec?«
    »Guten Morgen, Vater. Baron.«
    Beim Klang von Gennys Stimme spürte Alec einen innerlichen Stich. Sie sprach so steif, so übermäßig förmlich. Er gestand sich ein, daß er Hallie sozusagen als Prellbock mitgebracht hatte.
    »Hallo, Genny. Was höre ich da von einem verstauchten Knöchel?« Für den Unbeteiligten hörte es sich nach Mitgefühl an. Doch Genny hörte den Spott heraus. Sie sah die kleinen Teufel in seinen schönen Augen tanzen und hätte gern losgebrüllt, ihn angespuckt, ihn zu Boden geworfen und ihn geküßt, bis er … Sie war ein dummes Mädchen, da war er, lachte sie insgeheim aus, ergötzte sich an ihrem Mißgeschick, schaute sie an, sah sie durch die Kleidung nackt vor sich und streichelte sie in Gedanken. Sie schauderte.
    Sie mußte sich zusammennehmen. »Es ist weiter nichts. Ich habe ihn mir gestern abend verstaucht, als ich die Treppe hochging.«
    »Das hättest du mir sagen sollen«, sagte James. »Dann hätte ich dafür gesorgt, daß du kalte Umschläge machst.«
    »Kalte Umschläge helfen bei solchen Verletzungen ausgezeichnet«, sagte Alec. »Aber wie konnte es denn beim Treppensteigen zu dem Unfall kommen. Verstauchung? Sieht eher so aus, als seien Sie gefallen, wie?«
    »Nein! Gefallen bin ich nicht. Ah, hier kommt Moses mit dem Tee und etwas zu essen. Was, wer ist denn das?«
    In diesem Augenblick hatte sie Hallie erblickt. Sie starrte das kleine Mädchen an, und das kleine Mädchen starrte Genny an. Hallie war das schönste Kind, das sie je gesehen hatte. Sie war mit keinem Kind näher bekannt und verstand auch nicht, mit Kindern umzugehen. Aber dieses ernste Gesicht – es war ganz Alec. Er mußte der Vater sein. Genny schluckte. Sie war dankbar, daß Moses gerade Kaffee und Tee einschenkte und sie deshalb nichts zu sagen brauchte.
    »Vielen Dank, Mr. Moses«, sagte Hallie mit ausgesuchter Höflichkeit.
    »Möchtest du Milch, Kleine?«
    »O ja, bitte, Mr. Moses. Ist das hier Lannies Spezialsesamkuchen?«
    »Ja, sicher. Greif nur zu!«
    »Vielen Dank.«
    Genny starrte sie immer noch an. Alec hatte also ein Kind, ein kleines Mädchen, und das Kind war wie sie angezogen. Es trug die Kleidung eines Jungen.
    »Wer bist du denn?«
    Hallie lächelte den hübschen jungen Mann an, der eine Frau war. »Sie sind aber kein Mann, wie Papa einer ist.«
    »Allmählich komme ich zu der Erkenntnis, daß ich mir als einzige einbilde, ich sähe wie ein Mann aus«, sagte Genny und riß sich die Wollmütze vom Kopf.
    »Ich bin Hallie Carrick. Das ist mein Papa. Wenn er will, daß ich eine Wollmütze aufsetze, dann macht er mir einen Zopf. Sonst verwuscheln die Haare zu sehr, und dann sagt Papa Wörter, die ich nicht sagen darf, oder er haut mir den Hintern grün und blau.«
    Dieser Schönling flocht die Haare eines kleinen Mädchens zu einem Zopf?
    »Hallie, was sagst du da? Du sollst doch nur mein Lob singen!«
    »Du bist der beste Papa auf der ganzen Welt.«
    »Das hört sich schon besser an«, sagte Alec, »und außerdem

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