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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ist es selbstverständlich die reine Wahrheit. Nun setz dich hin, mein Kürbis, und trink deinen Tee! Also dies hier ist, wenn sie die Wollmütze auf dem Kopf trägt, Mr. Eugene Paxton, und ohne Wollmütze wird sie zu Miß Eugenia oder Genny. Genny, das ist meine Tochter.«
    »Sehr erfreut, Hallie.«
    »Die Sache ist so«, sagte Alec, und immer noch sah Genny die Teufelchen in seinen Augen tanzen, »Hallie befindet sich in der gleichen Lage wie Sie. Sie braucht zwei Mädchenkleider, Unterwäsche, Schuhe und Strümpfe. Lauter Sachen, von denen Sie vielleicht schon mal gehört haben.«
    In der Tasche hatte er eine von Mrs. Swindel aufgestellte Liste. Sie hatte ihm rundweg erklärt, daß ein fünfjähriges Mädchen in Hosen völlig unmöglich sei. Als sie ihm die Liste gab, hatte sie noch gesagt: »Die ist auch schon aus allem herausgewachsen. Selbst diese dummen Hosen sind zu kurz für sie.« Und im übrigen wisse sie nicht, was sie mit dem Schrank in Hallies Zimmer in der Fountain Inn machen solle. Er rieche nach Muskatnuß und Kampfer, jawohl, ein übler Geruch für ein kleines Mädchen.
    »Deshalb kam ich her, um Sie zu bitten, uns zu einer Damenschneiderin zu begleiten. Ich nehme an, man hat Sie schon beliefert. Wäre es Ihnen möglich, sich etwas, sagen wir, Konventionelleres anzuziehen?«
    »Mein Knöchel tut so weh, daß ich damit nicht durch alle möglichen Läden ziehen kann.«
    »Wie merkwürdig! Ich fand, daß Sie sich ganz normal bewegen. Wirklich, ich war von dem schnellen Heilungsprozeß überrascht. Wenn man die Treppe
hinauffällt –
das sagten Sie doch, nicht wahr? – darf man das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Soll ich mir den Knöchel mal ansehen? Ich bin als Fachmann für Knöchel bekannt.«
    Genny hätte ihm gern einige kräftige Schimpfworte ins Gesicht gesagt. Doch in diesem Augenblick begegneten sich ihre Blicke, und sie sah sich in seinen Augen nackt auf dem Rücken liegen, die Hände über dem Kopf gefesselt, und mit angehobenem Becken, weil er sie mit Hand und Mund liebkoste.
    Sie schluckte.
    »Genny?«

10
    »Ich gehe zur Werft.«
    Hallie blickte von ihrem Kuchen hoch. »Zur Werft? Sind Sie die Genny, die in einer Werft arbeitet?«
    Genny warf Alec einen Blick zu. »Ja, meinem Vater und mir gehört die Paxton-Werft am Fells Point.«
    »Oh, dann sind Sie die Frau, die Papa wütend auf sich macht.«
    »Das stimmt genau. Er versteht es gut, und schafft es immer ganz schnell.«
    Rasch sagte Alec: »Hallie, möchtest du noch mal Mr. Moses’ Haare anfassen?«
    »Jetzt nicht, Papa«, sagte sie. Dann wandte sie wieder Genny ihre volle Aufmerksamkeit zu. »Ich habe ihn gefragt, warum er das tut, und er sagte, er weiß es nicht. Und dann sagte er, er möchte gern sehen, was Sie dann tun. Er sagt, Sie können Männer nicht leiden und wollen nie heiraten. Und ich hab’ gesagt, das ist unmöglich, weil ihn nämlich alle Frauen mögen.«
    »Das hat er dir gesagt?«
    Hallie sah sie neugierig an. »Nein. Ich will nur sehen, wie die Leute reagieren, wenn ich so was sage, wissen Sie.«
    Genny kam sich lächerlich vor. Von einem Kind lächerlich gemacht zu werden!
    »Ich war aber froh, als mir Papa gesagt hat, daß Sie sich auch so anziehen wie ich. Jetzt will er mir Kleider mit Rüschen kaufen. Hört er darauf, was Sie sagen, Genny?«
    »Nein, noch in hundert Jahren nicht.«
    »Na, macht ja nichts. Meistens hat Papa sowieso recht. Kann ich mir die Werft ansehen? Darf ich, Papa? jetzt möchte ich die blöden Mädchenkleider noch nicht haben. Bitte, Papa.«
    »Erst verleumdest du mich und machst mich vor Genny schlecht, und dann verlangst du obendrein noch eine Belohnung?«
    Hallie schaute Genny aus ihren schönen blauen Augen an, den Augen ihres Papas. »Pippin – das ist Papas Kabinenjunge – hat mir alles über Werften erzählt. Er war nämlich Kalfaterlehrling in Liverpool, aber das ist schon lange her. Ich will auch Kalfaterer werden. Dann verschmiere ich alle Ritzen zwischen den Planken, und mein Schiff läßt nie Wasser durch. Kann ich Ihren Kalfaterern zusehen? Benutzen sie auch Hanftaue? Die nennt man Werg, sagt Pippin.«
    Genny mußte lächeln. »Ja, du kannst unseren Kalfaterern zusehen. Sie fangen nächste Woche an.«
    »Ach ja«, sagte James, »ich würde auch gern mal wieder en Klang ihrer Schlegel hören. Weißt du was, Hallie, wir hier in Baltimore benutzen ein Kalfatereisen und schlagen mit einem Schlegel aus Mesquitholz drauf. Die Enden der Schlegel verkleiden wir mit Stahl.

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