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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Wasserlinie auf. Er konnte sich vorstellen, daß bei Sturm die Wellen leicht über das niedrige Freibord waschen würden. Aber schließlich war allein Schnelligkeit ihr Merkmal, nichts anderes. Ja, wirklich, ein bemerkenswerter Wurf.
    Alec schreckte aus seinen anerkennenden Gedanken auf, als er seine Tochter rufen hörte: »Papa! Papa! In der Segelmacherwerkstatt ist es wunderbar und so schön kühl! Und die Männer erzählen sich beim Nähen lauter Geschichten … Sie streifen sich Lederstücke über die Hände, damit sie sich nicht an den scharfen Nadeln stechen.«
    »Aha, eine ausgezeichnete Idee.« Während er seiner Tochter das Haar zerzauste, bedanke er sich bei Jake, daß er sie unter seine Fittiche genommen hatte.
    »Sie ist aufgeweckt, die Kleine«, sagte Jake. »Mächtig aufgeweckt. Richtig zum Fürchten, ja.«
    »Sie kommt eben nicht nach dem Papa«, sagte Genny leise, aber doch laut genug für Alec.
    Alec sagte nichts. Er schaute Genny nur strafend an. Aber sie hielt dem Blick stand. Schließlich zuckte er die Achseln, sagte allen auf Wiedersehen und nahm Hallie auf den Arm.
    »Wo gehen wir jetzt hin, Papa?«
    »Zurück zur Fountain Inn, um mit Mrs. Swindel anständig zu Mittag zu essen. Ich glaube, Mr. Barney, der Inhaber, ist ganz vernarrt in dich.«
    »Oh, Papa, Mrs. Swindel findet das Essen, das sie uns dort auftischen, ganz entsetzlich. Sie sagt, der Karpfen schmeckt wie tote Möhren …«
    »Diese Mrs. Swindel würde ich gern kennenlernen«, sagte Genny.
    »Können wir bei euch zu Abend essen, Genny?« erkundigte sich Alecs schlaue Tochter.
    »Aber selbstverständlich. Das wäre schön. Du würgst jetzt deine Möhren runter, und ich sage Lannie, daß sie dich nachher mit Spinat füttert.«
    »Juhu!« jubelte Hallie und wollte gar nicht mehr aufhören zu lachen, als ihr Vater sie von der
Pegasus
trug.
    Sobald sie im Dock waren, drehte Alec sich um und sagte leise: »Ich verlange die Antwort heute abend, Mr. Eugene, sonst gilt die Wette nicht. Dann ist die Frist abgelaufen.«
    Genny erwiderte kein Wort. Sie war sich bewußt, daß Boos Lamb sie beobachtete, daß Jake unsicher daneben stand und daß der lüsterne Minter dreckig grinste.
    Sie hätte sie gern angebrüllt; Ich bin euer Boß und kein Flittchen, dem man offenen Mundes nachstarrt! Doch sie murmelte nur: »O verdammt!« und stapfte unter Deck in die Kapitänskajüte, wo sie hingehörte.
    Als Genny am späten Nachmittag aus der Werft heimkehrte, waren Alec, Hallie und die unschätzbare Mrs. Swindel schon eingezogen.
    »Hallo«, sagte sie. »Sie müssen Mrs. Swindel sein.«
    »Ja, die bin ich. Und Sie sind, äh, Sie sind eine junge Dame, so viel sehe ich. Seine Lordschaft hat gesagt, Sie seien etwas ungewöhnlich, und in diesem Fall kann er sogar mal recht haben.«
    Und zu Gennys Verwunderung ergriff Mrs. Swindel ihre ausgestreckte Hand und schüttelte sie herzlich.
    »Danke«, sagte sie. »Wollen Sie nicht mit uns essen?«
    »Auf keinen Fall. Ich bin nur Hallies Kindermädchen. Außerdem esse ich mit Mr. Pruitt.«
    »Ach so, ja dann! Jedenfalls hoffe ich, daß alles zu Ihrer Zufriedenheit bestellt ist, Mrs. Swindel.«
    »Ich habe mich bei Gracie erkundigt. Sie ist, wenn Sie es mir nicht übelnehmen, Miß, ein ziemlich schwacher Schatten von einem Menschen. Sie wirkt sehr unentschlossen und verwies mich an Mr. Moses, der über alles Bescheid wisse.«
    »Gracie ist in letzter Zeit krank gewesen«, sagte Genny zur Verteidigung der Frau, die in ihrer Familie in Dienst stand, seit Genny sieben Jahre alt gewesen war. »Sie hat vor, uns bald zu verlassen und zu ihrer Schwester in Annapolis zu ziehen.«
    »Das gehört sich auch so«, sagte Mrs. Swindel etwas rätselhaft.
    In diesem Augenblick kam Gracie gerade aus dem Eßzimmer in die Eingangshalle. Genny lächelte sie an. »Geht es dir schon besser?«
    »Viel besser«, antwortete Gracie. »Sie haben nette Gesellschaft bekommen, Miß Genny. Diese Mrs. Swindel weiß, was sie will. Ich habe Ihrem Pa gesagt, daß ich morgen abreise!«
    Genny sah sie an, umarmte sie und wünschte ihr dann alles Gute. Es tat ihr nicht besonders weh, daß Gracie ging. Es war Zeit für eine Veränderung. Und diese Veränderung stand buchstäblich schon auf der Türschwelle.
    Als Genny später die Vordertreppe herunterkam, hörte sie Mrs. Swindel zu einem noch nicht anwesenden Alec sagen: »Gut gemacht, my Lord!« Die exzentrische Mrs. Swindel versprach, amüsant zu sein. Und im Gegensatz zu dem, was Genny bisher bei Frauen

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