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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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erlebt hatte, schien diese Frau es ganz in Ordnung zu finden, daß ihre Gastgeberin sich wie ein Mann benahm.
    Lächelnd betrat sie ihr Schlafzimmer. Ich bin also etwas ungewöhnlich, nicht wahr, Alec? Was das wohl heißen sollte?
    Als Genny wieder aus dem Schlafzimmer herauskam, trug sie ein schönes Kleid, eine neue Schöpfung, die Alec für sie ausgesucht hatte. Es war ein Abendkleid aus kremfarbener und mattgelber Seide mit tiefem runden Ausschnitt und einem dünnen Band aus mattgelbem Satin unter den Brüsten. Sie hatte sich das Haar gebürstet und zu einer lockeren Krone auf dem Kopf geflochten. Viele Locken umrahmten weich ihr Gesicht und fielen ihr in den Nacken, sie hatte sogar das Amethysthalsband ihrer Mutter angelegt.
    Die Tür zum Salon stand auf. Als sie Alec erblickte, blieb sie stehen. Es ist ungerecht, dachte sie und wollte nicht hineingehen. Er war so atemberaubend schön, daß sie sich dagegen wie eine Lumpensammlerin vorkam. Er trug ein weißes Hemd zum schwarzen Abendanzug, und mit dem gebräunten Gesicht und dem goldblonden Haar sah er schöner als ein Märchenprinz aus. Hallie hatte eins ihrer geblümten Musselinkleider an, saß neben James Paxton und plauderte über alles, was sie gesehen hatte. Auch ihr goldblondes Haar war wie das ihres Vaters lange gebürstet worden, so daß es glänzte, und ihre Augen blitzten im gleichen erstaunlichen Blau. Das Mädchen war überraschend frühreif. Wahrscheinlich weil sie ihre fünf Lebensjahr ausschließlich unter Erwachsenen verbracht hatte.
    Oder sie hatte den Verstand ihrer Mutter.
    Dazu das blendende Aussehen ihres Vaters.
    Dann ging Genny doch hinein. »Guten Abend. Willkommen in unserem Heim, Hallie, Baron.«
    Alec stieß einen leisen Pfiff aus. »Gütiger Himmel, Mr. Eugene«, sagte er und nahm ihre Hand. »Ich glaube, Sie sehen im Kleid genauso schön aus wie ohne.«
    »Psst!«
    »Was, Papa?«
    »Genny hat mich nur willkommen geheißen, mein Kürbis. Ich weiß Sie anzukleiden, Genny, das steht außer Frage.« Sehr leise fügte er hinzu: »Und dich auszuziehen.« Gleich darauf sagte er zu James: »Was meinen Sie, Sir? Ist sie nicht eine Venus, eine wahre Göttin von Baltimore?«
    James sagte verblüfft: »Mir ist bis jetzt noch gar nicht aufgefallen, wie ähnlich du deiner lieben Mama siehst. Wirklich schön, Genny, ehrlich.«
    »Nun, Papa, die größten Autoritäten haben mir bestätigt, daß ich ungewöhnlich bin.«
    »Was soll das heißen?« fragte Hallie.
    »Es heißt«, sagte Alec, der keinen Blick von Genny ließ, »daß Miß Eugenia Paxton nicht die anderen jungen Damen dieser Stadt kopiert. Sie ist ein Original.«
    Warum mußte er in Tönen der Bewunderung von ihr sprechen? Es war natürlich gelogen. Er wollte sie nur in sein Bett bekommen.
    Zu ihrem Leidwesen wollte Genny genau das gleiche. Sie erblaßte, als sie merkte, was sie sich wünschte. Bis zu Alecs Ankunft hatte sie nie so oft an sexuelle Dinge gedacht. Wenn sie ihn nur ansah, wurde sie sich jeden Zolls ihres Körpers bewußt, ihrer Brüste und der verschwiegenen Stelle zwischen den Beinen. Jetzt sah Alec sie an, aber ohne jeden Ernst in den schönen blauen Augen. Darin waren nur Amüsiertheit, Teufelei und böse Absichten zu lesen. Er hatte erraten, worum ihre Gedanken kreisten.
    Sie schob das Kinn vor und versuchte zu lächeln. »Ich glaube, das Essen ist fertig.«
    »Mr. Moses!« rief Hallie, rannte auf den Butler zu und streckte die Arme nach ihm aus.
    Moses hob sie hoch und sagte: »Was für ‘n hübsches kleines Mädchen du bist, Miß Hallie. Das is aber ein feines Kleid, wirklich wahr. Hat wohl dein Papa für dich ausgesucht?«
    »O ja und Gennys auch.«
    Alec kümmerte sich nicht weiter um Genny, sondern wandte sich an James. »Sir?« Er bot ihm den Arm, den James dankbar annahm. Rasch trat Genny hinzu und nahm ihn beim anderen Arm.
    »Bin so verdammt müde«, sagte James. Und fügte, zu seiner Tochter gewandt, gleich hinzu: »Ein langer, sehr geschäftiger Tag, Genny, das ist alles.«
    James hätte nicht zum Essen herunterkommen sollen, dachte Alec. Doch er hielt wohlweislich den Mund.
    Es war Mitternacht. Im Haus herrschte Stille. Alec saß im Bett und las eine langweilige Abhandlung von Edmund Burke.
    Seufzend ließ er das Buch sinken und legte den Kopf aufs Kissen. Das Leben war auf einmal sehr kompliziert geworden. Urplötzlich und unwiderruflich kompliziert. Und das hatte eine Frau zustande gebracht, die nicht mal Engländerin war.
    Er hätte nie auf Mr. Eugene

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