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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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arbeiten.«
    »Ja, das Mädel ist tüchtig, auf manchem Gebiet wirklich tüchtig. Wenn ein Problem mit einer Pumpenröhre, mit dem Anker oder einem Fallblock auftaucht, kann man sich darauf verlassen, daß sie eine Lösung findet. Aber sie kann nicht barsch und grob auftreten, und einige der Männer … na, Sie wissen schon, was ich meine. Selbst wenn sie es könnte, würden die sie nie anerkennen. Und sie ist nicht unempfindlich oder abgebrüht gegen Beleidigungen und Taktlosigkeiten. Die kommen nicht nur von unseren prominenten Männern in Baltimore, sondern auch von vielen unserer eigenen Leute. Es paßt ihnen einfach nicht, daß sie ihre Anordnungen befolgen müssen. Mir macht das nichts aus. Anders wäre es, wenn sie kein Köpfchen hätte.«
    »Wenn man Sie so hört, kann man das wirklich nicht anständig finden.«
    »Ja, es ist tatsächlich unfair, aber das ist der Lauf der Welt, nicht wahr? Armes Mädel. Werden Sie die Werft kaufen? Und Tag für Tag die Leitung übernehmen?«
    »Wir werden zu irgendeinem Übereinkommen gelangen. Die Paxton-Werft geht nicht unter. Wir sind mitten in den Verhandlungen.
    »Mir tut es für das Mädel leid.« Boß Lamb spuckte noch ein Stück Kautabak über Bord. »Sie ist nicht dafür geschaffen, einem Mann den Haushalt zu führen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie im Salon den Weibern Tee serviert.«
    »Ihr Vater hat sie nicht richtig erzogen«, sagte Alec. »Glauben Sie wirklich, daß niemand die
Pegasus
kauft, nur weil Genny sie gebaut hat?«
    »Genauso ist es, Sir. Als dieser alte Knilch Boynton pleite machte, wurde bekannt, daß James nicht mehr die Leitung innehatte, sondern die kleine Genny. Das war der Knackpunkt, genau das. Selbst jetzt noch sitzen alle Ihre Herren in den Clubs, rauchen ihre Zigarillos und machen sich über sie lustig, über die kleine Göre in Männerhosen. Und ihre Frauen gießen noch Öl ins Feuer. Neidische Matronen allesamt. Sie sind nur dazu gut, Kinder in die Welt zu setzen und über ihre verdammten Kleider zu reden.«
    Alec dachte an Hallie und sagte: »Ich bin froh, daß sie Kinder in die Welt setzen. Wenn nicht, würde die Erde bald ein leerer Ort sein.«
    »Aye, aye, aber Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Jedenfalls ist der Klipper ausgezeichnet entworfen und gebaut. Und wenn es der Klabautermann gewesen wäre, wen sollte das kratzen?«
    »Richtig, aber leider ist es nun mal so, nicht wahr? Alle brauchen jemand, über den sie die Nase rümpfen können. Und in diesem Fall haben sich die großen Herren eben das kleine Mädel ausgesucht, um über sie die Nase zu rümpfen und sie zu verachten.«
    »Ja, Sie haben recht. Aber keine Sorge, Boß. Es wird nichts Schlimmes passieren, das schwöre ich Ihnen.«
    Alec wollte dafür sorgen, daß die Paxton-Werft weiter in Betrieb blieb und erfolgreich arbeitete. Er war sich nur noch nicht darüber im klaren, wie er das bewerkstelligen und wa er mit Genny anfangen sollte.
    Es war unrecht, daß Genny verachtet und ausgelacht wurde. Aber in diesem Leben ging es in vielem unfair zu, wie Boß Lamb gesagt hatte. Was kümmerte ihn, Alec, dieses eine Unrecht unter so vielen? Er war kein Ritter, der gegen das Unrecht kämpfte. Und schon gar nicht in diesem Fall, bei dem er noch nicht einmal genau wußte, wer unrecht hatte.
    Er blieb an Deck und betrachtete prüfend die Takelage. Die Masten waren hoch und schlank. Aber sie ragten nicht kerzengerade in die Höhe wie die Masten auf anderen Schiffen. Sie waren sogar noch schräger gestellt als die Masten, die er auf anderen Klippern gesehen hatte. Außerdem hatte die
Pegasus
eine sehr scharfe Aufkimmung, ganz im Gegensatz zu seiner Schonerbark, deren Schiffsboden fast flach war, bevor er langsam und gemächlich mit fast geraden Seitenwänden aufstieg.
    Er hatte schon immer die Baltimore-Klipper bewundert, und seine Bewunderung nahm von Tag zu Tag zu. Er dachte an die vielen Quadratmeter Segelfläche, die noch in der Werkstatt genäht wurden, und an die vielen Quadratmeter, die bereits aufgetakelt waren. Die
Pegasus
würde zum Schluß sogar eine größere Segelfläche besitzen als seine Schonerbark, die um ein Drittel größer war als der Klipper, und sie würde sich trotzdem leichter manövrieren lassen. Sie würde auch gegen den Wind segeln und, da sie so leicht war, konnte nichts ihre Fahrt verlangsamen.
    Im Gegensatz zu seiner Schonerbark lagen auf dem Deck der
Pegasus
keine Gerätschaften umher. Ihr Deck war nackt und breit. Sie ragte nur wenig über die

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