Sturmwind der Liebe
… Plötzlich dachte er an die vergangene Nacht, in der er Oleah mehrmals bestiegen hatte. Man hätte denken sollen, daß er danach erschöpft sein müßte.
»Sobald ich die Leitung übernommen habe, werde ich dir persönlich einen Ehemann suchen, damit deine Zeit mit Arbeit ausgefüllt ist, die einer Frau geziemt. Aus der Werft setze ich dich raus. Dort wirst du den Männern nicht mehr in die Quere kommen.«
»Nein! Niemals! Und noch eins, Alec, ich will keinen Ehemann. Nie! Hast du gehört? Und hör auf, mit mir deinen Spott zu treiben! Ich werde nie, nie, nie einem Schwachkopf von Mann gestatten, über mein Leben zu bestimmen und mir zu sagen, was ich zu tun habe.«
»Meine Güte, bist du fertig? Hör genau zu, Mr. Eugene! Deine Einmischung in diese Werft wird so oder so ihr Ende finden.«
»Einmischung!« Es war ein schriller Schrei. »Dies ist
meine
Werft, Alec Carrick, die ich leite und in der du nichts zu sagen hast und …«
»Wenn sie
deine
Werft bleibt, wird sie leider nicht bleiben. Wie kannst du nur so blind sein, Genny? Mag sein, daß du wenig oder gar keine Achtung vor Männern hast, aber sie bestimmen nun einmal, wo es langgeht, und du mußt einsehen, daß das der Lauf der Welt ist. Aber es nützt dir überhaupt nichts, wenn du weiter den Mann spielen willst. Hast du mich verstanden?«
Sie hatte die Fäuste geballt. Sie erstickte fast an der Wut und Enttäuschung über seine Sturheit. Dennoch gelang es ihr, ihn in ruhigem Ton abfahren zu lassen. »Sobald die
Pegasus
fertig ist, starten wir die Wettfahrt. Das wird in anderthalb Wochen der Fall sein.«
»Nimmst du die Wette an?«
Genny warf ihm einen langen Blick zu. »Mit dir ins Bett gehen? Weißt du, Baron, das könnte schon sein. Für euch Männer ist Sex doch so was Wunderbares …«
»Vergiß nicht, daß ich dir schon einmal höchste Lust gespendet habe! Und das werde ich jedesmal tun, wenn du zu mir ins Bett kommst, und noch mehr, viel mehr.«
»Ach, Baron, du scheinst dich für den großartigsten Liebhaber der ganzen zivilisierten Welt zu halten …«
»Und der unzivilisierten dazu, würde ich sagen.«
Als wäre ihr das höchst gleichgültig, sagte sie achselzukkend: »Na also, warum nicht? Ich bin eine Frau und kein dummes Mädchen mehr, und ich kann tun, was mir gefällt. Wenn du prahlen und dich als wunderbaren Liebhaber darstellen und ausgeben willst, warum sollte ich dir dann nicht glauben und mich um dieses Erlebnis bringen? Schließlich brauche ich dieses Experiment ja nicht öfter als einmal zu machen …«
»Ah, hier kommt Jake – ich glaube, du kennst ihn schon. Er ist einer von Mr. Furrings Männern aus der Segelmacherwerkstatt. Er bringt Hallie mit. Ich möchte nicht, daß sie auf Deck bleibt, solange die Takler hier rumrennen. Ich werde ihr die Kapitänskajüte zeigen.«
»Sie würde lieber die Unterkünfte der Matrosen sehen.«
»Ich zeige ihr alles unter Deck. Ich muß auch noch mit Jake sprechen. Inzwischen kann Hallie sich alles ansehen.«
»Wenn du wieder heraufkommst, Genny, will ich eine Antwort haben.«
»Du wirst jung sterben, Baron, und zwar bestimmt von den Händen einer wütenden Frau. Du forderst dein Schicksal heraus.«
»Aber nicht von deinen Händen, mein Mädchen. O nein, nicht von deinen Händen.«
Als Genny mit Hallie unter Deck verschwand, kletterte Boß Lamb von seinem erschreckend luftigen Sitz herunter, als habe er nur darauf gewartet, mit Alec unter vier Augen sprechen zu können.
»Die Masten sind erstklassig«, sagte Boß Lamb und spuckte seinen Kautabak über Bord. »In Amerika wächst mit das beste Fichtenholz auf der Welt. Das ergibt die besten Masten und Spieren, wissen Sie.«
»Ich hab’ mal gelesen, daß Sie die Masten in schmutziges Brackwasser legen, damit keine Würmer reinkommen.«
»Das ist richtig. Diese Würmer sind der Fluch unseres Berufs. Sie wissen natürlich auch, daß wir das gesamte Eichenholz mit Pech abziehen. Dann kommt eine Lage Filz darauf, und schließlich wird alles mit dünnem, weichem Kiefernholz umgeben. Den Rumpf unter der Wasserlinie verkleiden wir mit Kupfer. Das hält, Gott sei Dank, die Holzwürmer ab.«
»So ist das also.«
»Geht mich wahrscheinlich nichts an, Sir, aber ich mache mir Sorgen, was aus der Werft werden soll. Ich bin mit James Paxton befreundet. Mit seiner Tochter auch.«
»Ja, Genny hat mir gesagt, daß Sie ein sehr guter Freund von ihnen sind. Einer der wenigen Männer, die bereit und willens waren, mit und für sie zu
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