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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Wahrscheinlich läßt ihn der Baron bis zum Ende der Reise nicht an den Whisky ran.«
    »O’Shay ist ein Wilder!«
    »Nur in der Taverne, Genny. Stellt man ihn auf ein Schiffsdeck, wird er zum Zauberer. Er sagt, das sei die Magie der Iren. Ihr Pa sagte immer, es sei Seelenmagie.«
    Auf der
Night Dancer
besprach Alec die Lage mit O’Shay, seinem Mann aus Baltimore.
    »Ja, sicher, Milord, das is ‘n Hurrikan, da wer’n wir uns noch einen abfriern. Das Mädel da auf’m Klipper … ihr Pa, der hat ja immer gesagt, daß se Grips hat … also, wenn se schlau is, dann giert se ab und steuert direkt Hatteras an. Ja, und dann durch die Einfahrt in den Pamlico-Sund nach Ocracoke. Is ‘ne tiefe Einfahrt. Der einzige Ort, wo wir den Sturm ausreiten können.«
    »Wir müssen den Klipper einholen, O’Shay. Wenn etwas passiert, möchte ich in seiner Nähe sein.«
    »Klar, machen wir, Milord.«
    Noch nie im Leben war Genny so pitschnaß geworden. Mit der Zeit kam es ihr schon selbstverständlich vor, daß sie naß war und fror und ihre Finger taub waren. Sie hatte eine zweite Wollmütze gefunden und sie über den Haarknoten gezogen. Der Sturm schien einem die Haut vom Gesicht fetzen zu wollen. Sie versuchte sich immer so zu stellen, daß sie ihn im Rücken hatte, aber er schlug ohne Vorankündigung gänzlich unerwartet von Ost nach West um.
    Den Männern ging es ebenso schlecht wie ihr, aber sie taten alles, was erforderlich war. Sie wußten, daß jeder einzelne Verantwortung trug, und wenn einer seine Pflicht vernachlässigte, drohte ihnen allen der Tod. Und sterben wollte keiner.
    Sie schlug sich mit der Faust an den Oberschenkel und grinste.
    Der Sturm heulte jetzt noch lauter als eben. Sie schätzte ihn auf fünfzig Stundenmeilen. Der Klipper kam nur noch vorwärts, wenn er den Wind genau von achtern hatte. Dann allerdings schoß er dahin, wie von einer Kanone abgeschossen. Die meiste Zeit aber kreuzten sie, mußten immer wieder abfallen, beteten und sahen die Wellen übers Deck schlagen.
    Dieser verfluchte Hurrikan!
    »Ich würde sagen, noch eine Stunde, dann sind wir Hatteras«, meinte Daniels.
    Es war Tageslicht geworden, der Himmel schmutzig grau, der Regen jetzt wieder deutlich sichtbar. Er kam wie aus der Traufe und peitschte allen ins Gesicht. Hinter ihnen blies der Wind aus vollen Backen, und der Klipper erreichte unerhörte Geschwindigkeiten.
    Sie wünschte, der Sturm würde seine Richtung einhalten. Dann würde er auch die Schonerbark vorwärtstreiben.
    Das Sturmgeheul hörte sich schon nicht mehr irdisch an. Genny schauderte es. Dann übernahm sie von dem erschöpften Daniels entschlossen das Ruder.
    Als die Diamond-Klippen in Sicht kamen, zeigte Genny schreiend nach achtern. Die Männer drehten sich um, sahen es auch und jubelten laut. Mitten aus dichten schwarzen Wolken schoß die Schonerbark, angetrieben vom noch stärker werdenden Sturm, hinter ihnen her.
    Die Männer auf der Schonerbark hörten das Geschrei vom Klipper und brüllten zurück.
    Nie zuvor hatte Genny sich so erleichtert gefühlt.
    Eigentlich ohne jede Berechtigung. Sie mußten ja noch durch die Ocracoke-Einfahrt und sich dann in dem flachen Gewässer des Pamlico-Sunds halten. Auch sie betete: »Lieber Gott, rette bitte Alec und rette auch die
Pegasus!«
    Snugger hörte es und schrie ihr über den Sturm zu: »Wenn’s recht ist, beten Sie auch für mich, Miß Genny! Ich darf noch nicht zu Fischfutter werden, weil ich viel zu süß bin und die Frauen mich schwer vermissen würden.«
    Lächelnd baute sie noch Snuggers Namen in ihr Gebet ein.
    Der Sturm gewann weiter an Kraft. Sie umschifften die Diamond-Klippen und schafften es bis zur Einfahrt. Der Sturm riß Genny beinahe das Ölzeug vom Leib.
    Jetzt übergab sie das Ruder wieder an Daniels. Wenn jemand auf der Welt sie nach Ocracoke bringen konnte, dann war er es.
    Und O’Shay.
    Alec hielt das Fernglas an die Augen. Er konnte Genny ausmachen. Die Mütze hatte sie verloren. Er sah, wie sie vom Ruder zurücktrat und von einer Bö zur Seite geschleudert wurde.
    Sturm heulte und jaulte. Stöhnend stampfte die
Night Dancer
dahin, und das Holz ihrer Planken krachte unheilverkündend unter dem Druck des Fockstags.
    Zwanzig Minuten später umrundete auch die
Night Dancer
die Diamond-Klippen und drehte sich scharf nach steuerbord.
    »Gott sei Dank«, flüsterte Genny. »Jetzt schaffen wir es alle beide.«
    Snugger war sich dessen nicht so sicher. Der Sturm warf den leichtgebauten Klipper hin und her,

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