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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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stieß ihn auf die tükkischen Untiefen im Sund zu, und die peitschenden Wellen gingen mit ihm um, als wäre er nichts als ein Spielzeug. Genny wußte genau, was zu tun war. Sie erteilte Befehle, bis sie heiser war.
    Snugger wurde nicht müde, den Männern zuzubrüllen, was sie angeordnet hatte.
    »Stagsegel der Großstenge einbringen! Noch ein Marssegel reffen!«
    In den wildbewegten Wassern des Sunds rollte und tauchte die
Pegasus
wie verrückt umher. Wie ein verrückter, höchst zerbrechlicher Gegenstand, dachte Genny in wachsender Verzweiflung.
    »Wir müssen beidrehen! Der Sturm bläst jetzt aus allen Armlöchern, Genny!«
    »Daniels, Sie treiben nach Lee ab! Halten Sie sie geradeaus!«
    Trotz allem schaffte es Genny, immer noch ein Auge für die Schonerbark hinter ihnen zu erübrigen. Das Schiff bebte und schoß vorwärts und hielt einen stetigen Kurs.
    »An die Falleinen! Daniels, hart steuerbord!«
    Die beiden Schiffe kämpften sich schlingernd vorwärts. Die Schonerbark holte jetzt sogar etwas gegenüber dem Klipper auf. Ihre Größe und ihre überlegene Stabilität ermöglichte es ihr, besser auf Kurs zu bleiben.
    »O Gott«, rief Abel, »sehen Sie nur, der Fockmast!«
    Alec starrte hinüber, bis ihm fast die Augen aus den Höhlen traten. Die Segel waren fest gerefft. Stags und Masten sahen unter dem grauen Himmel beinahe nackt aus.
    »Der Mast könnte brechen«, sagte O’Shay völlig gelassen. »Dagegen läßt sich nix machen. Hab noch nie ‘nen Mast gesehn, der so stark nach vorn geneigt war.«
    »Zum Teufel, Mann, sie könnten doch in den Wind gehen und sich aus den Gegenströmungen raushalten.«
    »Ja, sicher, Milord, aber der Sund is tückisch. Sie müssen Kurs halten, geradeaus der Nase nach. Aber sie können nur beten, daß sie ins tiefe Gewässer kommen.«
    Die mächtige Schonerbark pflügte durch die schäumenden weißen Wellen, die die graue See aufwühlten. Wild spritzten ganze Kübel voll kalten Wassers über das Achterdeck. Alec sah, daß drüben das ganze Deck des Klippers unter Wasser stand. Mein Gott, Genny, bring dich in Sicherheit! Laß nicht locker!
    Und sie hielt die Stellung, rührte sich keinen Augenblick von ihrem Kommandoposten neben dem Ruder. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten. Und dann hörte er über dem tobenden Sturm die unglaublich laute Stimme eines Mannes.
    Noch nie im Leben hatte er solche Angst gehabt.
    Das Rennen hatte eine gefahrlose Wettfahrt sein sollen. Er hatte nur an die warmen, weichen Winde bei Nassau gedacht. Wie dumm war er gewesen! Er hatte nicht bedacht, daß das verdammte Rennen im November stattfand. Alec dagegen war sich dessen genau bewußt gewesen, hatte aber nichts gesagt, weil sie ihn unter allen Umständen los werden wollte. Deshalb mißachtete sie die Gefahren, die sie durchaus kannte. Weil sie die Werft haben wollte und nicht ihn.
    Wenn sie das überlebte, würde er sie umbringen.
    »Ich will an Bord des Klippers gehen!« schrie er Abel zu. »Sobald wir in der Fahrrinne sind, will ich da an Bord gehen.«
    »Aye, aye, Käpt’n.«

17
    Genny hielt den Atem an, als sie die Schonerbark durch die Wellenberge auf sich zukommen sah. Das Schiff schoß vorwärts, verhielt dann wieder zitternd und schlingerte besorgniserregend.
    Im nächsten Augenblick schloß sie die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Alecs Schiff kam immer näher. Was auch geschehen mochte, er würde ihr wenigstens nahe sein.
    Der Wind schlug nach Steuerbord um, und die
Pegasus
ging über Stag. Doch als sie herumschwang, zerrten die heulenden Sturmstöße an ihrem Rumpf und zogen sie erbarmungslos leewärts.
    Viele Minuten lang war an Bord die Hölle los. Endlich drehte der Sturm wieder, ließ gleichzeitig etwas nach, und der Klipper konnte die Fahrt nach dem tiefen Wasser bei der Insel Ocracoke fortsetzen.
    Alec hatte alles starr vor Angst verfolgt.
    »Das Mädel macht seine Sache prima, Käpt’n«, sagte O’Shay.
    »Wie weit ist es noch bis zur Fahrrinne und der Insel?«
    »Sind beinah da. Sehnse das Stück Land mit den Kiefern und immergrünen Eichen? Die kann der Sturm nich wegblasen.«
    Alec schaute auf die verkrüppelten Bäume und das flache, unfruchtbare Land. Ihn fröstelte. Es mußte scheußlich sein, in dieser elenden Gegend zu stranden.
    Genny wußte selber nicht, wie sie es fertig gebracht hatte. Aber endlich segelten sie in die tiefen Gewässer der Ocracoke-Fahrrinne ein.
    »Halten Sie sie direkt im Wind!« sagte sie zu Daniels.
    Die Seeleute brachten die

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