Sturmwind der Liebe
festgebunden?«
Sie nickte. »Wer weiß schon, was der Sturm noch anrichten wird! Hat dir O’Shay diesen Rat gegeben?«
»Bisher nicht, aber wahrscheinlich bald. Nach dir, Frau.«
Aber plötzlich sträubte sich Genny. Einen kurzen Moment hatte sie vergessen, daß sie und nur sie allein für die
Pegasus
verantwortlich war. »Ich bin hier Kapitän, Alec. Ich kann Daniels nicht allein lassen.«
»Was könntest du denn tun, wenn du oben bei ihm bliebst?«
»Mit ihm reden. Ihm mit dem Ruder helfen. Ihm, wenn nötig, Befehle geben.«
Lässig sagte er: »Dann komm wenigstens eine Weile mit mir nach unten, meine Liebe! Damit du dir trockene Sachen anziehen kannst.«
Genny nickte. Damit war sie einverstanden. Sie wollte ihn in ihren Armen halten und fühlen, daß er gesund war und ihr gehörte. In der Kapitänskajüte zündete Genny die Lampe an und vergewisserte sich dann, daß sie gut auf der Schreibtischplatte befestigt war. Beim Hurrikan Feuer auf dem Schiff – das hätte gerade noch gefehlt. »Das war ein gefährlicher Sprung, den du da gewagt hast, Alec. Du hättest dir alle Knochen brechen können.«
»Hätte dir das etwas ausgemacht?«
»Ein bißchen schon«, sagte sie lächelnd. »Schließlich bist du doch als tapferer Ritter durch Sturm und Wogen gekommen, um an meiner Seite zu stehen.«
»In Wirklichkeit habe ich mir nur Sorgen um meinen Klipper gemacht.«
»Niemand setzt sein Leben für einen toten Gegenstand aufs Spiel, Alec.«
»Da hast du recht, Frau. Da ich mir nicht weh getan habe, können wir die ganze Sache vergessen. Ich glaube beinahe, daß du mir das einer Ehefrau geziemende Mitgefühl entgegengebracht hast, Genny.«
»Das liegt nur daran, weil ich dich hätte erschießen müssen, wenn du dir ein Bein gebrochen hättest. Zufällig habe ich aber keine Pistole bei mir.«
»Herunter mit deinen nassen Kleidern!«
»Und was ist mit deinen?«
Nach kurzem Überlegen sagte er: »Dann müßte ich unter die Bettdecke schlüpfen. Kommst du mit?«
Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Alec, wir befinden uns mitten in einem Hurrikan. Und da willst du, daß ich mit dir ins Bett gehe?«
»Warum nicht? Gegen die Naturgewalten können wir sowieso nichts ausrichten. Entweder finden wir in den nächsten vierundzwanzig Stunden den Tod, oder wir überleben es. Psst, Genny. Sei mal ganz still! Nichts mehr zu hören! Wo ist der Sturm geblieben?«
Todesstille. In ängstlicher Vorahnung fühlte Genny, wie ihr die Haut zu prickeln begann.
»Wir sind im Auge des Hurrikans«, flüsterte sie in die Stille.
»Wie lange wird das so bleiben?«
Sie legte ihr Ölzeug ab. »Ich weiß es nicht.«
Im Nu hatte Alec seine nassen Sachen abgestreift und war unter die warmen Decken in der Koje geschlüpft. Gott sei Dank waren sie herrlich trocken.
Genny stand im Hemd mitten in der Kabine und lauschte. Absolute Stille.
»Komm her, Genny!« sagte Alec.
Sie wirbelte herum, merkte, daß sie halbnackt war, und kreischte auf. Er lachte nur. Da kam sie schnell näher, zog auch das Hemd aus und legte sich zu ihm in die Koje. »Aber nicht lange, Alec. Ich muß bald wieder an Deck.«
Alec zog sie an seinen Körper. »Soll ich dir das Haar aufmachen?«
»Nein, laß es so! Ich bin doch gleich wieder oben.«
Alec zog die Stirn kraus. Am besten, er sagte es ihr sofort. »Genny, meine Liebste, du gehst hier nicht mehr weg, bis der Hurrikan sich ausgetobt hat.«
»Was soll das heißen? Wovon redest du da?«
»Ich meine es so, wie ich es sage. Also sei vernünftig! Ich will, daß du hier in der Koje bleibst, wo du in Sicherheit bist.«
Eine Weile war sie so still wie der Sturm. »Also dafür hast du dein Leben riskiert und bist wie ein Wilder auf meinen Klipper gesprungen. Du wolltest gar nicht zu mir. Du wolltest nur das Kommando übernehmen. Du hast mir nicht zugetraut, daß ich, eine einfältige Frau, die richtigen Maßnahmen treffen würde.«
»Ja und nein«, sagte Alec. Sie lag so steif wie ein Brett in seinen Armen. Verdammt, warum konnte sie denn nicht vernünftig sein? Er hatte keine Lust, sich mit ihr herumzustreifen. Er wußte, was zu tun war, und er würde dafür sorgen, daß es getan wurde. Mit ruhiger Stimme setzte er ihr auseinander: »Ich meine es ernst. Du bleibst in der Kabine, wo du in Sicherheit bist. Ich übernehme hiermit die Befehlsgewalt auf deinem Schiff.«
»Den Teufel wirst du tun!«
Sie machte sich von ihm los, schlug ihm mit der Faust auf die Schulter und landete mit dem Hinterteil
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