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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Donnern eines Kanonenschusses. Der Mast splitterte und wurde fast in zwei Teile zerrissen. Mit den festgezurrten Segeln kam er herunter wie ein riesiger, vom Himmel stürzender Bogen.
    Alec verschwand in einem Durcheinander von Takelage und weißem Segeltuch.
    Genny schrie laut. Männer rannten, den Kopf gegen den Sturm vorgeneigt, auf den niedergestürzten Mast zu. Er lag gekrümmt da. Die obere Hälfte ragte über die Backbordreling des Klippers. Ein breiter Spalt zog sich über seine ganze Länge hin.
    Auch Genny stürzte los. Der Sturm fiel sie an und wollte sie zur Seite schieben. Aber mit äußerster Willenskraft kam sie trotzdem vorwärts, zu Alec hin.
    Mit dem Mastbruch änderte sich das Gleichgewicht auf dem Klipper von Grund auf. Obwohl die Segelleinwand völlig eingebracht war, hatte sie der Schiffmitte doch eine gewisse Stabilität verliehen. Jetzt dagegen war es, als triebe das Schiff wild und unberechenbar durch eine entfesselte Welt ohne Mittelpunkt. Sie hörte Daniels fluchen, sah sich aber nicht nach ihm um.
    Zwei Männer wühlten sich durch die durchnäßten Leinwandmassen. Drei andere waren darin begraben, einer davon Alec. Sie hörte jemand stöhnen. Das war Hank. Der Mann, den er versucht hatte zu retten – Riffer – war tot. Sie kniete neben Alec nieder, sah die Rißwunde an seinem Kopf, zog schnell ihre Wollmütze ab und drückte sie gegen die Wunde. Andere Verletzungen schien er nicht davongetragen zu haben.
    »Wach auf! Wach doch auf, du gemeiner sturer Engländer!«
    »Wir bringen ihn am besten runter, Käpt’n«, sagte Snugger.
    »Er will nicht aufwachen, Snugger!«
    »Kommen Sie, Käpt’n! Cleb, hilf mir mal! Ihr anderen bringt Hank nach unten und schnallt ihn in seiner Hängematte fest. Griff, sieh mal zu, ob du was für ihn tun kannst!«
    Snugger hielt inne und starrte Riffer an.
    Genny hatte sich wieder in der Gewalt und nahm die Verantwortung in die Hand. »Riffer ist tot. Laßt ihn über Bord! Die Gebete für ihn sprechen wir später, falls wir ihm nicht schon vorher da unten Gesellschaft leisten.«
    Snugger nickte.
    Genny schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis Alec ausgekleidet und unter einem Hügel von Decken sicher in der Koje der Kapitänskajüte untergebracht war. Sie schickte Snugger wieder an Deck. Er sollte Daniels ablösen. Indessen wusch sie Alecs Wunde aus und trocknete sie mit Basilikumpuder. Die Wunde ging nicht tief, sie brauchte nicht genäht zu werden. Beruhigt riß sie von einem trockenen Hemd einen Streifen ab und wickelte ihn Alec um den Kopf.
    Aber warum wachte er nicht auf?
    Um ihn warm zu halten, holte sie sämtliche Decken aus der Truhe und häufte sie über ihn. Dann fiel ihr siedend heiß ein, daß sie wieder an Deck gehen mußte. Es war ihr Schiff, sie trug die Verantwortung, und ein Mann war bereits ums Leben gekommen. So gut es ging, band sie Alec in der Koje fest und ging nach oben.
    »Der Sturm wird wieder stärker«, sagte Snugger.
    »Der Himmel ist so schwarz wie der Teufel«, sagte Daniels.
    »Noch schwärzer«, sagte Genny. Sie schaute zur Schonerbark hinüber und sah zu ihrer Erleichterung, daß sie sich so gut hielt, wie man von ihr erwarten konnte.
    »Wie geht’s seiner Lordschaft?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe ihn an die Koje gebunden. Er ist immer noch bewußtlos. Ich weiß nicht, warum er nicht aufwacht.«
    Snugger sah sie bewundernd an. Sie hatte schreckliche Angst, daß ihr Mann sterben und daß sie alle nahe der Insel Ocracoke den Fischen zum Futter dienen würden, aber sie beherrschte sich und behielt klaren Kopf. »Es wird alles gut werden«, sagte er. »Wir schaffen es. Ja, wir schaffen es.«
    Wegen einer dummen Wette hätte sie beinahe den Klipper in den Grund gejagt. Sie blickte auf den gebrochenen Mast. Die Reparatur würde viele Stunden und eine Menge Geld kosten. Falls sie überhaupt lebend nach Baltimore zurückkommen würden.
    Langsam schlichen die Stunden dahin.
    Der Sturm tobte weiter. Er kreischte und heulte wie die Todesgeister in den Tiefen der Hölle. Die Wellen hoben den Klipper hoch empor und stürzten ihn wieder in tiefe Wellentäler. Dabei ergossen sich ganze Berge von eiskaltem Wasser über das Deck.
    Die Stunden vergingen.
    Genny sah auf Alec hinab. Er war blaß, die Lippen waren blutlos. Mit dem Finger berührte sie ihn an der Wange. »Bitte, bitte!« sagte sie leise, »du darfst nicht sterben, Alec. Ich könnte es nicht ertragen, das weißt du doch.«
    Die Stunden schlichen dahin.
    Es war vier Uhr morgens, als

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