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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gehört mir, und morgen früh können wir schon beide tot sein.«
    Während er noch sprach, schaffte sie es, ihr linkes Handgelenk zu befreien. Sie bäumte sich kraftvoll auf und versetzte ihm Faustschläge an Hals und Schultern. Alec sah rot. Er riß ihr die Arme über den Kopf und warf sich mit Schwung auf sie.
    »Erinnert dich das an neulich abend, Genny?«
    Sie sah ihn nur schweigend an.
    »Ja? Du törichtes Mädchen, erinnerst du dich noch an die Nacht an Bord meiner Schonerbark?«
    Plötzlich legte sich der Klipper unter Getöse auf die Steuerbordseite. »Mein Gott«, sagte Alec mit gedämpfter Stimme. Das wilde Schlingern des Klippers erfüllte ihn mit tiefer Angst. Er bekam Magendrücken und atmete unregelmäßig. »Ich gehe hinauf. Du bleibst hier.«
    Er wußte, daß sie nicht daran dachte zu bleiben. Kaum hatte er die Beine aus der Koje auf den Fußboden gesetzt, da sprang sie ihn an.
    Er fesselte sie wieder wie an jenem Abend vor einiger Zeit. Aber diesmal, dachte er, ist es zu ihrem eigenen Guten. Verdammt, daß sie auch so stur sein mußte!
    Sie schrie und fauchte ihn an, worauf er ihr die Hände an der Kopfleiste und die Füße an den Bettpfosten festband. Einen Augenblick betrachtete er ihren schönen Körper. Dann breitete er sämtliche Decken über sie aus. »Jetzt wirst du es warm haben. Ich komme bald wieder her, um nach dir zu sehen.«
    »Du willst mich hier ertrinken lassen!«
    Er zog sich seine durchweichte Kleidung an und schnitt dabei eine Grimasse. Von ihren Vorwürfen nahm er keine Notiz.
    »Das kannst du mir doch nicht antun, Alec!«
    Es klang weder wütend noch flehend. Es klang – irgendwie verzweifelt. Er sah sich stirnrunzelnd nach ihr um. »Ich traue dir nicht, Genny. Ich bin sehr besorgt um dich und …«
    »Und deshalb legst du mich gefesselt in die verfluchte Koje?«
    »Ja. Da bist du in Sicherheit.«
    »Ha! Wenn wir sinken, gibt es für mich hier keine Rettung. Dann ersaufe ich wie eine Ratte in der Falle.«
    »Ich gehe jetzt nach oben und kontrolliere Daniels. Bin bald wieder zurück.«
    Und schon war er weg. Wenigstens hatte er die Lampe brennen lassen.
    Und sie hatte auch noch für seine Rettung gebetet! Sie war ein dummes Weib, und er war Sieger geblieben.
    Diese nackte Erkenntnis machte sie fuchsteufelswild. Sie zog, zerrte und riß an den Fesseln, ohne Erfolg. Danach zwang sie sich zur Ruhe. Sie lauschte auf die Geräusche des Klippers. Wenn die
Pegasus
mal nach der einen, mal nach der anderen Seite kippte, ächzten die luftgetrockneten Eichenplanken leise. Der Sturm heulte jetzt wieder lauter. Die Krise war nahe.
    Sie mußte sich befreien. Aber mit Ruhe und Besonnenheit. Sie mußte zeigen, daß sie die Fesseln um die Handgelenke abstreifen konnte. Daß sie schlauer war als der verdammte Mann, der sie festgebunden hatte.
    Und so ging sie ans Werk.
    »Daniels! Soll ich das Ruder mal eine Weile übernehmen?«
    »My Lord! Nein, Sir, ich brauche noch keine Ablösung. Außerdem ist es sehr schwer, sie bei den wechselnden Winden ruhig zu halten, Sir.«
    Alec nickte und schaute zur Schonerbark hinüber. Auch sie wurde von den Wellen hin und her geworfen, doch sie ritt sie aus und blieb auf Kurs. Er hatte es nicht anders erwartet. Der Klipper dagegen – auf ihm kam er sich vor, als stände er in einem Spielzeugschiff.
    Der Wind fegte um den Klipper und legte ihn mal nach steuerbord, mal nah backbord. Eiskalte Wassergüsse überschwemmten das Deck.
    Hinter Alec tauchte Snugger auf. Mühsam kämpfte er sich gegen den Sturm heran. »Es ist ein gutes Schiff, my Lord. Wo ist der Käpt’n?«
    »In der Kabine. Ruht sich ein wenig aus.«
    »Aha«, sagte Daniels und warf Alec einen besorgten Blick zu.
    Plötzlich änderte sich wieder einmal die Windrichtung. Erst stürmte es direkt von vorn. Dann drehte sich der Sturm ebenso rasch auf die Steuerbordseite. Alec hörte ein lautes Knacken. Er, Daniels und Snugger blickten auf den Fockmast.
    »O mein Gott!«
    Der Mast wurde mit solcher Kraft zurückgebogen, daß den Männern klar war, er würde nicht standhalten können. Dann erfolgte ein lauter Krach, der sich anhörte, als zerbräche etwas tief im Schiffsbauch.
    In diesem Augenblick sah Alec das Hemd eines Mannes aufblitzen, der auf den Fockmast zurannte und schrie: »Hank! Ich komme, Hank!«
    Ohne Besinnen stürzte Alec ihm nach.
    »Halt, my Lord! Nicht!«
    In Sekundenschnelle war alles vorüber. Genny kam gerade durch die Luke heraus, als der Fockmast zusammenkrachte, es klang wie das

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