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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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an.
    Mit gerunzelter Stirn beobachtete Philippe, wie Feddo sich mutig neben seine Schwester gesellte, Rika hingegen zurückwich. Tillas Miene wurde noch verkniffener, als sie es zuvor schon gewesen war.
    Die Reaktionen der Geschwister van Campen ließen Philippe argwöhnen, dass es um den Hausfrieden nicht besser bestellt war als zu den Zeiten, in denen er unter diesem Dach gelebt und mit seinen Eskapaden und Widerworten für Aufruhr gesorgt hatte. Doch jetzt schienen die Konflikte unterschwellig zu glimmen. Philippe fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis daraus ein offenes Feuer entstand – ähnlich dem, das gerade von Europa Besitz ergriff. Ahnten Joseph und sein Vater überhaupt, auf was für einem gefährlichen Pulverfass sie saßen?
    Fasziniert sah er von einem Gesicht in das nächste. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die beiden jüngeren Geschwister zu eingeschüchtert waren, um zu rebellieren. Tilla schien mit einer fast arroganten Entschlossenheit das Beste aus der Situation zu machen und Demy … Auf den ersten Blick schien sie gelassen, doch das Feuer in ihren Augen und ihre hinter dem Rücken geballte Faust verrieten deutlich ihre Anspannung.
    »Und Philippe hat dich hierhergebracht, wo auch immer du herkommen magst?«, sprach Joseph weiter. »Bei den reiselustigen van Campens weiß man ja nie, wo sie sich herumtreiben. Weshalb trägst du diese eigenwillige Männerkleidung mit dir herum? Gehört sie Philippe? Muss ich aus all diesen Beobachtungen auf eine engere Verbindung zwischen dir und Philippe schließen?«
    Angriffslustig stemmte Demy ihre freie Hand in die Hüfte. Philippe warf ihr einen warnenden Blick zu. »Fräulein van Campen steckte leider zu Kriegsbeginn in Paris fest.«
    Anhand der winzigen Querfalten auf ihrer Nase erkannte er ihre Missbilligung seiner Einmischung. In manchen Dingen waren sie sich fast erschreckend ähnlich. Noch ehe es ihm gelang, Joseph beiseitezunehmen, erklärte das widerborstige Mädchen ihrem Schwager: »Diese Kleidungsstücke gehören mir. Das ist nun mal die zweckmäßigste Bekleidung für eine Reise in einem Flugzeug!« Mit diesen Worten drehte sie Joseph und Philippe den Rücken zu und ging gefolgt von Feddo und Rika durch die Eingangshalle zu der Tür, die ins Treppenhaus führte.
    »Du bist in einem Flugzeug geflogen? Ist das aufregend! Ich würde so gern …« Feddos Stimme brach und verstummte. Entweder steckte der Bursche mitten im Stimmbruch, oder ihm war in den Sinn gekommen, dass seine Begeisterung für das neuerliche Abenteuer seiner Schwester im Hause Meindorff für Unmut sorgen könnte.
    Tilla schaute betroffen drein, erinnerte sich dann an ihre Pflichten als weiblicher Hausvorstand und begrüßte Philippe zurückhaltend. Ihren Ehemann würdigte sie keines Blickes, sondern folgte übereilt ihren Geschwistern.
    »Diese Bagage, die meine Ehefrau uns da ins Haus geschleppt hat, ist einfach …«, ereiferte sich Joseph, unterbrach sich aber mit einem Blick auf die noch nicht vollständig geschlossene Tür. Tilla hatte ihn mit Sicherheit gehört, doch das schien ihn nicht zu bekümmern. »Am Schlimmsten ist diese Demy. Unberechenbar nannte Vater sie kürzlich und da kann ich ihm nur beipflichten.« Joseph, der nun offenbar genug über seine angeheiratete Familie geschimpft hatte, musterte Philippe und nickte dann, als sei er zufrieden mit dem, was er sah. »Du bist erwachsen geworden. Allerdings drängt es mich zu erfahren, was dich nach all der Zeit hierher zurückführt.«
    »Der Krieg.«
    »Du wirst kämpfen? Sehr löblich. So viel Patriotismus hätte ich bei dir gar nicht vermutet.«
    »Nein, ich werde nicht kämpfen. Mein Krieg liegt über sechs Jahre zurück.«
    »Dieser Herero-Aufstand in Deutsch-Südwest? Das kannst du kaum einen Krieg nennen, das waren doch nicht mehr als ein paar Scharmützel.«
    Philippe ignorierte auch diese Provokation, zumal er Joseph nicht ins Gesicht sagen wollte, dass er, der er nie einem bewaffneten und zu allem entschlossenen Trupp Männern gegenübergestanden hatte, wohl schwerlich mitreden könne. Er musste ja nicht gleich bei seinem ersten Besuch seit Jahren Josephs Zorn auf sich ziehen. Aus diesem Grund verspürte er einen Anflug von Erleichterung, als Joseph Meindorff der Ältere aus seinem Arbeitszimmer trat. Der Hausherr trug, wie offenbar alle Deutschen, die jemals eine Uniform ihr Eigen genannt hatten, seine alte Rittmeisteruniform.
    Sein Ziehvater verharrte vor der Tür und musterte

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