Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)
die Auskunft verweigerte oder auf seine Worte mit Schweigen reagierte. »Also gut!«, stieß er gereizt hervor und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Um dem Haus Meindorff keinen abermaligen Schaden durch deinen zügellosen Lebenswandel zuzufügen, wirst du erstens Berlin meiden, außer du kommst im Zuge einer Einladung in mein Haus …«
Grimmig, aber bereitwillig gab Philippe seine Zustimmung. Berlin und sein Großbürgertum interessierten ihn nicht. Er lebte sein eigenes Leben, benötigte weder die Anerkennung der Familie noch deren gehobenen Lebensstil. Seine Beziehungen zu den Industriellen Berlins waren niemals eng gewesen, weshalb er keinen seiner ehemaligen Bekannten vermisste, zu denen die Kontakte längst abgebrochen waren.
»Zweitens werden wir dir eine Frau besorgen, damit niemand – du am allerwenigsten – auf den Gedanken kommt, du könntest deinen unangemessenen Lebenswandel, was Frauen anbelangt, wieder aufnehmen.«
Jetzt stieß sich Philippe doch von der Scheibe ab, allerdings hob Meindorff im selben Moment abwehrend die Hand und wedelte mit einem Blatt Papier. »Ich bekam erstaunlicherweise aus Straßburg Glückwünsche zu deiner Verlobung übersandt. Das Ganze scheint mir zwar ein Scherz deiner einigermaßen undiszipliniert erscheinenden Pilotenkollegen, aber da der Gedanke nun einmal aufkam …«
Erschrocken trat Philippe vor und zog dem Rittmeister das Telegramm aus der Hand. Tatsächlich gratulierte man darin dem Hause Meindorff zur Verlobung zwischen Philippe und Demy van Campen. Mit grimmigem Blick las er den Absender: Leutnant Heinz Diercke.
Der Mann war nicht dumm und hatte seine Täuschung durchschaut, mit der er die anderen Piloten von Demy hatte fernhalten wollen. Nun versuchte Diercke, ihm eins auszuwischen. Mit Sicherheit wusste der gebürtige Berliner von Philippes Frauengeschichten, die über Jahre hinweg in der Stadt kursiert waren.
»Es ist ohnehin an der Zeit, dass Demy unter die Haube kommt. Wie alt ist sie noch gleich?«
Philippe blieb ihm auch diese Antwort schuldig, denn in diesem Haus wurde Demy für gut drei oder vier Jahre älter gehalten, als sie tatsächlich war. »Das ist inakzeptabel, Herr Rittmeister«, widersprach er scheinbar gelassen. »Fräulein van Campen und ich würden uns nur bekriegen.«
»So in etwa argumentierten damals auch Hans und Demy. Offenbar kommt kein Mann mit dem Mädchen zurecht. Bei Hans kann ich das nachvollziehen. Er ist zu weich, zu schwächlich. Du aber bist aus anderem Holz geschnitzt. Du wirst das Mädchen im Griff haben, vermutlich sogar besser als Joseph diese reiselustige Tilla.«
»Herr Rittmeister, ich suche mir meine Frau selbst aus!«, erklärte Philippe und wandte sich zum Gehen um.
»Du hattest in der Vergangenheit reichlich Gelegenheit, dich bei Frauen auszuprobieren. Dein Ruf in Berlin ist nicht dergestalt, dass du die große Auswahl hättest!« Meindorff war aufgesprungen und taxierte Phillippe wütend, während er sich mit beiden Händen auf der Tischfläche aufstützte. » Ich stelle dir eine Frau an die Seite, und zwar bald, bevor sich herumspricht, dass du wieder hier bist und weitere Frauenherzen brichst. Ich möchte das Risiko, dass mir die dazugehörigen Väter die Freundschaft oder gar die Geschäftsverbindung aufkündigen, nicht ein zweites Mal eingehen. Und bei dieser Demy verhält es sich nicht anders. Sie muss heiraten, damit ich sie endlich aus dem Haus habe. Ich bin nicht gewillt, die van Campen-Brut noch länger durchzufüttern.«
Mit der Hand an der Türklinke zögerte Philippe. Der Gedanke, Meindorff könne sich erneut auf Brautschau für ihn begeben, ließ ihm förmlich die Nackenhaare zu Berge stehen. Er könnte es wesentlich schlimmer treffen, als mit Demy verlobt zu sein. Und sie nicht minder. Zumindest vorerst war diese Lösung die bessere Alternative, wenngleich Demy ihm vermutlich den Kopf abreißen würde, wenn er jetzt seine Zustimmung erteilte.
»Philippe?«
»In Ordnung«, sagte er, verließ den Raum und schloss die Tür nicht eben leise hinter sich.
Im Foyer wartete Maria Degenhardt, die Haushälterin, auf ihn. Ihr Lächeln spiegelte wie immer ihre Zuneigung für ihn wider. »Schön, dass Sie einmal wieder den Weg hierhergefunden haben, Herr Philippe.«
»Danke, Degenhardt. Allerdings bin ich schon wieder im Gehen begriffen.«
»Und ich hatte gehofft, Sie blieben zur Abendmahlzeit!«
»Tut mir leid. Sosehr ich Ihre Küche auch genieße, ich muss nach Schwerin zurück.« Er wollte
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