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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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zusammengehalten wurde. Ihre Kohlestiftbrauen wölbten sich in fast unsichtbaren Bögen über ihren Augen. Sie wirkte glücklich und energiegeladen. Paris entzückte sie, und die durchfeierten Nächte bei Maxim's oder in den verqualmten Künstlerlokalen am Montmartre konnten ihr nichts von ihrer Kraft nehmen. Sie war begeistert von Coco Chanels kleinen schwarzen Abendkleidern, von ihrem glitzernden, klirrenden Modeschmuck, von ihren gerade geschnittenen Kostümen. Sie war begeistert von der Stadt, von den Straßencafés, von den Händlern auf den Boulevards, von der Bohéme in den Seitenstraßen und der prunkhaften Eleganz auf den ChampsÉlysees. Sie fuhr nach Versailles, bummelte durch die Tuilerien, stand staunend im Louvre und vor dem Are de Triomphe. Sie ging an der Seine spazieren, hielt ihr Gesicht in die Sonne und atmete den Sommer und Paris.
    Schweigend, abwesend trottete Wolff hinter ihr her. Einmal fragte sie ihn, was los sei, und er, in einem Anflug von Vertrautheit, erzählte ihr von Kat. Zu seinem Erstaunen reagierte Felicia darauf kaum betroffen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, beinahe höflich, so als sei Kat eine halb vergessene Bekannte aus einem anderen Leben. Es gelang ihr nicht, das Glitzern aus ihren Augen zu verscheuchen. Sie fühlte sich frei, unberührbar von allem Bösen. Wolff, der nicht wußte, daß sie vom Marihuana inzwischen beinahe lebte, sah sie haßerfüllt an.
    »Was macht dich so gottverdammt glücklich?« fragte er. Es war frühmorgens, sie saßen in einer Bar und stippten Croissants in ihren Kaffee. Felicia hatte sich die Lippen in einem aufdringlichen Hummerrot angestrichen, das Wolff scheußlich fand.
    »Vielleicht meine guten Geschäfte«, entgegnete sie.
    »Hier die in Paris?«
    »Die auch. Aber du ahnst ja nicht, wie tief ich schon in der internationalen Finanzwelt verstrickt bin!« Sie lächelte triumphierend. »Phillip Rath, du weißt, der Mann, der...« Sie stockte.
    Wolff kniff die Augen zusammen. »Ja?«
    »Er ist Börsenmakler in Berlin. Er macht meine Anlagen. Aktienkäufe, verstehst du? Nicht nur hier, auch in Amerika, Wallstreet. Die Kurse steigen und steigen und steigen. Ich verdiene ein Vermögen damit. Und zwar ganz von selbst!«
    »Hm.« In Wolffs Augen erwachte ein Funken Interesse.
    »Dieser...«, er haßte es, den Namen auszusprechen, »dieser Phillip Rath, der versteht was von seinem Geschäft, was?«
    »Er ist phantastisch. In Finanzkreisen gilt er als einer der Größten. Du gibst ihm ein paar Scheine, und im Handumdrehen verdoppelt er den Wert!«
    Für derlei Dinge hatte Wolff immer ein offenes Ohr.
    -»Ich werde Erkundigungen über ihn einziehen. Wenn er wirklich so gut ist - vielleicht könnte man über ihn auch mit meinen Fabrikanteilen investieren!«
    »Darüber wollte ich mit dir sowieso schon reden. Es wäre eine Überlegung wert.«
    »Investitionen sind immer Risiken.«
    »Das ganze Leben ist ein Risiko.«
    »Wie wahr!« Wolff schob angewidert seine Kaffeetasse weg, in der mittlerweile schon eine ganze Reihe Krümel schwammen. Der Gedanke an ein gutes Geschäft hatte ihn belebt, seine Niedergeschlagenheit aber zugleich in Aggression umgewandelt. Er hatte das Gefühl, Felicia eine Schwachstelle gezeigt zu haben, indem er von seinem Kummer um Kat sprach, nun mußte er rasch den Spieß umdrehen und sie verletzen. Ausgestattet mit der feinen Intuition des cleveren Geschäftsmannes, kannte er ihre brennendsten Wunden. »Da wir einmal in Frankreich sind«, sagte er sanft, »sollten wir vielleicht die Schlachtfelder von Verdun besuchen. Dein Bruder Christian liegt dort, nicht? Seit zehn Jahren...«
    Diesmal siegte er über das Marihuana. Der Pfeil traf und saßtief. Felicia wurde bleich unter der Schminke.
    »Nein«, sagte sie heftig, »nein. Nicht nach Verdun! Wie... kommen Sie denn bloß darauf?« Sie stand auf und verließ eilig das Café. Draußen strahlte die Sonne, aber ihr kam es vor, als rieche die Luft schal, als seien Herbst und Wolken nicht fern, als sei alles grau - grau wie die Fabrikschornsteine und wie die Uniformen der Soldaten.
    Wolff sah ihr nach und grinste. Sogar gesiezt hatte sie ihn wieder vor lauter Verwirrung. Er zahlte, stand auf, ging ihr nach und schob die Hand unter ihren Arm. »Komm«, sagte er,»künftigen Geschäften entgegen!«
    Langsam gingen sie die Straße hinunter.

    Jack Callaghan schob die Vorhänge am Fenster seines Arbeitszimmers zurück und spähte hinaus auf die dunkle Straße. Der dunkelblaue Cadillac von Alex

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