Sturz Der Engel
Ehre, indem Ihr Eure Tochter in unsere Familie gebt, und ich will Euch versichern, dass sie in Ehren gehalten und geliebt werden soll«, erwidert Sillek, während er zwischen Vater und Tochter hin und her schaut.
Gethen und Ellindyja runzeln ganz kurz die Stirn, als er das Wort ›geliebt‹ ausspricht, während die weißhaarige Erenthla lächelt.
Zeldyan erwidert einen Moment lang Silleks Blick und ihre Augen funkeln, aber dann schlägt sie rasch die Augen nieder, bevor Ellindyja den Ausdruck bemerkt.
»Als Unterpfand meines Vertrauens«, fährt Sillek fort, »biete ich Euch den Siegelring des Ratgebers von Lornth an.«
Ein dunkelhaariger Junge, ein angehender Kämpfer, tritt mit einem kleinen grünen Kissen vor, auf dem der goldene Ring liegt.
»Es ist ein Unterpfand meines Vertrauens.« Sillek sieht Gethen offen und unverwandt in die Augen, dass der ältere Mann einen Moment unsicher zögert.
»Ihr erweist mir und meiner Tochter eine große Ehre, Fürst Sillek.«
»Ihr sollt bekommen, was Euch zusteht, Ser, und sie das Ihre.«
Dieses Mal, als Sillek erneut auf ungewöhnliche Weise auf Zeldyan Bezug nimmt, runzelt Gethen nicht die Stirn. Die Fürstin Ellindyja aber schluckt vernehmlich.
Ein zweiter junger Waffenträger erscheint mit einem zweiten Kissen, auf dem zwei passende Silberringe liegen, jeder mit einem viereckigen Smaragd geschmückt, in den ein winziges Wappen von Lornth eingraviert ist.
Sillek nimmt den kleineren Ring. »Mit diesem Ring bitte ich um Eure Hand, meine Dame, und reiche Euch die eigne Hand und lege Euch meine Ehre zu Füßen.«
Sie reicht ihm die linke Hand und Sillek schiebt ihr den Ring auf den Finger und fügt leise hinzu: »Und ich schenke Euch meine Hingabe.«
Jetzt ist Zeldyan an der Reihe. Mit ruhiger, fester Stimme, klar und selbstbewusst antwortet sie. Sie nimmt den größeren Ring und Sillek reicht ihr die Hand. »Mit diesem Ring gebe ich Euch meine Hand und nehme Eure Hand und Ehre an.« Als sie den Ring aufsteckt, drückt sie kurz seine Hand und fügt hinzu: »Und ich schenke Euch die Achtung, die Ihr verdient.«
Gethen zuckt fast unmerklich zusammen, dann wechselt er einen Blick mit Ellindyja.
Silleks und Zeldyans Hand bleiben noch kurz ineinander liegen, bis Sillek schließlich laut genug, damit alle im Saal es hören, verkündet: »Zwei Hände, in Ehren einander versprochen.«
»Zwei Hände, in Ehren versprochen«, wiederholen die Zuschauer.
Sillek steigt wieder aufs Podest und zieht Zeldyan zu sich herauf. Dann winkt er einladend und Gethen und Erenthla folgen ihm hinauf. Alle außer Fürstin Ellindyja lächeln.
XLI
D umpfes Donnergrollen hallte über dem Dach der Welt und eine schiere Wand von Regen stürzte auf den Schwarzen Turm herunter. Wasser tröpfelte durch geschlossene Läden in den großen Saal und wurde nur dort aufgehalten, wo Duraglasfenster eingesetzt worden waren. Die Kohlen, die vom Feuer am Morgen übrig waren, gaben ein wenig Wärme ab … und Rauch, weil Nylan den Kochherd erst eingebaut hatte, als der Bau der Wände schon begonnen hatte.
Nylan trank langsam eine Tasse Blättertee und saß nach dem Frühstück noch eine Weile müßig herum. Zwei Tage, nachdem der Laser endgültig versagt hatte, litt er noch immer an Kopfschmerzen. Er fragte sich, ob er mit den Bogen die Düsen früher ruiniert hatte als notwendig. Er massierte sich den Nacken und sah sich im leeren Raum um. Die Wächterinnen hatten schon den Tisch verlassen und waren im untersten Geschoss des Turms oder in den Ställen bei der Arbeit und somit nicht dem kalten Regen ausgesetzt, der seit zwei Tagen ununterbrochen fiel.
Wenigstens funktionierte die Dränung innerhalb des Turms und soweit er es von der Vordertür aus sehen konnte, lief eine Menge Wasser durch den Abfluss. Nylan lächelte, aber das Lächeln verging ihm sofort, als er an das unvollendete Badehaus und die unfertigen Zuleitungen dachte, die von außen die Zisterne speisen sollten. Außerdem würde es wohl bald nötig werden, die Abflüsse zu überprüfen.
Er wünschte, er hätte noch vor dem Regen das Dach aufs Badehaus setzen können. Der Heizofen im Badehaus war erst zur Hälfte fertig und da der Laser nicht mehr zur Verfügung stand, musste er jetzt die Platten des Boilers mit Mörtel verbinden und einmauern, ohne sie weiter zuschneiden zu können. Mauern konnte er freilich erst wieder, wenn der Regen aufhörte und die Wolken draußen waren dunkel, fast schon schwarz.
Nylan trank noch einen Schluck
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