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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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heißen Tee, der beinahe ungenießbar war, aber irgendwie half, die verkrampften Muskeln zu lockern und die schlimmsten Kopfschmerzen zu lindern. Wieder massierte er sich mit der linken Hand den Nacken.
    Die Haupttür des Turms ging auf und wurde wieder geschlossen. Der Neuankömmling stampfte mit den Füßen auf und kam zu den Tischen.
    »Du siehst erbärmlich aus.« Ayrlyn setzte sich dem Ingenieur gegenüber auf die Bank. Das kurze rote Haar war nass und klebte am Kopf, Rinnsale von Wasser liefen über ihre Wangen.
    »Wenn es nur noch erbärmlich wäre, wäre das schon ein Fortschritt. Du bist nass.«
    »Das sind die Freuden, die es mit sich bringt, wenn man versucht, Baumstämme und Holz zu finden, bevor das Wetter wirklich unangenehm wird. Wir brauchen für den Heizofen und den Küchenherd noch eine Menge totes Holz, das sich leicht zersägen lässt.« Ayrlyn wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, aber sofort lief wieder ein kleiner Bach aus ihrem Haar über die linke Wange. »Wir haben auch noch einiges an Innenarbeiten zu erledigen. Dazu müssen wir grünes Holz verwenden und das ist sehr schwer zu schneiden.«
    Nylan blickte zu den nackten Steinwänden, den unvollendeten Regalen. Auch viele Innenwände fehlten noch. »Das kannst du laut sagen.«
    Ayrlyn betrachtete Nylan eine Weile. »Du siehst aus wie ein erledigter Ingenieur.«
    »Du siehst aus wie eine klatschnasse und erledigte Künstlerin und Sängerin.« Nylan hielt inne. »Ich habe dir noch gar nicht gesagt, welch starken Eindruck dieses Lied über die Wächterinnen von Westwind auf mich gemacht hat.«
    »Es ist ein schreckliches Lied«, protestierte Ayrlyn.
    »Deshalb ist es ja so gut. Alle Hymnen, die jemals geschrieben wurden, sind schrecklich. Entweder wegen der Melodie oder weil der Text erbärmlich ist.«
    »Hast du eine Studie darüber gemacht?«
    »Nein … aber die sybranische Hymne … du weißt schon, ›die Winter der Zeit … die Banner von Eis …‹ Oder die svennische Hymne an die Mutter? Oder ›Die schnellen Schiffe des Himmels‹? Hast du schon einmal wirklich auf die Worte geachtet?«
    »Mehr als mir lieb ist«, erwiderte Ayrlyn lachend. »Mehr als mir lieb ist.«
    »Nun ja … und was ist mit dem ›Lied an den Vater‹ von Akalyrr?«
    »Genug! Es reicht.«
    Nylan nippte an seinem Tee und hatte Mühe, sich eine angewiderte Grimasse zu verkneifen.
    »Ist er so gut?«
    »Er hilft. Mehr kann ich darüber nicht sagen.« Er stellte den Becher ab. »Hast du etwas Neues von unserem Freund Relyn erfahren?«
    Ayrlyn blickte zum anderen Ende des großen Saales. »Er lernt, seine künstliche Hand zu gebrauchen, aber er fühlt sich immer noch als Krüppel – und er ist wütend. Außerdem ist er verwirrt, weil er sich immer noch als Untertan dieses Fürsten Sillek sieht, aber zugleich meint, man hätte ihn hereingelegt. Von Narliat hält er nicht viel … von Gerlich übrigens auch nicht.«
    »Er hat einen guten Geschmack«, erklärte Nylan. »Hat er dir über den Planeten etwas Neues verraten, das uns noch nicht bekannt war?«
    »Schwer zu sagen.« Ayrlyn runzelte nachdenklich die Stirn. »Er hat Narliats Geschichte über die Landung der Dämonen mehr oder weniger bestätigt und Hryessa hat sich seiner Darstellung angeschlossen. Sie hat sich übrigens an Saryn gehängt. Ryba ist für sie eine Göttin und mit einer Göttin kann man nicht Tag für Tag umgehen. Saryn dagegen ist nur eine mächtige Kriegerin. Hryessa hat die Geschichte über die Dämonen lediglich in einigen Details anders erzählt. Bei ihr sind die Dämonen die Schutzmächte der Männer und der Magier und Weiß ist für sie die Farbe der Zerstörung.«
    »Warum auch nicht?«, fragte Nylan. »Die Lichtdämonen sind doch auch weiß.«
    »In vielen Kulturen, vor allem in solchen, die nicht hoch entwickelt sind, ist Weiß die Farbe der Reinheit. So war es im alten Svenn und in Etalyarr. Hier ist die Dunkelheit rein und auf Sauberkeit legt man keinen großen Wert. Offenbar sind alle Magier Männer.«
    »Wundervoll.« Nylan blickte zur Tür und zur Treppe, aber im Augenblick war der große Saal, von ihnen selbst abgesehen, leer.
    »Schwarze Magier gibt es nur selten. Deshalb schaut Hryessa zu dir auf.«
    »Weil ich ein seltenes Exemplar bin?«
    »Weil sie dich für einen Schwarzen Magier hält.« Ayrlyn lächelte.
    »Woher wollen die das wissen? Ich weiß doch nicht einmal selbst, warum das, was ich mache, funktioniert.«
    »Für Relyn, Hryessa und Narliat ist die Sache ganz

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