Sturz Der Engel
ging um die Liegen herum, wo die Marschallin von Westwind stand.
»Das sehe ich ein, aber irgendwie stört es mich, wenn es so dunkel ist.«
»Es wird ein langer, dunkler Winter werden.«
»Du bist heute Morgen ja richtig ausgelassen.«
»Man muss sich eben bemühen«, gab er zurück.
Sie gingen die lange Steintreppe hinunter und ihre Stiefel hallten hohl im Treppenhaus. Im zweiten Stock waren einige Marineinfanteristinnen noch beim Ankleiden, aber keine drehte sich zu Nylan und Ryba um.
Die Tische waren gut besetzt, am Ende auf Istrils rechter Seite saß Murkassa, links neben der schlanken Kämpferin hatte Hryessa Platz genommen. Istril starrte das Brot auf ihrem Teller an, ohne es zu berühren.
Sah sie nicht ein wenig blass aus? Nylan lächelte und bekam ein rasches, leichtes Lächeln zurück, während er Ryba zur Stirnseite des Tisches am Herd folgte.
Als er auf der Bank saß, goss Nylan sich Tee in den dunkelbraunen Becher. Er war nach wie vor zu bitter, aber er wärmte. Er langte nach dem dunklen Brot.
»So ein heftiger Sturm wird aber nicht lange dauern«, sagte Relyn voraus, der am letzten Platz auf der Fensterseite des ersten Tisches saß. »Die Schneeflocken sind zu groß.«
»Der Schnee wird uns eine lange Pause verordnen«, verkündete Narliat. Er hatte den Mantel eng um sich geschlungen und starrte den kalten Herd an.
»Ich bin froh über die Pause«, meinte Huldran.
»Du wirst keine bekommen«, widersprach Nylan. »Noch nicht. Wir müssen noch die Fußböden legen und die Trennwände zwischen den Duschen einziehen.«
»Dabei kann doch Cessya helfen.«
Cessya warf Huldran aus dunklen Augen einen Blick zu.
»Es ist leichter, als Schnee zu räumen und zu schaufeln«, erklärte Nylan.
»Was redest du da?«, wollte Gerlich wissen.
»Wir müssen den Bereich um die Türen und die Abwasserleitungen und auch die Wege zu den Ställen und in den Wald frei halten.« Nylan rieb sich das Kinn, dann blickte er zu Ayrlyn, danach zu Ryba. Beide nickten.
»Wir brauchen auch Wege, auf denen die Pferde laufen können«, ergänzte Ayrlyn. »Die Tiere brauchen Bewegung.« Sie räusperte sich. »Hryessa, Siret und Murkassa müssen noch mehr Tannenzapfen sammeln.«
»Tannenzapfen?«, fragte Nylan.
»Sie enthalten Samen, mit denen wir die Hühner füttern können«, erklärte Ayrlyn.
»Die Hühner werden danach wohl auch wie Tannenzapfen schmecken.«
»Lieber lebendige Hühner, die nach Tannenzapfen schmecken, als wohl schmeckende, die uns mitten im Winter wegsterben. Wir haben nicht annähernd genug Futter für das Vieh und die Tannenzapfen sind eine Hilfe«, erklärte Ayrlyn. »Wenn die Händler wieder kommen, sollen sie eigentlich getrocknetes Korn mitbringen. Falls sie überhaupt kommen …«
»Wir können doch nicht den ganzen Winter hier drinnen hocken«, fügte Saryn hinzu. »Früher oder später gehen die Leute sich an die Gurgel.«
»Herumsitzen werden sie sowieso nicht«, schaltete Ryba sich ein. »Wir brauchen noch viel mehr Lebensmittel, wir müssen also weiter jagen und wahrscheinlich auch Feuerholz sammeln.«
»Erheblich mehr Feuerholz«, sagte Nylan voraus. »Wahrscheinlich können wir es aber schleppen und das ist noch aus einem anderen Grund sinnvoll.«
»Was meinst du damit?«
»Wenn wir es holen, halten wir damit gleichzeitig einen Weg vom Waldrand bis zum Fuß des Hügels frei. Ayrlyn – du sagtest doch, wir könnten die Baumstämme mithilfe der Pferde schleppen und sie draußen vor der Zufahrt zersägen.«
»Die Wächterinnen können nur begrenzte Zeit draußen bleiben und wir haben nicht genug winterfeste Kleidung für alle«, gab Saryn zu bedenken.
»Wir haben Wolle und Nadel und Faden«, erwiderte Ayrlyn.
Nylan räusperte sich. »Wir könnten das Holz zum Teil am Heizofen trocknen. Wir brauchen noch eine Menge Holz für Möbel – Tische und Kommoden und so weiter.«
»So viele Nägel haben wir nicht.«
»Früher hat man die Möbel mit Zapfen gebaut. Das können wir auch«, erklärte Ayrlyn. »Es dauert länger, aber wir werden sowieso viel Zeit haben.«
»Ihr könnt auch Leim machen«, fügte Relyn hinzu. »Die Handwerker trocknen und zerkleinern Hufe, glaube ich, und kochen sie mit Fellresten ein.«
»Waffenübungen für alle, nicht zu vergessen. Im Frühling will ich keinen Turm voller Handwerker haben«, verkündete Ryba. »Wenn wir wieder kämpfen müssen, dann muss jeder von uns besser sein als die Einheimischen.«
»Ich glaube, die Bogen können wir vorerst
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