Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Kannst du Huldran suchen und sie bitten, die Steine einfach abzuladen und den Karren zurückzubringen? Ich muss mit Ayrlyn besprechen, was sie für uns einkaufen soll.«
    »Ja, Ser.« Cessya grinste. »Laufen ist einfacher als Steine schleppen.«
    »Wir werden dir nach dem Mittagessen etwas Bewegung verschaffen«, versprach Nylan ihr, indem er das Grinsen erwiderte. Dann betrachtete er die Steine, die vor ihm lagen.
    »Soll ich weiter versuchen, einen Amboss zu bekommen?«, fragte Ayrlyn, als Cessya den Hügel hinauf marschierte.
    »Ja. Und wir brauchen Nägel in allen Größen, praktisch alle Arten von Eisenwaren. Ein paar Hämmer, würde ich sagen. Große Hämmer für die Schmiede.« Nylan strich den Mörtel in der Fuge zwischen zwei Steinen glatt. »Und ein paar runde Sägeblätter für die Sägemühle.«
    »Wir haben aber keine Sägemühle«, widersprach die rothaarige Frau lächelnd. »Und eine Schmiede haben wir auch nicht.«
    »Wir werden beides vor Ende des Jahres haben.« Der Schmied nahm noch etwas Mörtel auf die Kelle.
    »Nylan … warum treibst du dich so sehr an?«
    »Weil … was soll ich sonst machen? Ryba will diese Welt in eine verwandeln, in der Frauen herrschen, und sie wird Blut vergießen, sogar meines, wenn ich versuche, sie aufzuhalten. Im Übrigen hat sie ja Recht damit, dass Frauen schlecht behandelt werden, und das kann man ohne Gewaltanwendung nicht ändern.« Er hielt inne und wischte sich mit dem Unterarm die Stirn ab.
    »Wenn du Häuser baust, wirst du daran aber nichts ändern«, überlegte Ayrlyn. »Du ermöglichst ihr damit einfach nur, mehr zu erreichen.«
    »Was soll ich denn machen? Ich habe drei Kinder und wusste bis zu ihrer Geburt nur von einem einzigen. Soll ich sie zu einem kurzen, schlechten Leben verurteilen? Wenn sie starke Mauern zum Schutz und warmes und sauberes Wasser haben, sind sie dieser verdammten Welt nicht ganz so ausgeliefert. Es gefällt mir nicht, aber Ryba hat das Sagen.«
    »Was willst du denn?«
    Der Schmied verschmierte die Fuge und holte sich frischen Mörtel aus der Wanne. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, was ich nicht will. Ich will nicht, dass immer mehr Leute getötet werden. Ich will nicht frieren und schmutzig und hungrig sein. Ich will auch nicht, dass Dyliess, Weryl und Kyalynn leiden.« Er zuckte mit den Achseln und setzte die Kelle an.
    »Du willst geschätzt werden, aber du willst die Leute nicht zwingen, dich zu schätzen. Du willst geliebt, aber nicht benutzt werden.«
    »So könnte man es ausdrücken«, stimmte er zu. »Aber das gilt doch für die meisten Menschen. Geht es dir nicht genauso?«
    »Ja.« Ayrlyn lächelte warm. »Aber ich dachte, wir reden über dich. Du fühlst dich für alle deine Kinder verantwortlich und trotzdem fühlst du dich benutzt. Und du willst nicht darüber reden. Du sprichst nicht gern über deine Gefühle, jedenfalls nicht direkt, und du weichst aus, wenn man dich danach fragt. War es so auch, als du aufgewachsen bist?«
    »Meine Mutter hat immer gesagt, es sei sinnlos zu jammern. Es hört sowieso niemand darauf und deshalb sollte man sich lieber gleich die Luft sparen. Also haben Karista und ich nicht gejammert. Je älter ich wurde, desto richtiger fand ich es.« Er war mit Verfugen fertig und legte die Kelle weg. »Wie war es bei dir?«
    »Da haben wir es wieder. Zwei Sätze über dich und schon fängst du an, über mich zu reden.« Ayrlyn lachte. »Mein Vater war ein warmherziger Mann, mit dem ich viel Spaß hatte. Er hat nicht viel Aufhebens darum gemacht, aber er hat mir genau wie deine Mutter zu verstehen gegeben, dass die meisten Menschen außerhalb der Familie ziemlich gleichgültig sind, ganz egal, was sie von sich behaupten.«
    »Das klingt, als wäre er wirklich für dich da gewesen.«
    »War deine Mutter denn nicht für dich da? Ich bin sicher, sie war es.«
    »Oh, sicher, das war sie«, stimmte Nylan zu. »Aber sie war der Ansicht, dass es offensichtlich sei, und warum sollte sie über das Offensichtliche auch nur ein Wort verlieren? Taten zählen mehr als Worte, dachte sie.«
    »Dann versuchst du, deine Taten für sich sprechen zu lassen?« Die rothaarige Frau schüttelte den Kopf. »Die meisten Menschen wissen Taten allein nicht richtig zu deuten. Sie brauchen auch Worte, viele Worte und am besten Worte, die ihnen sagen, wie wundervoll sie sind.«
    »Du bist viel zynischer als ich.«
    »Du bist überhaupt nicht zynisch, Nylan.« Ayrlyn berührte sanft seinen Arm, die Finger waren warm und kühl

Weitere Kostenlose Bücher