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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Bogen schussbereit in der Hand.
    Die Frau zog am Geschirr und das Arbeitspferd wurde langsamer.
    Fierral sah sich kurz um und griff ins Geschirr des Wallachs, der Schaum vorm Maul hatte.
    Die dunkelhaarige Frau richtete sich auf, hob den Kopf und legte schützend den Arm um das Mädchen, das vor ihr saß. Die braunen Mäntel der beiden waren vor kurzem gewaschen worden, aber die Reiterinnen waren mit Staub bepudert und auf den Wangen der Mutter klebten Dreckspritzer.
    »Seid ihr … seid ihr die Bergfrauen?«, fragte die Frau mit heiserer Stimme.
    »Wir leben hier«, antwortete Fierral auf Alt-Anglorat.
    »Ich bitte um Asyl für meine Tochter und mich.«
    Fierral wandte sich an Nylan. »Was hast du für einen Eindruck von ihr?«
    Nylan holte Luft und versuchte, seine Gefühle durch das, was er bei sich das örtliche Netz nannte, auszuschicken und die Frau zu spüren. Nach einem Moment konnte er Fierral antworten. »Nichts von der weißen Ausstrahlung, von diesem Chaos, das fast aussieht wie das Böse. Sie ist müde und kurz vor dem Zusammenbrechen, wahrscheinlich ist sie weit geritten. Das bedeutet aber noch nicht, dass sie gut ist. – Das Kind hat Hunger«, fügte er noch hinzu.
    »Das ist immerhin schon etwas«, meinte Fierral, indem sie sich wieder zu den erschöpften Reiterinnen umdrehte. »Wir werden dich nicht wegschicken, aber die Marschallin muss …«
    »Die Entscheidung treffen«, beendete Nylan den Satz.
    »Bitte … bitte helft uns. Surba … er verfolgt uns und Pretar ist bei ihm.« Voller Panik fiel die Frau mehr aus dem Sattel, als dass sie herunterkletterte. Sie prallte mit nackten Füssen hart auf den Boden und hob die Tochter herunter.
    Nylan schauderte. Wenn er so fest auf dem Boden aufgekommen wäre, würden ihm die Füße wehtun, aber die Frau schien unbeeindruckt. Sie sah ängstlich den Hügel hinauf. Das Kind erwiderte kühn Nylans Blick und er lächelte. Die Kleine blieb ernst und sah ihn aus großen Augen an. Ihr Kopf reichte ihm höchstens bis zur Brust.
    »Hryessa, reite los und hol die Marschallin und etwas Verstärkung. Die Marschallin soll entscheiden, aber du kannst ihr sagen, wir haben eine geflohene Frau und ein paar Unruhestifter im Anmarsch, die ihr auf den Fersen sind.«
    »Im Anmarsch?«, fragte Hryessa, während sie schon aufstieg.
    »Böse Männer kommen hier herauf«, erklärte Fierral ihr.
    Berlis grinste kurz über die Umformulierung. Hryessa lenkte das Pferd bergauf.
    »Und wer bist du?«, fragte Nylan.
    »Nistayna. Ich bin den ganzen Weg von Linspros geritten.« Wieder blickte sie zum Hügel, die Hände schützend auf die Schultern des Mädchens gelegt.
    »Bleib in der Nähe«, befahl Fierral. »Berlis – du gehst dort hinüber, wo du eine freie Schusslinie hast.«
    Die Wächterin wechselte auf die andere Seite des Weges.
    »Und wo liegt Linspros?«, fragte Nylan.
    Sie riss die Augen auf. »Ist es wahr, dass Ihr aus dem Himmel gefallen seid?«
    »In gewisser Weise ist es wahr«, antwortete Nylan müde. »Nun … wo liegt Linspros?« An Fierral gewandt erklärte er: »Ich möchte nämlich gern wissen, wo überall wir uns Feinde machen.«
    Die Anführerin der Wächterinnen oder besser die Waffenmeisterin – in dieser Kultur musste sie einen Titel von dieser Art tragen, überlegte Nylan – lächelte humorlos und winkte Weindre. »Sie brauchen etwas zu trinken.«
    »Linspros …«, murmelte Nistayna.
    Nylan führte das Wagenpferd zum nächsten Baumstumpf und band die Zügel an eine vorstehende Wurzel. Dann drehte er sich um und reichte der zitternden Frau eine Hand.
    Nistayna wich zurück und legte die Arme schützend um das Mädchen.
    »Na schön.« Er winkte Weindre, die mit einer der wenigen noch existierenden Wasserflaschen aus Plastik kam. »Bring die beiden dazu, sich zu setzen, ehe sie umfallen.«
    Fierral band den Ackergaul an einen anderen Baum und sah sich wieder zum Hügel um. Hryessa hatte schon beinahe die Hügelkuppe erreicht.
    Die schwarzhaarige Einheimische ließ sich auf den Baumstumpf fallen, nahm die Wasserflasche entgegen und gab sie zuerst dem Mädchen. Nachdem das Mädchen und danach die Mutter getrunken hatten, versuchte Nylan es noch einmal. »Wir sind fremd hier. Wo ist Linspros? Ist es in der Nähe von Gnotos?«
    »O nein. Linspros liegt zwischen Analeria und Gallos im großen Westtal.«
    »Also östlich der Berge. Wie lange hast du gebraucht, um uns zu finden?«
    »Tage … viele Tage. Gestern … gestern habe ich Surba gesehen. Ich war auf einer

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