Sturz Der Engel
machen.« Ayrlyn drehte sich um. »Wenn man vom Teufel spricht …«
»Wie ich sehe, hast du das Sägeblatt bekommen.«
»Nur eines und es hat allein fast ein Goldstück gekostet. Außerdem musste ich versprechen, mit dem Sägeblatt in die Westhörner zu gehen, was mir aber nicht besonders schwer gefallen ist.«
»Wie ich sehe, hast du ein paar Rekrutinnen mitgebracht. Wir haben auch eine angeworben. Sie hat eine Tochter.«
»Es spricht sich herum.« Ayrlyn deutete zum Turm. »Selitra ist schon zu Ryba gegangen.«
»Wahrscheinlich hast du alle aufgenommen, die gefragt haben.« Gerlich trat neben Ayrlyn.
»Keineswegs. Mindestens ein Dutzend Frauen haben mich angesprochen. Nur diese vier hier habe ich mitgenommen.«
»Nur vier, man stelle sich vor.«
»Übertreib’s nicht, Gerlich«, sagte Nylan leise. »Ich habe in der letzten Zeit nicht viel Wild gesehen und sonst hast du auch kaum etwas zu bieten.«
»Das Wild ist eben knapp.« Gerlich ging zur anderen Seite des Wagens und musterte unverhohlen die drei Frauen. Relyn stand neben Cessya und lächelte ironisch, den Haken an den Gürtel gelegt.
Nylan musste noch die Klammer für den Einarmigen herstellen und anbringen – wieder ein Punkt, in dem er hinter der Zeit her war. Aber erst musste er die Schmiede einrichten.
Als auf dem kurzen gepflasterten Stück vor den Ställen Hufschläge zu hören waren, drehte sich der Ingenieur um. Ryba saß locker auf dem Braunen, aber Nylan wusste, dass ihr das Reiten immer noch Schmerzen bereitete. Es war aber sicher nicht so schmerzhaft wie der brüchige Friede zwischen ihnen. Ein Friede, der nur Bestand hatte dank getrennter Liegen und weil er notwendig war, um Dyliess zu versorgen.
Auch die vier Frauen drehten sich zu Ryba herum. Die größte schauderte stark genug; dass ihr Unbehagen für alle Wächterinnen in der Nähe unübersehbar war.
Ryba zügelte das Pferd, stieg aber nicht ab. »Ihr wollt euch also der Garde von Westwind anschließen?«
»Wenn Ihr es erlaubt, Engel«, antwortete die dunkelhaarige Frau, die kleinste in der Gruppe.
»Das ist Ydrall«, flüsterte Ayrlyn. »Sie hat sogar die Erlaubnis ihres Vaters bekommen und ein paar Dinge mitgebracht, die wir brauchen können – Nadeln, ein paar Silberstücke, getrocknete Früchte von ihren eigenen Bäumen … die Früchte heißen Birnäpfel. Sie kann reiten und mit dem Schwert umgehen.«
»Ich bin kein Engel. Ich bin die Marschallin von Westwind. Wenn ihr hier bleiben wollt, müsst ihr dafür kämpfen. Es scheint so, als wollte die Hälfte aller Männer in Candar uns verprügeln und den Turm Stein um Stein niederreißen. Seid ihr bereit, gegen sie zu kämpfen, obwohl sie eure Verwandten sind?« Rybas Stimme war hart. »Auch dann noch, wenn einer darunter ist, den eure Schwester zum Gemahl genommen hat?« Ryba richtete sich auf. »Wenn ihr dazu entschlossen seid, dann sollt ihr mit uns teilen, was wir haben, und wir werden euch lehren, mit Klinge und Bogen zu kämpfen.«
Die vier nickten, eine oder zwei sagten leise: »Ja.«
Rybas Blick fiel kurz auf Gerlich, dann wandte sie sich an Fierral. »Kannst du die nötigen Vorkehrungen treffen, Anführerin der Garde?«
»Ja, Marschallin.« Fierral wandte sich an die vier Neuankömmlinge. »Bringt euer Zeug, eure Sachen, mit. Wir suchen euch einen Schlafplatz im zweiten Stock.«
Als Ryba das Pferd wieder zu den Ställen hinauf lenkte und die vier mit Fierral verschwunden waren, meinte Nylan: »Wenn noch mehr kommen, müssen wir Kojen bauen und Matratzen oder Schlafmatten herstellen.«
»Wir sollten besser gleich damit beginnen«, antwortete die Heilerin. »Wir sind den größeren Städten ausgewichen, wo Bewaffnete stehen konnten, aber überall sonst, wo ich gewesen bin, wollten die Frauen weggehen. In jedem Ort sind es jeweils nicht sehr viele, aber …«
»Ich bin froh, dass du den bewaffneten Truppen ausgewichen bist. Deine Reisen dürften inzwischen ziemlich gefährlich sein.« Nylan überlegte und wechselte das Thema. »Aus welchem Material sollen wir die Matratzen herstellen?«
»Ich habe versucht, mich nicht zu auffällig zu bewegen … und danke, dass du mir sagst, dass dir etwas an mir liegt.« Ayrlyn lächelte, Nylan schluckte. »Heu ist möglicherweise als Füllung für Matratzen geeignet, wenn es gut getrocknet und gründlich gereinigt ist, aber wir haben nicht mehr viel Stoff, um die Bezüge zu nähen.«
»Ich würde sie sowieso nicht rundherum zunähen«, schlug Nylan vor. »Wir lassen sie an
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