Sturz Der Engel
schwankt und bricht, die entmutigten Soldaten ignorieren die Befehle ihrer Vorgesetzten.
Gethen lässt den Arm kreisen und die Reiter aus Lornth greifen an.
Weniger als zwei Züge der Suthyaner erreichen lebend den Fluss, weniger als die Hälfte von diesen schafft den Übergang durch die Furt.
Auf der Westseite des Flusses zügelt Sillek das Pferd und überblickt die Lage. Seine Augen wandern, aber nicht zu den hunderten getöteter Suthyaner, sondern zu den gefallenen Soldaten aus Lornth, kaum mehr als ein halbes Dutzend.
Gethen säubert seine Klinge und wendet sich an Sillek. »Man wird Euch einen Schlächter nennen, Fürst.«
»Es ist mir egal, wie man mich nennt, solange man mich achtet.« Sillek holt tief Luft und vergewissert sich, dass sie außerhalb der Hörweite der Magier und der Unterführer sind, die sich ums Ausplündern und Begraben der Toten kümmern. »Das Kämpfen ist nicht ruhmreich und wer anders denkt …« Er beendet den Satz nicht, sondern schüttelt nur den Kopf.
»Viele in Eurem Land dürften anderer Meinung sein, Fürst.«
»Und das, obwohl ich ihre Söhne gerettet habe.« Sillek lacht heiser. »Oder wollt Ihr mir widersprechen, Gethen?«
»Nein.« Auch Gethen lacht bitter. »Ihr habt in jungen Jahren gelernt, was viele ihr Leben lang nicht begreifen. Aber sprecht nicht darüber, es sei denn mit Männern, die grauhaarig sind wie ich oder die ihre Söhne in nutzlosen Schlachten verloren haben. Sprecht nicht darüber, wenn Ihr nicht eines Tages gezwungen sein wollt, die zu töten, die Eure Worte vernommen haben.«
»Ich werde es nicht vergessen.« Sillek presst die Lippen zusammen. »War dies eine nutzlose Schlacht?«
»Weniger sinnlos als die meisten, mein Fürst. Sonst wäre ich nicht hier.«
»Also auf nach Rulyarth.«
»Auf nach Rulyarth«, wiederholt Gethen.
»Aber erst nachdem unsere siegreichen Truppen sich ihre wohlverdiente Belohnung geholt haben«, fügt Sillek düster und halblaut hinzu.
LXXXVIII
N ylan klopfte auf den Ziegelstein, bis er gerade auf dem Mörtel saß, und strich den überflüssigen Mörtel mit der Kelle aus der Fuge. Damit war die Grundmauer des Schmiedeofens fertig. Irgendwann konnten Huldran, Cessya und die anderen die Dachbalken aufsetzen. Er musste zuerst den Schmiedeofen fertig bauen und Waffen schmieden … Waffen, mit denen Menschen getötet werden würden.
»Noch etwas Mörtel, Ser?«, fragte Huldran.
»Nein.« Er blickte nach Westen, wo die Sonne knapp über den Gipfeln stand. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, bis die Triangel zum Abendessen rufen würde. Er rieb sich die Schultern. Eigentlich sollte ihm die Arbeit nach einem Jahr leichter fallen, aber es sah nicht danach aus. Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als Ayrlyn zur halb fertigen Schmiede geeilt kam. »Das riecht nach Ärger.«
»Davon haben wir auch so schon mehr als genug«, erklärte Huldran. »Diese Neue, Desain heißt sie, glaubt doch, Duschen wäre ungesund. Die andere, Ryllya, hat einen Anfall bekommen, als die Heilerin ihr die Haare geschnitten hat. Sie sagte, ihre Stärke käme aus den Haaren. Solche Dinge erinnern mich immer wieder daran, was dies hier für ein seltsamer Planet ist.«
»Er ist wirklich seltsam«, stimmte Nylan abwesend zu. Er fragte sich, warum Ayrlyn sich so beeilte.
»Da kommt die Heilerin gerannt«, verkündete Huldran überflüssigerweise.
»Gerlich ist weg«, rief Ayrlyn, noch bevor sie die Tür der Schmiede erreicht hatte. Ihr Gesicht war gerötet.
»Woher weißt du das?«
»Vorgestern sagte er, er würde zwei Tage ausreiten, weil er Schwierigkeiten hätte, Wild zu finden. Er hat ein Pferd und die alte graue Stute als Packpferd genommen. Llyselle hat es herausgefunden, als sie die Ställe ausgemistet hat. Sie hat es mir gesagt und ich habe Ryba unterrichtet. Heute habe ich in seinem Quartier nachgesehen und festgestellt, dass seine beiden Bogen verschwunden sind. Wo seine Kleider waren, liegen zusammengerollte Lumpen. Ich habe gründlicher nachgesehen und herausgefunden, dass auch alles Geld aus der Schatulle verschwunden ist, die ich im vierten Stock versteckt hatte.« Ayrlyn wischte sich die Stirn ab. »Ryba hat die Goldstücke irgendwo anders versteckt, aber es sind eine Menge Silberstücke und ein Haufen Kupfermünzen verschwunden. Außerdem hat er eine Handvoll Klingen mitgenommen – die schlechten, die hinten in der Truhe lagen.«
Nylan nickte. »Und er hat Pfeile mitgehen lassen.«
»Warum hast du nichts
Weitere Kostenlose Bücher