Sturz Der Engel
erwidert Ellindyja. »Ihr seid immer auf alles vorbereitet.«
»Ich danke Euch für die Nachsicht. Ich freue mich sehr, Euch zu sehen. Gibt es einen besonderen Anlass für Euren Besuch?«
»Wie ich höre, hat vor einem Achttag eine gallische Streitmacht das Dach der Welt angegriffen«, beginnt die Fürstin Ellindyja. »Aber Ihr als Herrin von Lornth wisst natürlich mehr darüber als ich. Würdet Ihr so freundlich sein, mich zu unterrichten?«
»Natürlich lasse ich Euch gern wissen, was man mir zugetragen hat, obschon Ihr zweifellos über weitaus mehr Quellen verfügt als ich.« Zeldyan nimmt eine kleine Glocke vom Tisch und schellt. »Bitte, setzt Euch doch. Ich lasse kühlen, gesüßten grünen Saft heraufschicken.« Sie deutet zum größten Lehnstuhl im Zimmer.
»Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft.« Ellindyja lächelt und lässt sich schwerfällig im Lehnstuhl nieder. Ihr Blick schweift durchs Zimmer. »Seid Ihr sicher, dass das Schellen nicht den kleinen Nesslek weckt?«
»Falls es ihn wecken sollte, werde ich ihn nehmen«, erwidert Zeldyan lächelnd. »Kinder wachsen, wie ich gesehen habe, so schnell, und ich bin es noch lange nicht müde, seine Gegenwart zu genießen, zumal mein Zuspruch ihm so viel bedeutet.«
»Sie wachsen schnell und man muss Euch für Eure mütterliche Sorge loben.«
Ein stämmiges Hausmädchen erscheint und verneigt sich vor Zeldyan. »Ja, Herrin?«
»Eine Karaffe frischen grünen Saft mit Honig und ein wenig vom frischen Gebäck bitte.«
Das dunkelhaarige Mädchen nickt und huscht wieder hinaus.
Zeldyan geht zur Wiege und betrachtet ihren schlafenden Sohn, dann setzt sie sich auf den schlichten Stuhl mit gerader Lehne, der dem Platz ihrer Schwiegermutter gegenüber am niedrigen Tisch steht. »Ich habe einen Bericht von einem Magier erhalten – gleichzeitig hat er auch eine Meldung direkt an Fürst Sillek geschickt –, dass eine gallische Streitmacht versucht hat, den Vorposten der Engel auf dem Dach der Welt einzunehmen. Die Galler haben viele Bewaffnete verloren. Der Magier war unsicher, ob Engel getötet wurden, aber einige wurden verwundet.«
»Der fragliche Magier muss Hissl sein, der ist sich niemals irgendeiner Sache sicher, es sei denn, seiner eigenen Wichtigkeit«, wirft Ellindyja ein.
»Dennoch … die Magier, ob sie unsicher sind oder nicht, können durchaus von Nutzen sein.«
»Dieser … dieser Angriff beunruhigt mich. Wie ich gehört habe, ist aus Gallos auch eine Mitteilung gekommen, dass man glaubt, Lornth sei nicht im Stande, die Verwüstungen zu verhindern, denen seine Einwohner ausgesetzt sind.« Ellindyja lächelt zuckersüß.
»Ja«, erwidert Zeldyan. »Wie Ihr der Meldung zweifellos entnommen habt, obwohl sie an Fürst Sillek gerichtet war, hat Fürst Karthanos sein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Er schrieb, er hätte sich zum Eingreifen gezwungen gesehen, weil die Lage auf dem Dach der Welt für seine Grundbesitzer untragbar geworden sei. Fürst Karthanos hat der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass Fürst Sillek, sobald er nach Lornth zurückkehrt, die Situation auf dem Dach der Welt bereinigt.«
»So etwas dachte ich mir schon.«
Die Tür geht auf und das Dienstmädchen kehrt mit einem silbernen Tablett zurück, auf dem eine Kristallkaraffe mit grünem Saft, zwei leere Trinkbecher und ein hellgrüner Porzellanteller mit kleinen Gebäckstücken stehen. Das Mädchen setzt das Tablett auf dem Tisch ab, verneigt sich und zieht sich wieder zurück.
Als die Tür geschlossen ist, schenkt Zeldyan den Saft in die Becher und überlässt es Ellindyja, sich einen auszusuchen.
Die ältere Frau nimmt ein Stück Gebäck dazu und isst es mit zierlichen Bewegungen. »Das Gebäck ist köstlich. Ich erinnere mich, bei einem Besuch bei Eurer Mutter einmal etwas Ähnliches gegessen zu haben – handelt es sich vielleicht um ein überliefertes Rezept Eurer Familie?«
»Ich habe viel von meiner Mutter gelernt und bin dafür sehr dankbar.« Zeldyan trinkt einen Schluck grünen Saft, hält den Becher in der Hand und wartet ab.
»Ich bin sicher, Ihr seht ein«, fährt Ellindyja schließlich fort, »dass nun eine ausgesprochen schwierige Situation entstanden ist.«
»Allerdings, das ist nicht zu übersehen. Die Grundbesitzer auf beiden Seiten der Westhörner sind erbost darüber, dass eine Gruppe von Frauen etwas wie ein unabhängiges Land geschaffen hat. Wenn Sillek sich weigert, die Frauen anzugreifen, muss er damit rechnen, dass die Leute hier in Lornth
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