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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Augenblick und fügte hinzu: »Wenigstens können wir mit dem, was wir heute erbeutet haben, reichlich Vorräte für den Winter einkaufen.«
    Nylan und Ayrlyn rieben sich gleichzeitig die Stirn und wechselten einen Blick.

 
XCVI
     
    N achdem sie einen langen Nachmittag damit verbracht hatten, die Überreste des Gemetzels beiseite zu schaffen, die Verletzten zu versorgen und ein Hügelgrab für Ryllya zu errichten, die Nylan nie richtig kennen gelernt hatte, nahmen sie erschöpft ein stilles Abendessen ein. Anschließend saß Nylan im Schaukelstuhl und wiegte Dyliess. Ryba lag schweigend auf ihrer abgerückten Liege in der Dunkelheit.
    Aus welchem Grund auch immer, im Zwielicht seine Tochter zu wiegen linderte die Kopfschmerzen wirkungsvoller, als es die Dunkelheit allein oder die von Blynnal zubereitete warme Mahlzeit vermocht hatte.
     
    … wer wiegt dich in den Schlaf?
     
    Dein Vater ist’s, der singt ein Schlaflied dir.
    In tiefem, festem Schlummer sollst du liegen,
    Ich sing für dich, bis alle Sterne leuchten,
    Und bis der Morgen graut, will ich dich wiegen.
     
    Als Dyliess schlief und er sich auf seine Liege legte, war das Pochen im Kopf zu einem dumpfen Nachhallen des früheren Hammerwerks abgeklungen.
    Draußen vor dem Fenster blitzte es und die abendliche Brise trug von den Gipfeln im Westen fernes Donnergrollen heran. Die Luft roch nach Regen. Vielleicht würde der Regen die Aura und den Gestank des Todes vom Dach der Welt waschen. Vielleicht würde er es leichter überwinden, wenn er endlich einschlief.
    Nicht zum ersten Mal fragte Nylan sich, warum so viele Menschen sich allein der Gewalt beugen wollten. Er verkniff sich ein Seufzen.
    »Das Töten setzt dir zu«, bemerkte Ryba.
    »Du hast es bemerkt.« Er bemühte sich, nicht verbittert zu klingen, und merkte sofort, dass es ihm nicht gelungen war.
    »Du bist ungefähr für einen toten Gegner pro Schlacht zu gebrauchen, was?«, fuhr Ryba leise fort. »Das wird aber schwierig, wenn viele unfreundliche Leute mit Schwertern herumreiten.«
    »Besonders schwierig wird es, wenn man auf einem Pferd sitzt und nichts mehr sehen kann.« Nylan streckte sich. Beine und Arme taten ihm weh, eine Folge des Reitens und der Schmiedearbeiten. Zwei Dinge, die er nicht sehr gut beherrschte, wie er fürchtete.
    »Wie kommt das?«
    »Jedes Mal wenn jemand stirbt, ist das Schlachtfeld oder das lokale Netz, oder wie man es auch nennen will, von einem grellen Weiß überflutet. Das Gefühl fährt wie ein unsichtbarer, aber sehr scharfer Dolch durch mich.«
    »Dieser Planet …«, antwortete Ryba müde. »Je erfolgreicher wir sind, desto mehr sind die Leute darauf aus, uns umzubringen.«
    »Das kann dir auch anderswo passieren.« Nylan gähnte. »Hier fällt es nur stärker ins Auge.«
    »Wir müssen mehr Frauen anwerben und das bedeutet, dass wir mehr Waffen brauchen.«
    »Also noch mehr Pfeilspitzen«, stöhnte Nylan. An die zwangsläufige Folge der Waffen, die toten Kämpfer, wollte er gar nicht erst denken.
    »Kannst du nicht doch mehr Schwerter herstellen? Wir brauchen beides. Ich fände es wirklich sinnvoll, wenn alle Wächterinnen zwei Schwerter hätten. Auf diese Weise könnten sie eines werfen, wenn es nötig ist. Je besser unsere Offensivbewaffnung …«
    Nylan musste lachen, als er hörte, dass Ryba Wurfschwerter als Offensivbewaffnung bezeichnete. Früher hatten sie Laserstrahlen und Deenergetisatoren gehabt. Der Laser war als Einziger noch intakt. »Wir haben schon mit den Pfeilspitzen genug Mühe.«
    »Wir brauchen irgendetwas.«
    »Wie ich schon sagte, ich versuche, ein paar der schlechteren erbeuteten Schwerter aufzuarbeiten«, sagte der Ingenieur-Schmied. »Falls es dir nichts ausmacht, auf die Einnahmen zu verzichten.«
    »Nach dem heutigen Sieg haben wir genügend Geld und eine Menge Schwerter, mit denen du arbeiten kannst. Ich bin sicher, dass dir etwas einfällt.«
    Nylan gähnte noch einmal und wünschte, er wäre so sicher wie sie.

 
XCVII
     
    Z eldyan steht vom Schreibtisch am Fenster auf, wo sich Schriftrollen stapeln, um die Besucherin zu begrüßen. »Fürstin Ellindyja, ich muss mich für mein nachlässiges Äußeres entschuldigen.« Trotz ihrer Entschuldigung steckt das blonde Haar ordentlich unter einem silbernen Haarband, das mit Malachit geschmückt ist, und der grüne Hausmantel und die Hosen sind makellos sauber.
    »Nachlässigkeit im äußeren Erscheinungsbild ist keinesfalls ein Vorwurf, den man Euch machen könnte, meine Liebe«,

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