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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Unterschied. Die Einheimischen schienen darauf aus zu sein, sich gegenseitig zu Tode zu prügeln. Es schien fast, als betrachteten sie die leichten Säbel der Kavallerie als minderwertig und als wäre es eine Ehre, eine möglichst große und schwere Waffe zu tragen. Ryba wollte dagegen einen möglichst schnellen und wirkungsvollen Weg finden, die Angreifer zu töten.
    »Bist du bereit?«, fragte er Huldran, als er die Klinge neben dem Schmiedefeuer auf die gemauerte Ablage niederlegte. Er hob mit der Zange einen dünnen Streifen Blech hoch und legte es in die Kohlen.
    Huldran pumpte langsam und schweigend am Blasebalg. Das legierte Metall wurde heiß, aber es ging langsamer als bei der einheimischen Klinge. Nach einer Weile schob Nylan auch das Schwert neben die Legierung und wartete, bis es zu glühen begann.
    Als die primitive Stahlklinge weit genug erhitzt war, legte er sie auf seinen improvisierten Arbeitsplatz. Dann schob er den heißen Metallstreifen auf die kirschrot glühende Klinge, hob den Hammer und fühlte mit den Sinnen, wie er die beiden Teile am besten miteinander verschweißen konnte.
    Drei Schläge später wusste er, dass er ein Problem hatte. Die Legierung wurde einfach durch den Stahl der einheimischen Klinge getrieben, als wäre ein Beitel durch ein Stück Holz gedrungen.
    »Die verdammte Legierung«, murmelte er halblaut. »Natürlich konnte es nicht so einfach sein, wie ich dachte.«
    »Das ist es doch nie, Ser«, antwortete Huldran.
    »Ja, leider.«
    Nylan brauchte länger, um die Teile voneinander zu trennen, als das Zusammenfügen gedauert hatte.
    »Wenn das nicht funktioniert …« Er ging zur Türöffnung der Schmiede, in die noch keine Tür eingesetzt worden war. Draußen sah er hohe Schäfchenwolken mit dunklen Kernen, die Blitze, Donner und starken Wind verhießen. Schade, dass er die Blitze nicht in einen elektrischen Schmelzofen umlenken konnte.
    »Genau!«, schnaubte er, als er zur Schmiede zurückkehrte.
    Was, wenn er die Legierung zu einer papierdünnen Folie auswalzte und dann den einheimischen Stahl darauf presste? Ob es funktionieren würde, wenn er die Folie danach noch einmal erhitzte und faltete, um sie um das einheimische Schwert zu legen?
    Er legte die zerstörte Klinge zur Seite und schob die Legierung mit der Zange wieder ins Feuer.
    »Glaubt Ihr denn, Ihr bekommt das hin?«, fragte Huldran. Der Schweiß rann ihr unter dem kurzen blonden Haar heraus, während sie kräftig am Blasebalg pumpte.
    »Eine Weile wird es funktionieren. Aber wir haben nicht mehr viele Bleche aus dieser Legierung. Ich besitze nicht das richtige Werkzeug, um die Rümpfe der Landefahrzeuge zu zerlegen. Wenn ich das Werkzeug und das Können eines einheimischen Schmieds hätte, würde es vielleicht gehen, aber das habe ich nun mal nicht.«
    Nach einer Weile zog er das Blech aus dem Schmiedefeuer und hämmerte es aus, bis er eine flache Folie vor sich liegen hatte. Es verlor die Wärme sehr schnell und er musste es mehrmals wieder erhitzen.
    Nylan brauchte den halben Vormittag, um die Legierung und die Klinge flach zu walzen und die beiden Teile miteinander zu verbinden. Seine Arme taten weh, die Schultern waren verkrampft und die Hände müde. Jetzt verstand er, warum Schmiede auf alten Abbildungen immer als Männer mit Armen wie Baumstämme dargestellt wurden.
    Er legte das mehrfach umeinander gefaltete Metall neben das Schmiedefeuer.
    »Und was jetzt?«, fragte Huldran.
    »Jetzt machen wir eine Pause und dann arbeiten wir weiter.«
    »Meint Ihr denn, es funktioniert so?«
    »Oh, sicher, es wird funktionieren. Aber es geht langsam wie alles in einer primitiven Kultur.« Nylan richtete sich auf und streckte sich, wobei er versuchte, nicht zu offensichtlich zusammenzuzucken. »Warum ist wohl selbst ein schlechtes Schwert beinahe ein Goldstück wert?« Er holte tief Luft und ließ die Schultern etwas sinken, um sie zu entspannen. »Ich habe irgendwo gelesen, dass ein guter Schmied Eisen und Stahl ein paar Dutzend Mal umeinander falten muss, bis er die richtige Klinge hat.«
    »Ein paar Dutzend Mal. Für ein einziges Mal haben wir schon den halben Morgen gebraucht.«
    »Genau das meine ich«, erwiderte Nylan trocken. »Laserstrahlen und viel Energie machen so etwas erheblich einfacher. Jetzt haben wir nur noch Holzkohle, Hämmer und die Muskelkraft. Deshalb dauert es länger.«
    Er ging zum Turm, Huldran folgte ihm kurz darauf.

 
XCIX
     
    S illek steht auf der Pier, Gethen ein paar Schritte hinter ihm

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