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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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unzufrieden werden. Mit noch größerem Verlust an Ansehen und Ländereien müsste er rechnen, wenn Fürst Karthanos die Angelegenheit erfolgreich zu regeln weiß.«
    Zeldyan stellt den Becher auf den Tisch und lächelt. »Andererseits hatte Karthanos keinen Erfolg, weshalb er möglicherweise so höflich und verklausuliert bittet, Fürst Sillek möge sein Land in Ordnung bringen.«
    Ellindyja trinkt vom grünen Saft, tupft sich die Lippen mit einem seidenen Tuch ab und stellt den Becher auf den Tisch. »Ihr wollt auf etwas hinaus, meine Liebe, aber ich fürchte, mir ist noch nicht völlig klar, was Ihr meint.«
    Zeldyan zuckt mit den Achseln. »Fürst Karthanos ist für seine Gerissenheit bekannt. Vielleicht ist er zu dem Schluss gekommen, dass dieses werdende Land der Frauen nicht eingenommen werden kann.«
    »Das fällt mir schwer zu glauben. Eine Handvoll Frauen?«
    »Unglaublich mag es klingen, aber falls es zutrifft und falls mein Gebieter seine Mittel und Kräfte auf dem Dach der Welt verbraucht, gäbe es nichts mehr, was Karthanos davon abhalten könnte, das Gebiet der Frauen anzuerkennen und sein eigenes Reich bis nach Mitteltal oder Cerlyn auszudehnen.«
    Fürstin Ellindyja schürzt einen Moment die Lippen. »Ihr zweifelt an den Fähigkeiten und der Tapferkeit Eures Gebieters?«
    »Ich liebe und achte meinen Herrn und diese Liebe und Achtung verlangen von mir, ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Niemand konnte den Adlern der Dämonen widerstehen, als sie vor langer Zeit in Analeria landeten. Ich würde meinen Gebieter lieber warnen, vorsichtig zu sein, damit ihm nicht das Gleiche widerfährt wie Fürst Pertelo.«
    »Eine solche Warnung wäre sicher klug, würde allerdings alle Grundbesitzer auf beiden Seiten der Westhörner dazu bringen, von Eurem Gebieter den vorzeitigen Rücktritt zu fordern.«
    »Da mögt Ihr Recht haben, meine Dame, denn die meisten Männer sind Narren, und jene wie mein Herr, die es nicht sind, fallen oft den anderen zum Opfer«, räumt Zeldyan ein.
    »Fürst Sillek muss seine Bestimmung selbst finden und sein Erbe wiedergewinnen. Wollt Ihr wirklich, dass er etwas anderes tut?« Ellindyja hebt das Glas, trinkt aber nicht daraus.
    »Mein Fürst muss, wie Ihr richtig sagt, seine Bestimmung selbst finden«, antwortet Zeldyan. »Nehmt doch noch etwas Gebäck.«
    »Eines noch«, stimmt Ellindyja zu.
    »Noch etwas Saft?«
    »Lieber nicht, aber es ist sehr freundlich von Euch.«
    Zeldyan schenkt sich noch einen halben Becher ein und ihr Blick wandert unwillkürlich zur Wiege.

 
XCVIII
     
    E in dünner Strahl Sonnenlicht fiel auf Nylans Gesicht, als er Holzkohle aufs Feuer schaufelte, das er mit Holz in Gang gebracht hatte. Die Dachbalken der Schmiede waren inzwischen eingesetzt und die Dachschindeln zum größten Teil darauf befestigt, aber an einigen Stellen waren noch Löcher, durch welche die Sonne hereinscheinen konnte.
    Fensterläden, Türen und einen festen Fußboden gab es allerdings noch nicht und das Dach hatte er auch nur bekommen, weil Ryba und Fierral mehr Waffen haben wollten; so war es nötig geworden, die Schmiede auch bei schlechtem Wetter zu betreiben. Würde Westwinds Existenz denn immer nur von Waffen abhängen?
    Der Ingenieur-Schmied hob die schwere, aus Eisen und Stahl geschmiedete Klinge hoch und ließ die Sinne ins Metall eindringen. Auf diese Weise untersuchte er die Körnung, bis er eine Schwachstelle in dem Teil spürte, den man als Rückgrat der Klinge bezeichnen konnte. Er schürzte die Lippen. Nicht nur, dass er nichts vom Schmiedehandwerk verstand, er kannte nicht einmal die richtigen Begriffe.
    Er hatte kein richtiges Werkzeug und keine Ahnung, wie man Eisen schmiedete – nur eine unklare Vorstellung, dass die richtige Kombination genau bemessener Schläge, um das Metall zu härten und zu verstärken, zusammen mit dem Erhitzen und Abschrecken im richtigen Rhythmus die einheimischen Klingen verbessern würde, wobei er jedoch eher auf sein Gefühl als auf echtes Wissen über die physikalischen Zusammenhänge bauen musste.
    Er lachte. Er wollte die einheimischen Waffen verbessern? Gut möglich, dass er ein stumpfes, aber immerhin noch brauchbares Brecheisen in ein wertloses Stück Altmetall verwandeln würde. Aber die Marschallin von Westwind brauchte bessere Waffen für die neuen Rekruten, schärfere und härtere Klingen, die außerdem leichter waren als die großen Metallstangen, die von den Einheimischen bevorzugt wurden.
    Es gab noch einen weiteren

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